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Predigten zu 1. Mose 8,11

"und die Taube kam zu ihm um die Abendzeit, und siehe, ein abgerissenes Olivenblatt war in ihrem Schnabel. Und Noah erkannte, dass die Wasser sich verlaufen hatten von der Erde."

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Die kam zu ihm um die Vesperzeit, und siehe, ein Ölblatt hatte sie abgebrochen und trug's in ihrem Munde."

Um die Vesperzeit! Der Höhepunkt des Tages ist überschritten; der Lärm fängt an sich zu legen. Gleich ist die Hauptarbeit vorbei. Die Hitze weicht der kommenden Abendkühle; die Schatten werden länger. Ist das nicht eine passende Zeit für Trost? Ist da die Seele nicht besser in der erwartungsvollen Stimmung als vorher, wo noch die Unruhe groß war? Die wichtigste Geschäftigkeit, mit der jeder Vormittag einsetzt, wie ein Prahler, als müsste heute, wer weiss was, für Großes getan werden, ist eine schlechte Stelle für den Taubenbesuch. Um die Vesperzeit - vor Abend ist es wichtiger. Es könnte auch sein, dass da die natürliche Abspannung, die Erschlaffung, es mit sich bringt, dass der Glaube müde wird und man anfängt, resigniert sich ins Unvermeidliche zu schicken. Sei stille, mein Herz, und warte auf den Herrn von einer Morgenwache zur andern, und vom Morgen bis zum Abend! Wenn aber die Taube um die Vesperzeit das tröstende Ölblatt brachte, dann wird es um den Abend licht, und du brauchst heute nicht zu seufzen. Dein Gott hat dein gedacht und dich gegrüsst um die Vesperzeit!

Herr, mir war um Trost sehr bange und ich meinte den ganzen Tag, du habest heute meiner vergessen. Dazu war des Tages Last und Hitze groß, und mein trauriges Herz konnte so schlecht alles aushalten. Nun danke ich dir, dass du an mich gedacht und mir durch dein Ölblatt die Spannung gelöst hast. Du bist mein Trost! Amen.