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Predigten zu 1. Samuel 1,13

"Hanna aber redete in ihrem Herzen; nur ihre Lippen bewegten sich, aber ihre Stimme wurde nicht gehört; und Eli hielt sie für eine Trunkene."

Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Ein tolles Mißverständnis waltet hier. Da ist die fromme, edle Hanna in das Heiligtum gegangen, weil sie es unter den Menschen nicht mehr aushielt. Ihr Herz war so unsagbar traurig. Es heißt in der Bibel: „Sie war von Herzen betrübt und betete zum Herrn und weinte sehr." Im Hintergrund des Heiligtums sitzt der alte Hohepriester Eli. Der sieht diese Frau niederfallen und murmeln. Da meint er, sie sei betrunken. Und so ruft er sie an: „Wie lange willst du trunken sein?" Ein tolles Mißverständnis! Hier wird nun ganz deutlich, daß wir in den entscheidenden Stunden unseres Lebens unverstanden und einsam sind. In dieser Stunde hätte die Hanna einen Menschen gebraucht, der sie ganz verstand. Und gerade jetzt war sie ganz einsam. Da offenbart sich das Versagen aller menschlichen Seelsorge. Das Erschütternde an der Geschichte ist, daß es ausgerechnet ein Priester war, der dieser betrübten Hanna so verständnislos gegenüberstand.

Aber nun tritt in dem Bericht so überwältigend heraus: Die Hanna ist davon gar nicht betroffen oder beeindruckt. Ihr kann das Versagen des Priesters nicht mehr schaden; denn ihr ist schon geholfen. Sie hat ihr Herz ausgeschüttet vor dem, der ihr Herz versteht. Das ist etwas, was in der Bibel immer und immer wieder betont wird: Der Herr versteht, wie ichs meine. — Er kennt die verwirrten Gedanken meines Herzens. — Er versteht mich besser, als ich mich selbst verstehe. „Du verstehst meine Gedanken von ferne."

Und der Herr Jesus nennt als eins der entscheidenden Kennzeichen im Verhältnis des guten Hirten zu Seinen Jüngern: „Ich kenne sie." Wer Jesus kennt, ist nie mehr einsam und unverstanden. Amen.