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Predigten zu 1. Samuel 27,5

"Und David sprach zu Achis: Wenn ich anders Gnade in deinen Augen gefunden habe, so gebe man mir einen Platz in einer der Städte des Gefildes, dass ich daselbst wohne; denn warum soll dein Knecht bei dir in der Königsstadt wohnen?"

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Und David sprach zu Achis: Wenn ich doch Gnade vor deinen Augen gefunden habe, so lass mir einen Platz in einer deiner Städte auf dem Lande geben ... Da gab ihm Achis an demselben Tage Ziklag." 1.Sam. 27,5 f

Als sich die Feindschaft Sauls je länger, desto stärker äußerte, da verlor David allen Mut und sprach in seinem Herzen: "Ich werde der Tage einen doch in die Hände Sauls fallen; es ist mir nicht besser, denn dass ich entrinne in der Philister Land." So machte sich David mit all seinen Männern auf und ging zu Achis, dem Könige zu Gath. Dieser gab David auf seine Bitte hin die kleine Stadt Ziklag. Er ließ ihn daselbst mit seinen beiden Frauen Ahinoam, der Israelitin, und Abigail, der Karmeliterin, und samt allen seinen Knechten wohnen. Dies war das zweite Mal, dass David im Lande der Philister Zuflucht suchte. Und er bewährte sich das zweite Mal noch weniger als das erste Mal. Zwar stellte er sich diesmal nicht als ein Irrsinniger, sondern er gab sich vor dem Philisterkönig einen ganz anderen Schein, als er in Wirklichkeit war. Der Hebräer wurde scheinbar zum Philister, der gesalbte König Israels zum Knechte des Philisterkönigs Achis!

Wenn nämlich David von Ziklag aus Streif- und Raubzüge machte und in die nächsten Nachbargebiete einfiel, besonders in die Gebiete der Gessuriter, Girgisiter und Amalekiter, so erschlug er dabei alle Männer und Frauen, damit niemand ihn verraten könne. Innere Unwahrhaftigkeit bediente sich sehr oft der widerlichsten Mittel, um ihre Schande verdecken zu können. Sie kann hart genug sein, über Leichen hinweg sich selbst am Leben zu erhalten.

Wenn Achis dann zu David kam und ihn fragte: ob er "heute einen Einfall gemacht habe", so belog er den Philisterkönig und antwortete: "Wir sind in das Mittagsland von Juda gefallen." So gab er sich vor dem Philisterkönig den Schein, als ob er sich mit seinen häufigen Streifzügen unter Israel stinkend mache. Das war nicht mehr der Charakter des Hirtenknaben, der im Vertrauen auf Gottes Kraft den Philister schlug. Eigene Wege verändern auch den Charakter von Gesalbten Gottes. Sie machen den Menschen stets unwahr und unsicher in seinen Handlungen.

David hatte den Blick nach oben verloren, daher blieb sein Blick an den Schwierigkeiten hängen, die sich auf seinem Wege und in seiner langen Wartezeit stellten. Man kann ihn einerseits verstehen, wie sehr sich seine Seele nach all den Kämpfen und Hetzereien mit Saul nach Ruhe gesehnt haben muss. Wohin er jedoch seine Blicke richtete, nirgends sah er einen Ausweg, nirgends konnte er das Ende dieses qualvollen Zustandes für sich und seine Leidensgefährten erblicken. So kam er auf den Gedanken, Ruhe auf dem Boden der Welt zu suchen, da auf dem Boden des Gottesvolkes ihm kein Wohnrecht gewährt wurde.