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Predigten zu 1. Mose 33,17

"Und Jakob brach auf nach Sukkoth und baute sich ein Haus, und seinem Vieh machte er Hütten; darum gab er dem Orte den Namen Sukkoth."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Die Gebetsstätte - allezeit der wichtigste Platz "Und Jakob zog gen Sukkoth und baute sich ein Haus und machte seinem Vieh Hütten; daher heißt die Stätte Sukkoth."

Dieses Schriftwort führt uns in die Zeit nach Jakobs Versöhnung mit Esau. In der Nähe von Sichem ließ er sich nieder. Hier fand er gute Weideplätze für seine Herden und Wohnstätten für seine Familie. Das war ihm aber nicht genug. Jakob sorgte auch für einen Ort, an dem er die Gemeinschaft mit seinem Gott in besonderer Weise pflegen konnte: "Er richtete einen Altar zu" (V. 20). Bei der Einrichtung dieses Gebetsplatzes wollen wir etwas verweilen. Es war dies für Jakob - und sollte es für alle sein: - der wichtigste Platz. Was hätte das reichste und fruchtbarste Land dem in Gott gesund gewordenen Jakob geholfen, wenn er nicht seine Stille zum Umgang mit Gott hätte haben können? Weil nun so viele Menschen sich von diesem wichtigsten Platz des Umganges mit Gott durch allerlei Umstände und Dinge abhalten lassen, so wollen wir einmal darauf achten, wie Jakob sich durch dreierlei Umstände nicht von treuer Gemeinschaft mit Gott abhalten ließ.

1. Auch nach überstandenen Gefahren

Jakob rief an dem dazu erlesenen Platz den Namen Gottes an, obwohl die schlimmsten Gefahren, die ihn lange Zeit bedroht hatten, glücklich vorüber waren. Lange Zeit lag der Zorn des Esau wie ein schwerer Druck auf dem Herzen des Jakob. Immer musste er fürchten, dass Esau noch einmal Rache nehmen würde für den Raub des Erstgeburtssegens. Diese Not hatte Jakob oft ins Gebet getrieben. Wir hörten ihn am Jabbok flehen: "Errette mich von der Hand meines Bruders, von der Hand Esaus; denn ich fürchte mich vor ihm, dass er nicht komme und schlage mich, die Mütter samt den Kindern" (1. Mose 32, 12). Diese furchtbare Gefahr war aber soeben beseitigt. Esau hatte sich mit Jakob ausgesöhnt, hatte ihn wieder umarmt und geküsst und war im Frieden von ihm weggezogen (1. Mose 33, 4. 16). Wie mancher würde nun an Jakobs Stelle gedacht haben: "Jetzt ist das Beten nicht mehr nötig. Gott hat mein Gebet erhört und mich vor Esaus Wut bewahrt. Nun will ich mit dem weiteren Beten warten, bis neue besondere Nöte und Bedrängnisse an mich herantreten." So haben es leider manche Soldaten gemacht, die vor dem Sturmangriff zu Gott flehten, aber nachher im alten Leichtsinn weiterlebten. Nicht so der wahre Gottesstreiter Jakob. Er hat auch nach dem Abzug des Esau einen Gebetsplatz nötig. Gott ist nicht nur sein Helfer in Notzeiten, sondern ist allezeit sein liebster Umgang in bösen wie in guten Tagen. Wahre Himmelspilger erkennt man daran, dass ihnen der Verkehr mit Gott in allen Zeiten das wichtigste Anliegen ist.

2. Auch im Wohlstand

Jakob ließ sich nicht durch seinen Wohlstand vom Gebet abhalten. Einst, bei der Flucht nach Haran, hatte er nichts als einen Stab. Damals versprach er, Gott als seinen Gott anzunehmen, wenn er ihn auf dem Wege behüten werde (1. Mose 28, 20 u. 21). Nun kommt Jakob als reicher Herdenbesitzer zurück. Wie mancher braucht kein Kämmerlein mehr, wenn er "ein gemachter Mann" ist! Dann sucht er im Irdischen seine Befriedigung. Jakob aber findet seine Befriedigung nicht in den großen Herden. Sein Herz braucht mehr als diesen Reichtum. Er sucht trotz der irdischen Besitztümer weiter nach solchen Schätzen, die weder Motten noch Rost fressen können (Mt. 6, 19 u. 20). Er macht sich einen Platz zurecht, an dem er täglich von Gott unvergänglichen Reichtum empfangen kann.

3. Auch angesichts der Umwelt

Jakob ließ sich nicht durch die Nähe innerlich anders stehender Nachbarn vom Gebet abhalten. Er wohnte vor der Stadt Sichem. Die Einwohner waren Heiden. Durch die Errichtung des Altars und durch das Gebet zu dem starken Gott Israels trat Jakob in Widerspruch zu dem Glauben und dem Gottesdienst seiner Nachbarn. Der Gebetsplatz war ein Bekenntnis und Zeugnis gegenüber den benachbarten Heiden. Wahre Gottesstreiter schämen sich ihrer Gemeinschaft mit Gott nicht, selbst wenn die Welt sie gelegentlich darüber verspottet. Lasst uns lieber jeden anderen Platz missen als den Gebetsplatz!