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Predigten zu 2. Könige 5,11

"Da wurde Naaman zornig und zog weg; und er sprach: Siehe, ich hatte gedacht: Er wird gewißlich zu mir herauskommen und hintreten und den Namen des HERRN, seines Gottes, anrufen und wird seine Hand über die Stelle schwingen und so den Aussätzigen heilen."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Erst hinab, dann empor! (II)

"Ich meinte, er solle zu mir herauskommen und den Namen Jehovas, seines Gottes, über mir ausrufen."

Es geht so ganz anders, als wir meinen. Naeman hatte sich's ganz anders gedacht, als er Heilung suchend zu Elisa kam. Der Gottesmann - so erwartete er - werde sich persönlich um ihn bemühen und unter Handauflegung feierlich und inbrünstig zu Jehova flehen. Stattdessen lässt ihm Elisa nur durch einen Boten sagen, er solle sich im Jordan baden.

Die göttlichen Gedanken sind anders als unsere menschlichen. Wir denken unrichtig und verkehrt, sind aber gleichwohl sehr auf unsere Gedanken versessen und lassen sie schwer los. Besonders tief eingewurzelte Lieblingsgedanken wollen wir um keinen Preis hergeben. So dachten die Jünger Jesu, ihr Meister müsse einen ganz anderen Ausgang nehmen. Seine Sache müsse in Machtherrlichkeit enden, nicht in schmachvollem Tod. "Wir hofften, er sollte Israel erlösen", nämlich von der Herrschaft der Römer. Jesus arbeitete diesen irrigen Gedanken entgegen und bezeugte wiederholt seinen Leidensweg. Aber umsonst! Es wollte in ihre Köpfe nicht hinein. "Sie vernahmen's nicht." - Paulus hatte in seinem unbekehrten Zustand die Meinung, er könne Gott keinen besseren Dienst erweisen, als wenn er die verhasste Sekte der Nazarener mit Stumpf und Stiel ausrotte. "Ich meinte bei mir selbst, ich müsste viel zuwidertun dem Namen Jesu von Nazareth." - Mose "meinte" in Ägypten, sein Volk müsse erkennen, dass Gott sie durch seine, des Mose, Hand, errette, als er in seiner ungebrochenen Kraft so eigenwillig vorging.

Nichts ist gefährlicher als die irrige Meinung unbekehrter Leute: "Ich bin schon auf dem rechten Weg. Warum sollte ich nicht ans Ziel kommen? Ich tue nichts Schlechtes und erfülle meine Pflicht gegen Gott." Diese irrige Meinung bekämpften Johannes der Täufer und alle Propheten vor ihm. Jesus selbst stritt gegen diesen Irrtum seiner Zeitgenossen und nach ihm alle Zeugen der Wahrheit. Nur die Lügenprediger bestärken ihre Hörer in der verkehrten Meinung, sie seien schon auf dem richtigen Weg.

Wir müssen unsere eigenen Gedanken korrigieren lassen vom Wort Gottes. Dem Naeman ging es sehr schwer ein. Er wollte im Unwillen davon. Aber er besann sich. Wohl allen, die durch Gottes Wort sich zur rechten Einsicht bringen lassen und ihre Vernunft gefangengeben unter den Gehorsam der Wahrheit!

Dein allerheiligste Gedanken sind himmelweit von Menschenwahn; drum leite mich in deinen Schranken und führe mich auf rechter Bahn! Mein Gott und Vater, führe mich, nur selig, wenngleich wunderlich!


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Die Knechte zittern, die Offiziere stehen erschrocken. Der Herr Feldhauptmann ist wütend. Man kann es ja verstehen. Was er hier vor dem Hause des Propheten Elisa erlebt hat, geht an das Tiefste im Menschen. Was hat er denn erlebt?

Der aussätzige Mann hatte ein Vertrauen gefaßt, dieser Elisa werde ihn mit der Hilfe Jehovas vom Aussatz heilen. Statt dessen bekommt er nur den Befehl, sich im Jordan zu baden. Das schöne, junge Vertrauen zu dem Gotte Elisas zerbricht. Naeman spricht es aus: „Ich meinte..." Das heißt ja: „Ich meinte, Gott müsse so handeln, wie ich mir das vorgestellt habe. Und nun macht Er es ganz anders; so anders, daß ich gar nicht mehr durchschauen kann, ob Er es gut mit mir meint." „Ich meinte . . . "

Es ist das hier eine alte Geschichte. Aber sie wird auch heute noch jeden Tag erlebt. „Ich meinte", seufzt da einer, „Gott müsse meine Gebete erhören. Aber Er tut genau das Gegenteil von dem, was ich erbitte." — „Ich meinte", sagt Paulus, „der Herr müsse den Pfahl aus meinem Fleische wegnehmen, worum ich Ihn doch dreimal gebeten habe. Aber ich bekam nur zur Antwort: Laß dir an meiner Gnade genügen..." „Ich meinte...!" Damit laufen wir meist sehr in die Irre. Denn Gott sagt: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege; sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken denn eure Gedanken." Da heißt es umlernen! Amen.