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Predigten zu 1. Mose 9,20

"Und Noah fing an ein Ackersmann zu werden und pflanzte einen Weinberg."

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Noah aber begann und legte als Landmann einen Weinberg an. Als er aber von dem Weine trank, war er trunken und entblösste sich in seiner Hütte." 1.Mose 9,20 f.

Jeder Fall wird aus einer Versuchung geboren. Nun gibt es in der Schöpfung Gottes aber keinen Boden, auf dem an sich der Mensch nicht versucht werden könnte. Auch eine durchs Gericht gereinigte Erde kann wieder zu einem Versuchungsboden für den erlösten Menschen werden. Jede Gabe in der Schöpfung Gottes kann dem Menschen zur Versuchung werden, auch die allerhöchste. Entweder dient sie ihm, oder sie verführt ihn. Israel ist an seinen Heiligtümern zugrunde gegangen. Als es in ihnen erst suchte, was allein in Gott zu finden war, wurden sie dem Volke zum Anstoss des Verderbens. So fiel auch Noah einst durch Berauschung an der Frucht seiner Hände. Sein Sohn Ham fiel, indem er sich ergötzte an der Niederlage seines Nächsten. Hams Nachkomme Nimrod fiel, als er seine geistige Überlegenheit missbrauchte zu einem Machtmittel, seine Brüder zu knechten. Und Babel fiel, indem es auf dem Weg der Selbsterlösung die Garantien seiner Zukunft suchte.

Bewahrung vor dem Fall kann daher nie in Gaben und Örtlichkeiten gefunden werden. Sie liegt allein in dem inneren Verhältnis des Menschen zu Gott. Wohl wird Gott bald dies, bald jenes als Mittel zur Bewahrung des Menschen benutzen. Die eigentlichen Garantien jeder Bewahrung und der Zukunft liegen aber in der dauernden Abhängigkeit des Menschen von Gott.

Welch eine ungeheure Tragik liegt aber für uns Menschen in der Tatsache, dass auch der erlöste Mensch wieder fallen kann. Darin offenbart sich, dass jede von Menschen erlebte Erlösung zwar zur endlichen Vollendung führen kann, aber an sich noch keine Vollendung ist. Auch bei einem aus so schwerem Gericht herausgeretteten Noah nicht!

Wohl ist er nie wieder in die alte Geistesrichtung und Sinnesart jenes Zeitalters zurückgefallen, aus dem er sich so wunderbar gerettet sah. Es handelte sich in seinem Fall nicht um eine prinzipielle Sinnesänderung oder um einen innerlichen Genuss an verbotener Frucht. Hätte Noah geahnt, was geschehen würde, er hätte sich nie an dem Saft seines Weinstocks so weit erfreut, dass er trunken ward.

Und doch, welch ein trauriger Gegensatz liegt in dem Noah, der auf Gottes Geheiss mit seinen Söhnen in die Rettungsarche ging und dem, der sich an der Frucht seines Weinstockes berauschte und nun vor seinen Söhnen seine Nacktheit zeigte. Aber so war es je und je im Leben der Menschheit, dass auf jeder innerlich gewonnenen Lebensstufe auch ganz neue Gefahren für sie lagen. Vielfach erkannte auch der erlöste Mensch sie erst, nachdem er aufs Neue gefallen war.