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Predigten zu 2. Korinther 3,14

"Aber ihr Sinn ist verstockt worden, denn bis auf den heutigen Tag bleibt beim Lesen des alten Bundes dieselbe Decke unaufgedeckt, die in Christo weggetan wird."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Paulus versuchte, von der Schrift aus den Weg zur Judenschaft zu finden; aber es gelang ihm nicht. Auch wenn die heilige Rolle aus ihrer Hülle herausgeholt war und vorgelesen wurde, blieb, sagt er, die Decke über ihr liegen, und dort lag sie, weil auf dem Herzen des Lesers eine Decke lag. Der Jude sieht nicht, was die Schrift ihm zeigt, und hört nicht, was sie ihm sagt. Sie richtet die Bosheit; der Jude behält sie. Sie sagt, dass der Sold der Sünde der Tod sei; der Jude hofft dennoch auf ewiges Leben. Sie bezeugt Gottes Gerechtigkeit, die er in seiner Gnade an den Glaubenden offenbart; der Jude denkt nur an seine eigene Gerechtigkeit, die er sich mit seinen Werken erwirbt. Wie geht es zu, dass eine Decke über unsere Herzen kommt, so dass wir eine verhüllte Bibel haben? Unsere eigenen Meinungen und eigenen Wünsche sind uns so lieb, dass wir sie nicht hergeben mögen; dagegen sich zu schützen, ist keiner stark genug, solange er nichts anderes sieht als sich selbst und nichts Größeres begehrt als sein eigenes Glück. Dann gehorcht er unbedingt seiner eigenen Empfindung und Meinung und verlangt, dass sich seine Absichten erfüllen müssen. In diesem Zustand kann niemand sehen und hören. So ist er in sich selbst versunken. Das ändert sich aber, wenn Gott uns vor seine Wirklichkeit und Herrlichkeit stellt, und dies ist der Dienst, den Jesus uns tut. Jetzt bin ich von mir selber weggedreht, von meinen Meinungen und Wünschen befreit. Nun kann ich hören, was die Schrift mir sagt, und sehen, was sie mir zeigt, und ihr Wort wird mir zum Eigentum und zum Stützpunkt meines Lebens.

Heiliger Gott, Du bist unser Freund; wir aber sind uns selber feind. Du schaffst das sehende Auge und wir machen es blind. Du schaffst das hörende Ohr und wir machen es taub. Ich bitte Dich, nimm jede Decke von mir weg und sei mein Licht. Amen.