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Predigten zu 2. Samuel 11,2

"Und es geschah zur Abendzeit, als David von seinem Lager aufstand und auf dem Dache des Hauses des Königs wandelte, dass er von dem Dache herab ein Weib sich baden sah; und das Weib war sehr schön von Ansehen."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Und es begab sich, dass David um den Abend aufstand von seinem Lager und ging auf dem Dach des Königshauses."

Zur selben Stunde sah David Bathseba. Wir stehen nie außer dem Bereich der Versuchung. Seien wir zu Hause oder außer dem Hause, so sind wir der Gefahr ausgesetzt, der Versuchung zum Bösen zu begegnen; der Morgen bringt seine Gefahren, und die Schatten des Abends finden uns noch immer umgeben von gefährlichen Schlingen. Wen der Herr behütet, der ist wohl verwahrt, aber wehe denen, die hinausgehen in die Welt, oder gar in ihrem eignen Hause wandeln, so sie nicht wohl gewaffnet sind. Wer sich sicher dünkt, ist mehr in Gefahr, denn jeder andre. Das Selbstvertrauen ist der Waffenträger der Sünde. David hätte im Kampfe der Kriege des Herrn stehen sollen; stattdessen aber blieb er zu Jerusalem und gab sich einer weichlichen Ruhe hin, denn am Abend stand er auf von seinem Lager. Müssiges Wesen und Weichlichkeit sind des Teufels Jagdhunde und treiben ihm reichliche Beute zu. In sumpfigen Gewässern wimmelt schädliches Gewürm, und ein unbebauter Boden lässt bald ein üppiges Gewirre von Disteln und Dornen aufschiessen. Ach, welch eine köstliche Liebe erzeigt uns doch der Herr Jesus, wenn Er uns tätig und nützlich beschäftigt! Es ist möglich, dass der König auf das Dach seines Hauses gestiegen war, um zu beten und sich zu sammeln. Wenn dem also ist, wieviel mehr sind wir zur größten Vorsicht aufgefordert, dass wir auch nicht einmal das innerste Heiligtum sollen für gesichert halten vor der Sünde! Wenn denn unser Herz einem Pulverfass gleicht, das an einem Orte steht, wo dichte Feuerfunken sprühen, so müssen wir allen Fleiß tun allerorten, dass nicht etwa ein Funke hinein falle und großes Unheil anrichte. Der Satan kann auch des Hauses Zinne ersteigen und in unser Gebetskämmerlein sich einschleichen; aber selbst wenn wir diesen argen Feind fern halten könnten, so ist unsre eigne verderbte Natur fähig genug, uns zu Grunde zu richten, wenn uns nicht die Gnade bewahrt. Werde nicht sicher! Die Sonne ging unter, aber die Sünde nicht. Wir bedürfen eines Hüters für die Nacht, wie eines Wächters für den Tag. O Heiliger Geist, bewahre uns in dieser Nacht vor allem Übel. Amen.


Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Und es begab sich, als David um den Abend von seinem Lager aufstand und auf dem Dache des königlichen Hauses umherwandelte, sah er vom Dach aus eine Frau sich baden ... Und David sandte hin und erkundigte sich nach der Frau." 2. Samuel 11,2-3

David war errettet, und ich spreche zu euch, die ihr errettet seid. Ich bitte euch, nehmt Davids Fall und die Trägheit, die die Ursache war, als Warnung für euch. Einige Versuchungen nahen sich den Fleißigen, aber alle Versuchungen greifen die Faulen an. Denkt an die Erfindung, die Landleute benutzen, Wespen zu fangen. Sie geben ein wenig süsse Flüssigkeit in eine lange Flasche mit einem engen Hals. Die nichtstuende Wespe kommt vorüber, riecht die Flüssigkeit, stürzt sich hinein und ertrinkt. Aber die Biene kommt hinzu, und wenn sie auch einen Augenblick stillhält, um zu riechen, so geht sie doch nicht hinein, weil sie selbst Honig zu machen hat. Sie ist zu sehr mit der Arbeit beschäftigt, um sich diese verlockende Süssigkeit zu erlauben.

Müssige Christen versuchen den Teufel, sie zu versuchen. Trägheit öffnet die Tür des Herzens ein Stück und bittet den Satan hereinzukommen; aber wenn wir vom Morgen bis zum Abend beschäftigt sind, muss Satan, wenn er herein will, durch die Tür brechen. Liebe Freunde, lasst mich diejenigen unter euch, die nur wenig für Christus tun, daran erinnern, dass ihr einst nicht so kalt wart wie jetzt. Es gab einen Tag, an dem der blosse Anblick Israels, in Schlachtordnung aufgestellt, David kühn wie einen Löwen gemacht hätte. Oh, es ist eine böse Sache, den Löwen so verändert zu sehen! Gottes Held bleibt zu Hause bei den Weibern! Es gab eine Zeit, wo du über Hecken und Gräben gegangen wärst, um das Wort Gottes zu hören; aber jetzt sind dir die Predigten langweilig, obwohl du auf einem weichen Kissen sitzt. Damals warst du da, wenn es eine Versammlung in einer Hütte oder eine Straßenpredigt gab. "Ah!" sagst du, "das war wildes Feuer." Gesegnetes wildes Feuer! Der Herr gebe dir das wilde Feuer zurück, denn selbst wenn es wildes Feuer wäre, so ist wildes Feuer besser als gar kein Feuer - lieber ein Fanatiker genannt werden als verdienen, eine Drohne in Christi Bienenstock zu heißen.


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Und es begab sich, da David um den Abend von seinem Lager aufstand und auf dem Dach des königlichen Hauses umherwandelte, sah er vom Dach eine Frau sich baden. Und David sandte Boten hin und ließ sie holen." 2.Sam. 11,2 f

Mitten in der Glanzzeit seiner Regierung tat David einen tiefen Fall. Wohl bald nach seinem fünfundvierzigsten Lebensjahr, zur Zeit wo Joab als Feldhauptmann mit seinem Kampfesheer Rabba im Lande der Ammoniter belagerte, sah David eines Abends im Bade die reizende Bathseba, die ihm zum Verhängnis wurde. Erst entehrte er sie und als er das Offenbarwerden der Folgen befürchten musste, nahm er sie sich über die Leiche ihres Mannes, des Hethiters Uria, zur Frau.

Um zu seinem Ziel zu gelangen, griff er zu den dunkelsten und widerlichsten Mitteln, zu denen der Mensch in seiner Verblendung fähig ist. So sehr manches durch die damals herrschende Sitte auf dem Gebiete der Moral und Ehe auch gestattet war und ohne Anstoss hingenommen wurde, Davids Lüge, Tücke und Skrupellosigkeit überschritten jedoch jedes Maß. Wie wenig vermag doch eine noch so reiche Vergangenheit den Menschen vor einem Anstoss in der Gegenwart zu bewahren! Auch in seiner Bewährung bleibt der Mensch von Fall zu Fall abhängig von seinem Gott. Steht dem Menschen trotz all seiner Erfahrungen und Gotteserlebnisse das Eigene in irgendeiner Form eines Tages höher als Gott und der Nächste, dann schreitet er über Herzeleid, Tränen und Leichen hinweg. Grade Davids Fall lässt uns daher in menschliche Untiefen blicken, wie kaum ein zweiter in den biblischen Geschichtsbildern.

David fand auch nicht selbst aus diesem Fall mit seiner Nacht den Weg zu einer neuen Auferstehung. Erst als ein Gottesprophet ihm die ganze Tat dolmetschte, erkannte er im Lichte Gottes sein Verbrechen, das zu seinem Tode führen müsse. "Denn so hat der Herr gesprochen", sagt der Prophet zum König. "Ich werde wider dich Unheil aus deinem eigenen Hause entstehen lassen."

Gott lässt sich von seiner Gerechtigkeit und seinen sittlichen Reichsgottesnormen auch von seinen Gesalbten nichts abmarkten. In seinem Reiche gibt es keine doppelte Moral. Entweder unterwirft auch der Mann der Krone sich der göttlichen Gerechtigkeit und Lebensordnung, oder er scheitert an denselben trotz Salbung und Krone. Hätte David in Demut und Beugung nicht auch auf diese Offenbarung wieder geantwortet, er wäre an seinem Fall zugrunde gegangen. Aber so tief sein Fall war, so tief beugte er sich unter demselben und Gott konnte in seiner Barmherzigkeit die Tat vergeben. Denn auch in seiner wiederherstellenden Gnade war Gott je und je grösser als unsere Schuld.