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Predigten zu 2. Könige 5,14

"Da stieg er hinab und tauchte sich im Jordan siebenmal unter, nach dem Worte des Mannes Gottes. Da wurde sein Fleisch wieder wie das Fleisch eines jungen Knaben, und er war rein."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Da stieg er ab und taufte sich im Jordan und wurde rein."

Naeman ändert seinen Sinn. Es fällt ihm wie Schuppen von den Augen. Er steigt herunter von seinem Wagen. Leicht ist ihm der Entschluss nicht geworden. Wie durch dicke Mauern musste er hindurchbrechen. Da stand sein Stolz. Eben hat er, der General, vor seinen Untergebenen getobt: So ein Unsinn! Nie steige ich in das elende Jordanwasser! Und nun - vor den Augen der gleichen Leute hübsch gehorsam hinein in den Jordan! Weiter stand wie eine Festungsmauer vor ihm der Zweifel: Alle Heilbäder haben mir nicht geholfen und nun soll dies trübe, jämmerliche Jordanwasser die unheilbare Krankheit wegnehmen? Eine dicke Festungsmauer fällt leichter als so ein Bollwerk des Zweifels. Aber - Naeman stieg ab und tauchte unter im Jordan und - wurde rein! O, der Jubel! "Wie konnte ich nur so ein Narr sein und zweifeln? Habt Dank, Leute, dass ihr mir gut zugeredet habt, Dank, tausend Dank!" Und dann hin zu dem Propheten, auf den er eben noch schwer geschimpft hatte, und Dank und Liebe ausgeströmt in vielen lobpreisenden Worten. - Und wir mit unserem Sündenaussatz, denen die Mauern des Hochmuts und Zweifels den Weg versperren zu der heilenden Flut, die von Golgatha fließt, lasst uns gründlich das Wörtlein studieren: "Da stieg er ab!" Auch wir müssen herunter von unserem Generalswagen. Was nützt uns unser guter Ruf, unsere Tüchtigkeit, unser Besitz? Unsere Sünden verdammen uns vor Gott! Menschenkunst und Kraft hilft uns nicht. Wir können nichts dazu tun, rein zu werden von unserer Sünde. Wir können aber durch Eigensinn und Unglauben alles tun, um krank und unrein zu bleiben. Darum noch einmal: Steig herab von deinem Generalswagen! Verachte nicht die demütig vorgetragene Bitte: "Erbarme dich über dich selber! Werde dem Wort Gottes gehorsam! Du wirst wie Naeman jubeln lernen.


Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Erst hinab, dann empor! (III)

"Da stieg Naeman ab."

Dies Absteigen vom Ross und Wagen bildet den großen Wendepunkt in der Rettungsgeschichte des Naeman. Es war zugleich ein inneres Heruntersteigen. Er war noch zu hoch droben. Darum wurde er auch unwillig, als Elisa sich anscheinend so wenig um ihn kümmerte und ihm durch einen andern sagen ließ: Tauche dich siebenmal im Jordan unter! Er hatte mehr Beachtung und ein ganz anderes Heilverfahren erwartet. Sein Hochmut lehnte sich gegen ein solches Mittel auf, das ihm ganz verächtlich und kindisch erschien. Aber eben vom Hochmut sollte er vor allem kuriert werden. Darum schickte ihm Gott das demütigende Leiden des Aussatzes, der ihn zum Abscheu für seine Umgebung machte. Darum musste ihm eine junge Sklavin den Weg weisen. Darum kam ihm Elisa so gar nicht mit Komplimenten entgegen und wies ihm ein so demütigendes Heilmittel an.

Vom hohen Ross müssen auch wir herunter, wenn wir vom Aussatz unserer Sünde rein und heil werden wollen: vom hohen Ross, auf das uns Stand, Auszeichnungen und ehrenvolle Stellung, Geld und Besitz gesetzt haben; vom hohen Ross, auf das wir uns im Bewusstsein unserer Tüchtigkeit und Leistungen oder auch unserer Bravheit und Unbescholtenheit geschwungen haben; vom hohen Ross der Gelehrsamkeit, des Scharfsinns und wirklicher oder eingebildeter Geistesgaben. Der selbstgerechte Mensch muss zum armen Sünder werden, muss herunter von der Höhe auf die Anklage- und Schuldbank, muss in seinen Augen nichts, gar nichts werden als ein verlorener, verdammter Mensch. Der Wille, die Empfindlichkeit und Empörung über demütigende Wahrheiten, die man hört, und die schnöde Behandlung, die man erfährt, zeigen den Hochmut an. Er ist die Quelle des Zorns und der Erregung. Der Kopf, den man im Unwillen und Trotz aufsetzt, muss herunter, sonst kommt es zu keiner Erfahrung der Barmherzigkeit. Es gibt ein Zusammentreffen mit Jesu nur im Tal der Selbsterniedrigung.

Wie in den Augen Naemans das dargebotene Heilmittel sehr verächtlich war, so ist es bei dem Heilmittel, das uns jetzt angeboten wird zur Befreiung vom Aussatz der Sünde. Das Rettungsmittel des Kreuzes, die Besprengung mit dem Blute Christi war den bildungsstolzen Griechen eine Torheit, den tugendstolzen und selbstgerechten Juden ein Ärgernis. Und so ist es bis heute. Der Verbrechertod des Sohnes Gottes am Kreuz ist nur denen ein willkommenes Rettungsmittel, die sich selbst als Verbrecher erkennen, die mit Recht ans Kreuz gehören. Nur die Gedemütigten und Gebeugten, die hilflos am Boden liegen, wie jener, der unter die Mörder gefallen war, nur diese greifen begierig danach und werden durch die Wunden des Herrn Jesu heil und rein "zu derselbigen Stunde".

Naeman wurde nicht nur vom Aussatz völlig rein, er kam auch zur Erkenntnis Jehovas, des wahren Gottes, und kehrte heim, nicht mehr in heidnischer Finsternis, sondern im Licht der Wahrheit, das ihm aufgegangen war.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Was kein Mensch hoffen konnte, ist geschehen: Der aussätzige Naeman wurde rein. Eine notvolle Geschichte ist zu Ende! Eine furchtbare Vergangenheit ausgelöscht! Ein Neues beginnt! Nicht die prächtigen Bäder zu Pharphar und Amana hatten ihn geheilt, sondern die stillen Wasser des Jordan „... und er ward rein."

Denen, die die Bibel kennen, fällt hier ein Wort ein aus dem Propheten Sachar ja: „Zu der Zeit werden das Haus David und die Bürger zu Jerusalem einen freien, offenen Born haben wider die Sünde und Ungerechtigkeit." Ja, da ist auch die Rede von einem Aussatz, von einem unheilbaren Aussatz. Die Bibel hat oft die Gottlosigkeit und Sünde des Herzens mit dem Aussatz verglichen. Kein Mensch kann uns rein machen vor Gott. Da hilft kein Idealismus. Der Prophet Jesaja hatte recht, als er sagte: „Nun sind wir allesamt wie die Unreinen." Und nun — welche Botschaft! Ein Jordan, der rein macht. Ein freier, offener Born!

Eine alte Frau hatte im Kreis ihrer Kinder und Enkel ihren achtzigsten Geburtstag gefeiert. Am Schluß des Festes schlug einer der Söhne vor: „Nun soll Mutter sich noch ein Lied wünschen." Jeder dachte: „Jetzt wird sie sich ein Loblied erbitten." Aber was wünschte sie? Den Vers: „Es ist ein Born, draus heil'ges Blut / für arme Sünder quillt / ein Born, der lauter Wunder tut / und jeden Kummer stillt. / Es quillt für mich das teure Blut / das glaub* und fasse ich. / Es macht auch meinen Schaden gut; / denn Jesus starb für mich." Ja, das ist für Christen das Größte: Rein durch Jesu Blut! Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Wie das Fleisch eines jungen Knaben

Gibt es wohl irgend ein Machwerk menschlicher Kunst, das mit der vollkommenen Schönheit verglichen werden könnte, die der Leib eines Kindes an sich trägt, auf dem keine Spur einer Narbe, eines Fleckens zu entdecken ist? Es war eine wunderbare Zusammensetzung der starken Muskeln des mächtigen Kriegshelden, mit dem zarten Fleisch eines jungen Knaben. Aber etwas Derartiges kann auch an uns geschehen, wenn Jesu Hand unsere vom Aussatz befallenen Seelen heilt. Wenn du Ihn darum bittest, so wird Er dich in diesem Augenblick anrühren und sprechen: „Sei rein!“ Dann wird alsbald der Aussatz weichen, du wirst wieder verjüngt werden. – Er vergibt dir nicht nur, sondern er reinigt dich auch; Er heilt dich und hüllt dich ein in das Gewand der Herrlichkeit des HErrn, deines Gottes. Wir halten ein kleines Kind nicht für frei von der Befleckung der Sünde. Es wird in Sünden empfangen und ererbt die bösen Neigungen unseres gefallenen Geschlechts. Seine Unschuld in nicht Heiligkeit; – Jesus gibt uns mehr als Unschuld, Er macht uns rein und heilig. Es gibt noch andere kindliche Eigenschaften, die Er uns ebenfalls mitteilt: die Demut des Kindes, das frei ist von Selbstbewusstsein und nicht beständig Bewunderung erwartet. Die Selbstlosigkeit des Kindleins, das einen Genossen seiner Freude, seiner Spiele sucht. Die Zutraulichkeit des Kindes, das sich so gerne an ein starkes, liebendes Herz anschmiegt, bereit in, ihm überall hin zu folgen, ihm alles zu glauben. Die Liebe des Kindes, das jede Liebesbezeugung mit sonnigem Lachen und warmen Liebkosungen erwidert. Zwischen kindischer und kindlicher Gesinnung besteht ein großer Unterschied. Das eine wird abgetan, indem wir wachsen an der Erkenntnis Christi; das andere aber nimmt zu, je ähnlicher wir unserem Heilande werden. Die gereiftesten Heiligen sind zugleich die kindlichsten.