Predigten zu Apostelgeschichte 10,6

Er ist zur Herberge bei einem Gerber, Simon

Diese Herberge mag dem Apostel nicht besonders angenehm gewesen sein, nicht nur des widerlichen Geruchs, sondern der naheliegenden Gefahr wegen, mit Toten in Berührung zu kommen, die Petrus, als eifriger Jude, besonders fürchten musste. War es aber nicht auffallend, dass er, der hervorragendste Apostel der Gemeinde, der soeben eine sehr gelungene Rundreise beendigt hatte, plötzlich von aller seligen Gemeinschaft abgeschlossen ward, und auf „lange Zeit“ verborgen blieb in des Gerbers Hause? (Apstg. 9,43).

Solche Führungen des HErrn mit seinen Knechten sind jedoch leicht erklärlich. Wir sind allzu sehr geneigt, die Arbeit für den HErrn an die Stelle der Gemeinschaft mit Ihm, zu setzen. Da werden wir stark in eigener Kraft, werden aufgeblasen durch den Erfolg und die Lobeserhebungen unserer Freunde. Daher ist es sehr nötig, dass wir zurückgezogen werden aus der bunten Menge, und entfernt von der Laufbahn ununterbrochenen Glücks; dass der Sonnenschein etwas gemildert werde, und unser Selbstvertrauen sinke. Hierfür gibt es nur ein Mittel: wir müssen es uns gefallen lassen, in den Köcher gesteckt zu werden, – abhängig zu sein von der Witwe in Zarpath; vierzig Jahre in der Wüste zu bleiben, bis unsere leidenschaftlichen Triebe sich legen; nach Arabien geführt zu werden; langsam dahinschleichende Wochen in des Gerbers Hause zuzubringen.

Während seiner Wartezeit vernachlässigte Petrus nicht seine Gebetsgewohnheiten; er hielt sein Herz offen für die Eindrücke und Belehrungen des heiligen Geistes; er wartete, bis die Wolkensäule sich wieder erhob, er lernte Aufgaben, die sein ganzes späteres Leben beherrschten, wenn sie auch seine früheren Anschauungen über den Haufen warfen; und aus seiner Zurückgezogenheit trat er hervor, um eine ganz neue Zeit herbeizuführen.