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Predigten zu 1. Mose 6,5

"Und der HERR sah, dass des Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag."

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Da aber der Herr sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden, und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, da reute es ihn, dass Er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen."

In diesem Gottesurteil spricht sich der ganze göttliche Schmerz aus, den der Schöpfer Himmels und der Erde, der Vater der Menschheit über die Gesamtentwicklung der damaligen Zeit empfand. Er sah, wie die Menschheit sich in ihrer Einstellung auf sich selbst den sicheren Untergang bereitete, ohne dass sie daran glaubte. Eine vom Geist Kains inspirierte Geschichtsentwicklung schuf noch immer hoffnungsfreudig und siegesbewusst ihre Zukunft, bis diese ihr zum Fallstrick und zur Katastrophe wurde. Und je mehr es ihr gelang, ihre innere Hässlichkeit mit dem Schein der Gottseligkeit zu verdecken, ihre niedrigen Gelüste mit den Begriffen des Gottgewollten zu umkleiden, ihr redendes Gewissen durch die Vermählung mit den Söhnen Gottes zum Schweigen zu bringen, desto blinder wurde sie dem nahenden Zusammenbruch gegenüber, der sich in der Gesamtentwicklung mit innerer Notwendigkeit vorbereitete.

Ist doch die Welt noch immer an ihren eigenen, von Gott gelösten Ideen zugrunde gegangen! Inspirationen von unten endeten in ihren Auswirkungen konsequent wiederum unten. Daher war auch das Werturteil Gottes über die damalige kainitische Geistesrichtung ein so ganz anderes, als man es selbst in jenen Tagen glaubte. Erst in göttlichem Lichte werden die Illusionen einer falschen Geistesrichtung und einer von unten inspirierten Kulturentwicklung in ihrer vollen Nacktheit und in ihrem ganzen Umfang offenbar. In diesem Lichte der Ewigkeit wurden auch damals die Abgründe des Verderbens sichtbar, in die mit unabwendbarer Notwendigkeit die Gesamtentwicklung führen musste.

Das bezeugen die so gewaltigen Ereignisse in dem Zeitalter eines Noah. Es ging damals eine große Vergangenheit mit ihrer innerlichen und äußeren Entwicklung unter, während ein Noah sich mit seiner Familie eines Tages in eine neue, durch Gericht gereinigte Welt versetzt sah. Dieselben Gerichtswellen, die eine alte Welt untergehen ließen, trugen ihn hinüber in jene neue, die auf allen Gebieten seines Dienstes und seiner Herrschaft wartete. Der erlöste Mensch sollte die durch Gericht erlöste Erde wieder zum Schauplatz des göttlichen Wirkens und zum Tempel der göttlichen Offenbarung und Herrlichkeit machen. Noah wäre aber mit seiner Familie nie zu diesem begnadeten Menschen geworden, wenn er sich nicht im Gegensatz zu der damaligen Geisteshaltung der Zeit allein auf Gott eingestellt hätte.