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Predigten zu Apostelgeschichte 10,9

"Des folgenden Tages aber, während jene reisten und sich der Stadt näherten, stieg Petrus um die sechste Stunde auf das Dach, um zu beten."

Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Zieh dich zum Gebet zurück

»Wenn aber du betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten öffentlich. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viel Worte machen. Darum sollt ihr euch ihnen nicht gleichstellen. Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe ihr ihn bittet« (Mt 6,6-8). Deshalb, wenn du beten willst und unserem Herrn und Gott deine Bitten vorlegen möchtest, sollst du dich in einen Winkel zurückziehen und etwa so sprechen: »Lieber Herr, durch Deinen allerliebsten Sohn Jesus Christus bitte ich Dich, Du wollest mir dies oder das geben.« Und das tue ich bald wieder. Denn nur so können meine Gedanken beieinanderbleiben. Damit ich nicht dastehe und an etwas anderes denke, sondern nur an die Not, die mich bedrückt. Wenn ich aber anfange, noch vieles andere herbeizuholen, so sind bald Seele und Geist ganz woanders, und die Andacht ist dahin.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Was mag wohl Petrus gebetet haben? Dein Reich komme? Mag sein! Er hat es aber nicht verstanden, was er gebetet. Nun, es geht uns weiter nichts an. Unser Herr Jesus Christus hat uns gelehrt immerdar beten, weil wir immerdar sündigen. Indes ist es doch löblich, wenn man sich gewöhnt, eine bestimmte Stunde für das Gebet einzuhalten, damit das Gebet nicht vergessen werde; denn wir sind von Natur zum Beten sehr träge, o so träge, und gehen lieber von dem Ersten bis zum Letzten, um von Menschen etwas zu fragen und zu erbitten, und doch hat man seinen lieben Herrn Gott und Heiland im Schlafzimmer, wo man die Tür abschließen und ihn im Verborgenen bitten kann, und da brauchst du nicht zu fragen um das Was, sondern beginne nur: Ach Gott, erbarme dich meiner. Denn dieses Leben ist ja ein Tod, und das Geschmeiß aus der Hölle ist fortwährend darauf aus, die Seele von dem höchsten Gut abzubringen. Er weiß, wie es einem Menschen ums Herz ist und gibt es ihm mit stummem Seufzen zu stammeln, und da kommt es denn so von Herzen, dass doch mancher Stein abgewälzt wird. Es soll ein Mensch seinen Gott fragen, der wird ihm antworten in der Not, und wird ihm nicht abschlagen, was zur Ehre Gottes und zu seinem wahren Heile dient, auf dass er mit Gott und gutem Gewissen durch die Welt komme.

Befiehl dem Herrn all deine Wege,
und welche Last dich drücken möge,
wirf sie auf ihn, er hilft dir tragen,
er zeiget als Erbarmer sich.
Was sorgest du? Er sorgt für dich;
der Fromme darf ja nie verzagen.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Mit unserm Gebet sieht es doch wunderlich aus. Vermagst du deine Gedanken stille zu setzen, und sei es auch nur fünf Minuten, so dass sie allein erfüllt seien von dem lebendigen Gott? Während du zu Gott bittest, gib acht, ob dir nicht immer wieder andere Gedanken dazwischen fahren, und ob es dir nicht geht, wie jener gottseligen Frau, die auf den Söller hinaufging zu beten für ihren Mann, ihre Kinder, und eben da sie ihre Knie gebeugt hatte, fährt ihr plötzlich der Gedanke durch den Kopf, ob sie nicht im Keller das Fass offen gelassen habe, und sie steht auf, läuft schnell hinunter, um nachzusehen, ob auch alles in Ordnung sei. So ist der Mensch! Gott kennt uns wohl und ist so gnädig, uns unsere Sünden zu verzeihen, dass wir beim Gebet mit unsern Gedanken so überall herumfahren, statt zu bleiben auf dem einzigen Punkte, um welchen es geht. Und er hält, wo es in uns so auf und ab wogt, die Seele dabei fest, dass dennoch herauskommt, was die Seele eigentlich fragen wollte, und zeigt uns, wie er uns gänzlich in seiner Hand hat mit allem, was in und an uns ist. Du kannst nicht mal über deinen Magen Herr sein, sondern der Herr Gott ist es. Haltet euch nur fein an die Verheißung, auf dass ihr begreifet, dass der Herr Gott, welcher den Hunger gibt, auch die Speise darreicht, um den Hunger zu stillen, und dann werdet ihr, wenn ihr zu Tische sitzet, es auch verstehen, wer es ist, der euch dient, und werdet ihm die Speise heiligen.

Herr, Herr! ja du erforschest mich,
du kennst mich ganz, was trüget dich?
lch sitz' und stehe auf vor dir,
du schaust bis auf den Grund in mir;
eh' die Gedanken noch entstehen,
hast du sie schon von fern gesehen.