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Predigten zu 1. Mose 39,2

"Und der HERR war mit Joseph, und er war ein Mann, dem alles gelang; und er war im Hause seines Herrn, des Ägypters."

Autor: William MacDonald (* 07.01.1917; † 25.12.2007) US-amerikanischer Prediger der Brüdergemeinden
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"Der Herr aber war mit Joseph, und er war ein Mann, dem alles gelang."

Ich hörte, dass eine der frühesten englischen Bibelübersetzungen Joseph in diesem Vers aIs "lucky fellow" bezeichnete, d.h. "Glückspilz" . Vielleicht hatte "lucky" zu jener Zeit eine etwas andere Bedeutung, aber wir sind doch froh, dass spätere Übersetzer Joseph aus dem Reich glücklicher Zufälle entfernt haben.

Für ein Kind Gottes gibt es keinen glücklichen Zufall. Sein Leben wird von einem liebenden himmlischen Vater geleitet, bewahrt und geplant. Nichts geschieht ihm zufällig.

Weil dem so ist, ist es nicht richtig für einen Christen, jemand anderem "Viel Glück!" zu wünschen. Ebensowenig sollte er sagen: "Ich habe Glück gehabt!" Solche Ausdrücke verleugnen praktisch die Wahrheit göttlicher Vorsehung.

Die ungläubige Welt verbindet verschiedene Dinge mit Glück - eine Hasenpfote, einen Fliegenpilz, ein vierblättriges Kleeblatt oder ein Hufeisen (wobei die Enden immer nach oben gerichtet sein müssen, damit das Glück nicht herausfällt!). Die Menschen kreuzen ihre Finger und klopfen auf Holz, als ob diese Handlungen die Ereignisse zu ihren Gunsten beeinflussen oder Unglück abwenden könnten.

Die gleichen Menschen verbinden andere Dinge mit Pech im Leben - eine schwarze Katze, Freitag den 13., das Durchgehen unter einer Leiter, die Nummer 13 eines Zimmers oder Stockwerks. Es ist traurig, dass Menschen von solchem Aberglauben versklavt sind, eine Sklaverei, die sowohl nutzlos als auch fruchtlos ist.

In Jesaja 65,11 drohte Gott denjenigen in Juda Gericht an, welche die Götter des Zufalls verehrten: "Ihr aber, die ihr den Herrn verlasst, die ihr meinen heiligen Berg vergesst, die ihr dem Gad einen Tisch zurichtet und der Meni den Mischkrug füllt." (Gad - d. i. der Planet Jupiter - wurde als Glücksgott verehrt, Meni - d. i. der Planet Venus - als Schicksalsoder Bestimmungsgöttin.)

Wir wissen nicht genau, um welche speziellen Sünden es hierbei ging, aber es ist deutlich genug, dass die Menschen Götzen opferten, die mit Glück und Zufall verbunden waren. Gott hasste das damals, und hasst es auch heute.

Welche Zuversicht gibt uns das Wissen, dass wir nicht hilflose Schachfiguren des blinden Zufalls oder eines "kosmischen Würfelspiels" oder der Glücksgöttin Fortuna sind. Alles im Leben ist geplant, ist bedeutungsvoll und zielgerichtet. Für uns ist es unser Vater, nicht Fortuna; Christus, nicht der Zufall; göttliche Liebe, nicht blindes Schicksal.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Die Geschichte eines rasenden Sturzes ist die Geschichte Josefs bis dahin. Ein junger Mensch, der verwöhnte Liebling seines Vaters, wird von seinen harten Brüdern mit dem Tode bedroht, dann als Sklave verkauft. Entsetzliche Etappen dieses Sturzes: der Marsch mit den Sklavenhändlern, die entwürdigende Pein des Sklavenmarktes. Dann erwirbt ihn Potiphar, des Königs Kämmerer.

Und da, mitten in der Geschichte dieses Sturzes dies Wort: „Und der Herr war mit Josef …" Dies Wort zeigt auf einmal die erstaunliche Lage: Nein, es war kein Sturz. Es sah wohl so aus. Aber in Wirklichkeit war Josef gehalten, getragen, immer schon errettet von der Hand des Herrn. Nicht anders war die Lage der Apostel Jesu. Man entzog ihnen die Existenzgrundlage. Man kündigte ihnen die Volksgemeinschaft. Ihre Kirche stieß sie aus. „Seht, jetzt stürzen sie! Erledigt!" riefen die Welt und die Hölle. Aber sie hatten die Verheißung des Herrn Jesus: „Ich bin bei euch alle Tage …" Und nun war der Sturz gar kein Sturz. Nun waren sie gehalten, getragen, schon errettet, sogar mitten im Tode.

Das ist das wundersame Geheimnis eines Christenlebens. Ober Abgründen schwebend – gehalten von der Hand des Herrn. Wie sagt Paulus: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn." Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Es geht doch wahrhaftig seltsam zu im Reiche Gottes! „Der Herr war mit Josef." Ja, wer war denn dieser Josef? – Ein armer, unbekannter, kleiner Sklave; ein namenloser Fremdling in dem reichen, prächtigen Kulturland 'Ägypten.

Mit diesem jungen, armseligen, unbekannten, elenden Sklaven war der Herr? – Ja, „der Herr war mit Josef". Er war nicht mit dem einflussreichen Herrn Potiphar, sondern mit dem geringen Josef. Er war nicht mit dem großmächtigen Pharao, sondern mit dem kleinen Josef. Er war nicht mit den gelehrten ägyptischen Priestern, sondern mit dem schlichten Josef.

Und nun können wir neutestamentlich fortfahren: Nicht mit den Pharisäern war der Herr, sondern mit der bußfertigen Sünderin und dem heilsbegierigen Schächer. Nicht mit dem stolzen Saulus war der Herr, sondern mit dem zerbrochenen Paulus, der die Gerechtigkeit aus Gnaden suchte. Nicht mit dem machtvollen Antichristen wird der. Herr sein, sondern mit Seiner armen, verfolgten Gemeinde. „Wo bleibt nun der Ruhm?" sagt die Bibel. „Er ist ausgeschlossen." – „Was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, dass er zu Schanden mache, was stark ist; und das Verachtete und das da nichts ist, hat Gott erwählt, dass er zunichte mache, was etwas ist, auf dass sich vor ihm kein Fleisch rühme" (1. Korinther 1, 27 folgende). Das ist nun eine Tatsache, die der stolzen Welt sehr ärgerlich ist. Aber was hilft's? Er sucht, wo ein gebeugtes und zerbrochenes Herz sich nach Ihm sehnt. Und dort hält Er Einzug. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Eigentlich sah es gar nicht danach aus! Ganz im Gegenteil! Stellen wir doch einmal fest, in welchem Zusammenhang dies Wort in der Bibel steht: Der Joseph war ein junger Mann aus einem sehr reichen Hause. Von Jugend auf war er verwöhnt als der Liebling seines Vaters. Doch dann brach eines Tages die Katastrophe über ihn herein: Seine Brüder, die ihn ohne Grund haßten, verkauften ihn als Sklaven nach Ägypten. Dort kam der verlassene, einsame Junge in das Haus eines vornehmen Mannes, des Potiphar. Da segnete ihn sein Gott so deutlich, daß er schließlich von der untersten Stellung zum engen Vertrauten seines Herrn aufstieg. Aber eines Tages kam die Stunde der großen Anfechtung: Die junge Frau seines Herrn warf ihre Augen auf den stattlichen jungen Mann. Und dann ging es, wie es in zuchtlos gewordenen Kulturländern zu allen Zeiten geht: Das Weib machte nicht viel Umstände, sondern forderte Joseph frech und gemein zum Ehebruch auf.

In der Stunde nun war es so, daß man den obigen Text umdrehen und sagen konnte. „Der Joseph hielt es mit dem Herrn." Denn er erklärte erschrocken: „Wie sollte ich ein so großes Übel tun und wider den Herrn, meinen Gott, sündigen?" Sofort schlug die leidenschaftliche Liebe der Frau in Haß um. Sie verleumdete den Joseph bei seinem Herrn. Und Joseph wurde in das Sklavengefängnis geworfen. Nun war er wieder ganz unten. Ganz unten! Kennt ihr solche Stunden, wo euch alles zerschlagen ist, alles Glück, alle Pläne, aller Besitz? Nun, dann hört:

An dieser Stelle der Josephsgeschichte steht das Wort: „Der Herr war mit Joseph." Und damit war die Dunkelheit hell geworden. Das gibt es! Freunde, das gibt es! Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Ich könnte mir gut denken, daß dies einfache Sätzlein: „Der Herr war mit Joseph" einem Menschen ganz großes Licht gibt über sein Leben. Ich habe von einem jungen Manne gehört, der alles hatte, was sich ein Mensch wünscht: Er war jung und gesund; er hatte eine liebe Frau und ein schönes Amt. Aber als ihm einmal jemand sagte: „Sie sind ein glücklicher Mann!" — da stutzte er und dachte: „Nein, das bin ich eigentlich nicht . Was fehlt mir denn?"

Ein Jahr später kam er mit einem rechten Jünger Jesu zusammen. Der führte ihn zu Jesus. Und dann traf er eines Tages wieder jenen Mann, der sein Glück gelobt hatte. Dem bekannte er: „Sie nannten midi damals einen glücklichen Mann. Ich war es nicht. Nun aber bin ich mehr als das: Jetzt bin ich ein gesegneter Mann." Nun war der Herr mit ihm. „Der Herr war mit Joseph." Glückselig, wer so von sich sagen kann!

Ich bin einmal mit einem schweizer Freunde hoch in die Berge hineingestiegen, und wir hatten viel Freude. Am nächsten Tag wollte ich den herrlichen Weg noch einmal allein machen. Aber als ich dann in der Einsamkeit stand, allein zwischen Fels und Schnee, da packte mich auf einmal das Grauen. Alle Schrecken der Berge fielen über mich, und ich kehrte um. Geht es nicht so den Menschen unserer Tage? Wir haben auf einmal gemerkt, wie schrecklich die Welt ist. Eine tiefe, unausgesprochene Furcht lebt in allen Herzen. Dahinein kommt die Botschaft: Ihr dürft davon befreit sein! Den guten Hirten sollt ihr bei euch haben! So war es bei Joseph. „Der Herr war mit ihm." Darauf aber will es auch bei uns hinaus. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Das Wörtlein „gab" in diesem Text hat mich gepackt. Der junge Joseph lag im Sklavengefängnis. Wahrscheinlich wurden Besuche dort nicht zugelassen. Und wenn es Besuchstage im Gefängnis gab, — der Joseph war ja im fremden Lande, wo sich kein Mensch um ihn kümmerte. So war er unendlich verlassen. War er es wirklich? O nein! Der Joseph empfing Besuch. Und dieser Besuch hielt sich an keine Vorschriften. Er fragte keinen Wärter. Er trat durch verschlossene, eiserne Türen in Josephs einsame Zelle. Der Herr selbst war es, der zu ihm kam und ihn besuchte.

Und dieser liebe Besuch erschien nicht mit leeren Händen. „Der Herr gab Glück." „Jehova ließ es ihm gelingen", heißt es, wenn man den hebräischen Text wörtlich übersetzt. Aber Luther hat schon richtig verstanden, als er bei seiner Übersetzung das Wörtlein „gab" hier hinschrieb. Das war es: Der Herr besuchte Joseph. Und dabei fand ein stilles und verborgenes Geben und Nehmen statt. So ist das nämlich: Wer mit dem Herrn umgeht, der kann mit dem Apostel sprechen: „Aus seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade." Ich könnte mir denken, daß jemand zu dem Joseph gesagt hätte: „Du hast aber einen harten Herrn. Der verlangt einen entsagungsreichen Dienst von dir."

Da hätte Joseph wahrscheinlich nur gelächelt und gedacht: „Oh, was wißt Ihr denn von Seinen stillen Besuchen bei mir und von Seinem heimlichen Schenken! Mein Herr ist nicht gekommen, daß Er sich dienen lasse, sondern daß Er diene." Und nun schauen Kinder Gottes dankbar auf das Kreuz. Wie gewaltig hat Er da uns gedient und uns beschenkt! Amen.