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Predigten zu 1. Mose 34,25

"Und es geschah am dritten Tage, als sie in Schmerzen waren, da nahmen die zwei Söhne Jakobs, Simeon und Levi, die Brüder Dinas, ein jeder sein Schwert und kamen kühn wider die Stadt und ermordeten alles Männliche;"

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Es begab sich aber am dritten Tage, da es sie schmerzte, dass die beiden Söhne Jakobs, Simeon und Levi, Dinas Brüder, ein jeder sein Schwert nahmen, heimlich in die Stadt eindrangen und alles Männliche umbrachten."

Leider lebten auch Jakobs Söhne nicht mehr in dem Geiste ihres Ahnen. Sie atmeten bereits Sichems Geist, bevor Chamor sie um eine engste Geistesgemeinschaft mit ihnen bat. So berechtigt ihre innere Betrübnis auch darüber war, dass ihre Schwester Dina durch Schechem entehrt worden war, so verwerflich waren die Schritte und Mittel, die sie als Vergeltung unternahmen. Sie missbrauchten die Beschneidung, dieses heilige Bundeszeichen, das dem Abraham Symbol und Ausdruck der innerlichen Loslösung von allen fleischlichen Mitteln gewesen war, um durch List und Betrug Macht über die Männer Sichems zu gewinnen. Nichts ist aber widerlich er in der Welt, als wenn heilige Dinge nur noch als Umhüllung dienen müssen, die abgrundtiefe und satanische Hässlichkeit einer falschen Seele zu verdecken. Unter dem Vorwand, dass sie sich schämten, einem Unbeschnittenen ihre Schwester als Frau zu übergeben, bereiteten sie eine Tat vor, die weit schändlicher war als die Chamors. Der Sichemite besass nicht die hohe Erkenntnis, die Jakobs Söhne auf Grund der wunderbaren Erlebnisse mit Gott in den Zelten ihres Vaters besitzen mussten. Schechem sündigte ohne Gott, Jakobs Söhne jedoch wider Gott.

Denn als Chamor und die Männer von Sichem auf den Vorschlag eingingen, sich beschneiden zu lassen, und sie alle am dritten Tag in ihrem Schmerz sassen, "da nahmen zwei der Söhne Jakobs, Simeon und Levi, Dinas Brüder, jeder sein Schwert, kamen über die in Sicherheit ruhende Stadt und erschlugen alle Männlichen."

Gewiss war es eine verbrecherische Tat an den Zelten Jakobs, dass Chamor Dina in seinem sicheren Raubverließ gefangen hielt. Verständlich war daher auch die innere Empörung Simeons und Levis. Niemals lassen sich aber verbrecherische Taten durch heilige Motive rechtfertigen. Nicht nur, dass die beiden Brüder der Dina Chamor und Schechem erschlugen, sie töteten auch alles Männliche des Ortes, raubten hernach mit den anderen Brüdern zusammen die Stadt aus, entführten die Frauen und Kinder als Sklaven und eigneten sich Sichems Güter und Herden als Besitz an. Um so einer Mission willen hatte Abraham nie aus Vaterland, Freundschaft und Vaterhaus hinausgehen brauchen. Die kannte die Menschheit auch ohne den Geist der Offenbarung und des Glaubens. Wer erlittenes Unrecht als Vorwand ausnutzt, viel grössere Verbrechen am Nächsten zu begehen, dem fehlt zunächst die wahre Geistesverwandtschaft mit der Berufung Abrahams und dessen Weltmission.