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Predigten zu 1. Mose 39,9

"Niemand ist größer in diesem Hause als ich, und er hat mir gar nichts vorenthalten als nur dich, indem du sein Weib bist; und wie sollte ich dieses große Übel tun und wider Gott sündigen?"

Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Wie sollte ich denn ein solch groß Übel tun und wider Gott sündigen?"

Wider Gott! Dass die Sünde eine Auflehnung ist gegen Gott, macht sie so überaus sündig. Möge des Heiligen Geistes Licht uns jede Sünde in ihrer ganzen nackten Hässlichkeit zeigen, damit wir davor zurückschrecken wie vor einem unsauberen Tier. So tat Joseph, als die gleißende Versuchung an ihn herantrat. In seinem Fall war die Flucht ein Sieg. - Nur nicht sündigen! Das sei auch unsere Parole.

Dies gilt nicht nur von groben, offenbaren Sünden. Nein, auch Sünden in Gedanken und Worten, in Gesinnung und Begehren sind dunkle Schatten, die die Seele von Gott scheiden. Seine Augen sind zu rein, als dass er Übles sehen möge (Hab. 1, 13), und wo ein Herz sich von seiner Unreinheit nicht trennt, da muss er sich abwenden.

Wenn Menschen gegen uns sündigen, so mag uns das wehtun. Aber wenn wir gegen sie sündigen, so ist es unendlich schlimmer; denn da sündigen wir gegen Gott. Der Schmerz aller Schmerzen ist die Sünde.

"Wie sollte ich wider Gott sündigen?" Das ist ein Hieb unseres guten Schwertes in Stunden des Kampfes. "Die Sünde wird nicht herrschen können über euch, die ihr unter der Gnade seid." Das ist unseres Glaubens Schild.

Herr, gib mir einen heiligen Abscheu vor aller Sünde und ein heiliges Verlangen nach der Vollkommenheit, die Du durch Deinen Geist wirken willst in den Deinen!


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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„Warum sollte sie nicht?" Unter dieser Überschrift brachte einmal eine große Zeitung einen Artikel. Darin waren allerlei prickelnde und leichtfertige Situationen beschrieben, in die eine junge Frau kommen kann. Und dann hieß es: „Warum sollte sie nicht ihrem heißen Blut folgen? Warum sollte sie nicht sich ausleben? – sich amüsieren? – einmal ganz toll sein?"

So dachte auch das Weib des vornehmen Ägypters Potiphar. Und so machte sie sich an den jungen Sklaven Josef heran. Sie war ihres Sieges gewiss. „Warum sollte er nicht?" Er war ja so jung. Er stand ganz allein. Ja, war es nicht eine Ehre für den Sklaven, wenn seine Herrin ihre Augen auf ihn warf? So fordert sie ihn offen zur Sünde auf. „Warum sollte er nicht?"

Josef schlägt alle ihre Gründe nieder mit einem einzigen Wort: „Gott!" „Wie sollte ich denn ein solch groß Übel tun und wider Gott sündigen?" Wie groß war diesem Josef die Nähe, Wirklichkeit und Allgegenwart des lebendigen Gottes! Wie stand dieser junge Mensch immer und überall vor Gott! Sein himmlischer Herr war ihm wichtiger als die Ansicht und Meinung der Menschen, von denen er – wohl als einziger Mann in ganz Ägypten – innerlich ganz frei war. Wir sehen hier, wie der stete Wandel vor den Augen Gottes ein starker Schutz ist. Wir müssen ja auch, wie Josef, alle durch mancherlei und viele Anfechtungen und Versuchungen hindurch. Da helfen uns nicht gute Vorsätze, sondern nur das Leben und Stehen vor den Augen des Herrn. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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In eine furchtbar schwere Entscheidung ist Josef gestellt. Das leichtsinnige Weib seines Herrn hat ihre Augen auf ihn geworfen und fordert ihn offen auf zur Sünde. Josef kennt den Willen Gottes wohl: „… dass wir keusch und züchtig leben in Worten und Werken." Und er will mit Gottes Hilfe Gottes Weg gehen. – „Aber", sagt die Vernunft, „bedenkst du auch, was daraus wird? Bedenkst du auch, dass dies gefährliche Weib ihren ganzen Hass auf dich werfen wird?" „Ich weiß es", denkt Josef. Und er sieht wohl im Geist den schweren, schweren Weg vor sich, in den ihn sein Gehorsam gegen Gottes Gebot bringt. Und doch: „Wie sollte ich ein solch großes übel tun und wider Gott sündigen?" Es gibt ein deutsches Verslein. Das heißt:

Der eine fragt: „Was kommt danach?" Der andre: „Ist es recht?" Und also unterscheidet sich Der Freie von dem Knecht.

Nach diesem Vers war Josef ein freier Herr, obwohl er ein Sklave war. Denn er fragte nicht: „Was kommt danach? Verderbe ich mir nicht meine Stellung?" Sondern er fragte: „Was ist recht vor Gott?" Unsere Väter sagten: „Es ist nicht gut noch geraten, etwas wider das Gewissen zu tun."

Und der Herr Jesus sagt: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht mögen töten. Fürchtet euch aber vor dem, der Leib und. Seele verderben kann in die Hölle." Gott mache uns frei von falscher Furcht und schenke uns die rechte Furcht vor dem heiligen Gott! Amen.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Wie sollte ich denn nun ein solch großes Übel tun und wider Gott sündigen?

Glücklich ist der Jüngling, der das edle Gut der Keuschheit bewahrt. Sie ist eine Kraft für das ganze Leben, für Zeit und Ewigkeit. Josef gehörte zu den glücklichen Menschen, die ihre Jugendzeit Gott weihen und die Kräfte und Gaben, die Gott gegeben hat, in seinen Dienst stellen. Wie viele Jünglinge und Jungfrauen vergeuden die schönsten Kräfte durch unreine Lust und verderben ihr ganzes Leben! Die ganze Erscheinung von Josef mag solchen eine Predigt sein, diese Sünde, die wie keine andere den Menschen ruiniert, zu hassen und zu lassen und sich von ihrem Heiland Erneuerung zu erflehen. Oft entschuldigt man diese Sünde durch schlechte Umgebung, die man hat. Josef hatte auch schlechte Umgebung und besonders große Versuchung. Widerstand er seiner gottlosen Herrin, so war er ein äußerlich ruinierter Mann; war er ihr zu Willen, so versündigte er sich an seinem Gott. Lieber wollte er seine ganze Existenz opfern, als gegen Gott sündigen, und so stand er fest in jener furchtbar ernsten Stunde. Man kann also bewahrt werden in der schlechtesten Umgebung, wenn man Gott fürchtet und die Sünde hasst. Fliehe die Versuchung; wenn du aber ohne deine Schuld in Versuchung kommst, so lässt der Herr dich nicht fallen, wenn du ihm vertraust. Wie viele Gefallene und Gebundene haben wir in unserer Zeit, die seufzend einher gehen und die Kraft nicht finden können, die Fleischesketten zu brechen. Jesu Blut ist die einzige Macht, die Gebundene lösen und reinigen kann, sobald sie ganz aufrichtig sind und Glauben fassen. Hast du bisher für dich allein die Erlösung in Jesu Blut gesucht und nicht gefunden, so suche sie von nun an in Gemeinschaft mit einem Bruder; Gemeinschaft hilft mächtig.

Barmherziger Gott! Schaue aus Deinem Heiligtum herab und siehe, welche Verwüstung der Feind angerichtet hat. Gib Deinem Volk Erneuerungs- und Siegeskräfte durch Dein Blut und Deinen Geist! Amen


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Wie sollte ich ein solch großes Übel tun, und wider Gott

Welch ein Gegensatz zwischen diesem Kapitel und dem vorhergehenden, das gleich einem dunklen Hintergrund von Rembrandt, dieses in desto helleren Farben hervortreten lässt. Da wo der ältere Bruder fiel, blieb der jüngere als Sieger stehen. – Wer wüsste nicht, was das heißt, missverstanden, falsch angeklagt, ungerecht bestraft zu werden? Und dennoch sitzt Gott im Regiment, zu Seiner Zeit wird Er deine Gerechtigkeit hervorbringen wie das Licht, und dein Licht wie den Mittag.

1. Gott lässt zu, dass die Kraft geprüft werde
Wir wissen nicht, was wir sind und wie wir stehen, bis wir vor eine Wahl gestellt werden. Auf unmerkliche Weise wird unser Charakter beständig ausgebildet, und müssen wir Entscheidungen treffen; aber die Prüfungsstunde, die uns nötigt, uns offen zu erklären, bringt unsre innere Stellung plötzlich ans helle Licht, so dass wir uns in unsrer Wahl selbst erkennen können. Wer e i nma l das Gute und Reine erwählt hat, wird es ein zweites Mal viel leichter wieder tun, und durch jede neue Entscheidung wird er stärker werden.

2. Gott lässt zu, dass die Tugend verdächtigt werde
In ganz Ägyptenland gab es keine reinere Seele, als Josephs, und doch lag gerade er unter einer schrecklichen Beschuldigung; aber er befahl seine Sache Gott und war gewiss, dass Er ihn nicht im Kerker lassen würde. Und es kam die Zeit, da des Königs Wort ihn los sprach, und er gerechtfertigt dastand. „Sei Stille dem HErrn und warte auf Ihn.“

3. Gott lässt zu, dass Gewissenhaftigkeit schlecht belohnt wird
Was nützte es jetzt, dass Joseph seines Herrn Sache so treu besorgt hatte? Ja, aber jener Kerker war der unterirdische Gang zum Thron, und durch jene Fesseln drang Eisen in die junge Seele. Wir alle bedürfen mehr Eisen in unserm Blut.