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Predigten zu 2. Mose 34,29

"Und es Geschah, als Mose von dem Berge Sinai herabstieg, - und die zwei Tafeln des Zeugnisses waren in der Hand Moses, als er von dem Berge herabstieg, - da wußte Mose nicht, dass die Haut seines Angesichts strahlte, weil er mit ihm geredet hatte."

Autor: William MacDonald (* 07.01.1917; † 25.12.2007) US-amerikanischer Prediger der Brüdergemeinden
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"Da wusste Mose nicht, dass die Haut seines Gesichtes strahlend geworden war, als er mit ihm geredet hatte."

Als Moses vom Berg Sinai herunterkam mit den Steintafeln in der Hand, auf denen die Zehn Gebote standen, gab es zwei bemerkenswerte Kennzeichen an ihm. Zunächst einmal lag ein Glanz auf seinem Gesicht. Er war in der Gegenwart des Herrn gewesen, der sich in der hellen, strahlenden Wolke der Herrlichkeit offenbart hatte, die unter dem Namen "Schechina" bekannt war. Der Schein auf dem Gesicht des Mose war sozusagen ein verliehener Abglanz. Nach der Unterredung mit Gott trug Mose, der Gesetzgeber, noch etwas von dem Strahlen und Schimmern der Herrlichkeit an sich. Er hatte eine Erfahrung der Verklärung hinter sich. Das zweite Kennzeichen war, dass Moses selbst nicht wusste, dass sein Gesicht so leuchtete. Er war sich ganz und gar nicht des einzigartigen Außehens bewusst, das er in der Gegenwart Gottes angenommen hatte. F.B. Meyer sagt in einem Kommentar dazu, dass die größte Herrlichkeit der Verklärung die Tatsache war, dass Moses selbst überhaupt nichts davon merkte. In gewisser Hinsicht können wir die gleiche Erfahrung wie Moses machen. Wenn wir eine Zeit in der Gegenwart Gottes verbringen, zeigt sich das. Es kann sich tatsächlich auch in unserem Gesicht ausdrücken, denn es gibt eine enge Verbindung zwischen dem Geistlichen und dem Körperlichen. Aber ich möchte die äußerlichen Anzeichen nicht allzusehr betonen, denn auch manche Anhänger von sehr zweifelhaften Glaubenskulten haben einen gütigen Gesichtsausdruck. Das Wichtigste ist, dass die Verbindung mit Gott einen Menschen moralisch und geistlich verklärt. Das ist es, was Paulus in 2. Korinther 3,18 meinte: "Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht." Aber die höchste Herrlichkeit einer solchen Verklärung ist die, dass wir selbst nichts davon wissen. Andere werden das merken. Sie erkennen an uns, dass wir mit Jesus zusammengewesen sind. Aber diese Veränderung ist vor unseren eigenen Augen verborgen. Wie kommt es, dass wir in seliger Unkenntnis darüber leben, dass die "Haut unseres Gesichtes" so strahlt? Der Grund ist einfach der: Je näher wir dem Herrn sind, desto mehr wird uns unsere Sündigkeit, unsere Unwürdigkeit, unsere Verderbtheit bewusst. Die Herrlichkeit Seiner Gegenwart führt uns zum Erschrecken vor uns selbst und zu tiefer Reue. Wenn wir uns des Strahlens bewusst würden, hätte das nur Stolz zur Folge, und das Strahlen würde sofort in Widerwärtigkeit verwandelt, denn Stolz ist immer abstossend. So ist es ein Segen, dass diejenigen, die mit dem Herrn auf dem Berg gewesen sind und noch den verliehenen Abglanz mit sich tragen, gar nichts davon wissen, dass die "Haut ihres Gesichtes" so strahlt.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Moses wusste nicht, dass die Haut seines Angesichts glänzte

Sich seiner geistlichen Vorzüge nicht bewusst zu sein, ist ein Hauptmerkmal wahrer Frömmigkeit; auf der andern Seite ist das ein Kennzeichen schlimmster Art, wenn jemand sich seiner Verdorbenheit gar nicht mehr bewusst ist. „Simson wusste nicht, dass der HErr von ihm gewichen war.

Sowie jemand seine Überlegenheit über andere erkennt und sich deren rühmt, ist es ein sicherer Beweis, dass er noch nie die Schönheit der Heiligkeit Gottes gesehen hat, und keine klare Erkenntnis über den Zustand seines eigenen Herzens hat. Er mag von seinen alten Sünden gereinigt worden sein: aber er merkt nicht, dass der Geist der Selbstsucht sich in die verborgene Quelle seiner Absichten und Triebe zurückgezogen hat. Wir kennen alle die Versuchung dieses schrecklichen Selbstbewusstseins. Wir sind stolz auf unsre Demut, selbstbefriedigt über unsre Bescheidenheit. Diese Art von Frömmigkeit ist wie ein sehr leichter Nußbaumfirnis auf gewöhnlichem Tannenholz.

Wahre Frömmigkeit ist sich viel mehr bewusst der noch vorhandenen Schäden, als der erreichten Vorzüge: der noch herrschenden Finsternis, als der ersten Lichtstrahlen auf den Bergesspitzen; überhaupt des noch Unerreichten. Diesen Standpunkt können wir aber nur gewinnen durch innigen, fortgesetzten Umgang mit Gott, in der Einsamkeit, wo wir durch menschliche Stimmen und Ansichten nicht gestört werden. Der Glanz, von dem Moses nichts wusste, war der Wiederstrahl der göttlichen Lieblichkeit, in deren Vorzimmer er Eingang gefunden hatte. O, welche Vorbilder werden uns auf dem Berge gezeigt! Welche Rufe ertönen dort, welche Gesichte werden uns gezeigt, welche Offenbarungen uns mitgeteilt! O, dieses trauten Umgangs, dieses Verkehrs von Angesicht zu Angesicht, wie er den Freunden Gottes auch heute noch eröffnet ist!