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Predigten zu 1. Samuel 15,24

"Und Saul sprach zu Samuel: Ich habe gesündigt, dass ich den Befehl des HERRN und deine Worte übertreten habe; denn ich habe das Volk gefürchtet und auf seine Stimme gehört."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Da sprach Saul zu Samuel: Ich habe gesündigt, dass ich des Herrn Befehl und deine Worte übergangen habe." 1 Sam. 15, 24

Hier haben wir den Charakter des aufrichtigen Mannes - des Mannes, der nicht, wie Bileam, bis zu einem gewissen Grad aufrichtig ist in zwei Dingen; sondern hier haben wir den Mann, der gerade das Gegenteil ist - der nichts Hervorstechendes in seinem Charakter hat, sondern der sich von den Umständen leiten ließ. So war Saul. Samuel bestrafte ihn, und er sagte: "Ich habe gesündigt." Aber er meinte nicht, was er sagte; er entschuldigte sich mit der lügnerischen Ausrede: "Ich fürchtete das Volk!" Saul fürchtete nie jemanden; er tat immer seinen eigenen Willen - er war ein Despot. Unaufrichtigkeit war der Hauptzug in seinem Charakter. Eines Tages ließ er David aus dem Bett holen, um ihn, wie er dachte, zu töten; an einem anderen Tag erklärte er: "Das sei ferne, dass ich dir, mein Sohn David, etwas zuleide tun sollte." Bisweilen war Saul unter den Propheten und dann wieder unter den Zauberinnen; bald war er hier, bald dort, aber unaufrichtig in allem.

So gibt es viele Leute in unseren Christenversammlungen. Sie stimmen sogleich mit allem überein, was man ihnen sagen mag. Ihr Gewissen ist zart und gibt nach, sobald es berührt wird. Kaum ist es aber verwundet, so heilt es alsbald wieder.

Sie haben - sozusagen - Herzen von Gummi, auf das man bei der leichtesten Berührung einen Eindruck machen kann, der aber nicht bleibt, weil es sogleich wieder in seine ursprüngliche Gestalt zurückkehrt. Man kann solche Menschen zu allem bewegen, aber sie sind nicht fest in ihrem Wesen und kehren bald wieder zurück zu dem, was sie vorher gewesen sind. So manche bücken sich mit ihrem Haupt und sprechen in der Kirche: "Wir haben uns, o Gott, verirrt von deinen Wegen;" aber sie meinen das nicht, was sie sagen. Manche kommen zu ihrem Seelsorger und sagen: "Meine Sünden sind mir leid;" aber sie fühlen nicht, dass sie Sünder sind, sie sagen nur so, um ihrem Geistlichen zu gefallen. Manche weinen in der Kirche sehr bald, aber sie bleiben die alten, unbekehrten Leute, nachher wie vorher. Ihr Bekenntnis ist unaufrichtig. Bileam war groß in Allem, was er tat, im Guten, wie im Bösen; aber Saul, im Vergleich dazu, war klein in allen seinen Handlungen, so groß er auch war seiner Körperlänge nach.


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"David sprach: Ich habe gesündigt."

Wir haben hier zwei Männer, welche die gleichen Worte sprechen. Bei dem einen bewirken sie volle Entlastung, Vergebung, Gnade und Frieden, bei dem andern Verwerfung. Woran liegt das? Man könnte denken, weil beide ihre Sünde anerkennen und eingestehen, müsste Gott auch beiden vergeben. Scheint Gott nicht ungerecht, wenn er so verschieden mit den beiden umgeht? - Nein, Gott ist nie ungerecht. Es liegt ein wesentlicher Unterschied vor in den beiden Bekenntnissen, obwohl der Wortlaut der gleiche ist. David erkennt rückhaltlos seine Schuld an. Er beugt sich ohne Vorbehalt unter die ganze Grösse seiner Schuld und die ganze Schwere der verdienten Strafe. Anders Saul. Er gibt wohl auch seine Schuld zu, aber nur widerstrebend, weil er überführt ist. Er sucht seine Schuld zu beschönigen und sie möglichst auf andere abzuschieben. Er sagt: Wir hatten die gute Absicht, dem Herrn ein Opfer darzubringen. Das Volk hat von dem Raub genommen. Saul sucht sich selber rein zu waschen. Wohl spricht sein Mund: "Ich habe gesündigt." Aber dabei denkt er: Ich hab's doch nicht so schlimm gemeint! Der Schlechteste bin ich noch lange nicht. Ich habe doch den Befehl Gottes ausgeführt! - Vor Menschenaugen war Sauls Schuld lange nicht so groß als Davids Schuld. Der hatte ja einen Ehebruch und einen Mord begangen. Saul dagegen hatte sich nur einen kleinen Ungehorsam zuschulden kommen lassen, indem er den König und die besten Tiere der Amalekiter leben ließ. Weshalb wird nun David begnadigt und Saul verworfen? Davids Reue war echt. Rückhaltlos beugte er sich vor Gott und bekannte in seinen Bußpsalmen seine Schuld offen vor allem Volk. Saul dagegen suchte sein Ansehen vor den Menschen zu retten und bat Samuel: "Ehre mich doch vor den Ältesten!" - Ist unsere Buße aufrichtig?