10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu 2. Korinther 3,17

"Der Herr aber ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, ist Freiheit."

Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Das ist die Freiheit, von welcher der Apostel schreibt, dass sie da ist, wo der Geist des Herrn ist, nämlich dass wir durch Christum Vertrauen zu Gott haben. Da lässt man sich durch den Buchstaben nicht einsperren mit allerlei Art Bedenken: Wird der Herr dieses wohl gut heißen, jenes wohl gut heißen. Da achtet man nicht auf Vogelgeschrei: Womit soll ich Gott versöhnen, oder wird er nicht sauer dazu sehen, wenn ich dieses und jenes nicht tue? Sondern da ist ein freudiges, munteres Vertrauen zu Gott, dass man an ihm durch Christum einen gnädigen Gott und liebenden Vater hat, der es uns reichlich wird zufließen lassen, was uns Not tut, und es uns auch durch den Geist Christi lehren wird, wie wir zu wandeln, was wir zu tun und was wir zu unterlassen haben. So ist denn eine freie Bewegung da, fortwährend nach Christo hin, und nicht nach dem Fleisch hin, noch nach dem Willen des Fleisches. – Man wird des guten Mutes: Mein Ausgang und mein Eingang, mein Sitzen, mein Liegen, mein Denken, mein Handeln ist dem Herrn angenehm. Ich frage nicht darnach, was ich bin, denke oder tue, ich frage nach meinem Herrn und suche sein Angesicht; dieses wird mich leiten. Ich kann auch darnach nicht fragen, ob ich es mit meinem Verstand gut oder böse heiße. Sein Zweck mit mir ist Gerechtigkeit und Seligkeit, die Ehre seines Namens und mein ewiges Glück. Und da ich ihn habe, wer will verdammen?

Nun weiß und glaub' ich feste,
ich rühm's auch ohne Scheu,
dass Gott, der Höchst' und Beste,
mein Freund und Vater sei,
und dass in allen Fällen
er mir zur Rechten steh
und dämpfe Sturm und Wellen
und was mir bringet Weh.


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
Zitate von Aiden Wilson Tozer anzeigen

Geistliche Vollkommenheit: Freiheit im Geist

Das Wesen der wahren Religion ist Spontanität, die souveränen Anregungen des Heiligen Geistes in dem freien Geist des Erlösten. Das war im Lauf der menschlichen Geschichte das Kennzeichen geistlicher Vollkommenheit, der Beweis der Realität in einer Welt des Scheins. Wenn die Religion ihren souveränen Charakter verliert, geht auch die Spontanität verloren und an ihre Stelle treten Nachahmung, Schicklichkeit und System – und die Karteikarten-Mentalität! Der Hintergrund dieser Denkweise beruht auf der Annahme, Spiritualität sei organisierbar. Darum werden dann in die Religion Ideen eingeschleust, die niemals zu ihr gehören: Zahlen, Statistiken, Durchschnittswerte und andere weltliche und menschliche Dinge. Bald darauf schleicht sich überall der Tod ein! Nun, eine Karteikarte ist ein sehr harmloses Hilfsmittel, und für manche Zwecke ist sie auch sehr nützlich. Ihre Gefahr steckt in der wohlbekannten Tendenz der Menschen, sich auf Äußerlichkeiten zu stützen, wenn es um innere Dinge geht. Und so funktioniert eine Karteikarte, wenn sie ins Christenleben eindringt und anfängt, innere Haltungen zu schaffen: Sie teilt die Bibel in Abschnitte ein, die übers Jahr verteilt täglich gelesen werden sollen, und zwingt die Christen, nach dieser Regel zu verfahren. Einerlei, was der Heilige Geist diesem Menschen zu sagen hat: Er liest an jedem Tag, was seine Karte ihm vorschreibt, nachdem er sie pflichtschuldigst zur Richtschnur gemacht hat. Das kann ein tödlicher Fehler sein, der oftmals das spontane Wirken des Heiligen Geistes auslöscht.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
Zitate von Adolf Schlatter anzeigen

Indem Paulus den Herrn den Geist nennt, sagt er uns, wie Jesus sich an uns offenbart und für uns und in uns wirksam wird, so nämlich, dass er immer und vollständig mit dem Geiste Gottes eins ist. Wo er gegenwärtig ist, ist der Geist gegenwärtig; wo er fehlt, fehlt der Geist. Was er nicht wirkt, geschieht nicht durch den Geist; was aber von ihm stammt, das wird uns durch den Geist gegeben. Deshalb ist er der Herr, weil er durch den Geist wirksam wird. Wie sollten wir ihm gehorsam werden und wie mit ihm und miteinander zu seiner Gemeinde verbunden werden, wenn er sich uns nicht durch den Geist inwendig gegenwärtig machte? Und wie können wir den Geist empfangen, wenn wir nicht durch Sein Versöhnen und Regieren zu Gott gebracht wären? Damit ist uns die Freiheit beschert. Geist ist nicht Zwang, nicht Versetzung in Ohnmacht und Armut. Geist ist die höchste Gabe der göttlichen Gnade, weil ich nun mit eigener Erkenntnis und eigener Liebe für Gott leben darf. Nun springen alle Fesseln, Schuld und Tod, die Knechtung an die Menschen, auch die Untertänigkeit unter dem Zwang unseres Leibes. Jetzt ist unser Wort nicht ein leerer Schall, weil ihm der Geist die Kraft einpflanzt, die Glauben schafft, und unsere Arbeit nicht eine vergebliche Bemühung, weil uns der Geist zu Trägern der guten Gaben Gottes für die anderen macht. Jetzt ist unser Gebet nicht bloß ein mühsamer, immer missratender Versuch, sondern der gläubige Ruf zum Vater, und unsere Gemeinschaft nicht nur Schein und Last, sondern der Zusammenklang unserer Seelen zu einem Verlangen, zu einem Dank, zu einer Anbetung.

Ich bete Deine große Gnade an, die uns zur Freiheit führt, uns, die die Natur mit ihrem Zwang umfasst und die Welt mit ihrem Druck bindet und die Schuld als ihre Gefangenen fesselt. Aber jede Kerkertüre öffnest Du, Herr, der Du uns inwendig mit deiner segnenden Hand berührst und deine lebendig machende Gnade in unsere Herzen legst. Weil Du uns in die Freiheit führst, ist Dein Name Heiland in Ewigkeit. Amen.