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Predigten zu Apostelgeschichte 17,28

"Denn in ihm leben und weben und sind wir, wie auch etliche eurer Dichter gesagt haben: "Denn wir sind auch sein Geschlecht"."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Drei Hilfsmittel zu fruchtbarer Wortverkündigung

Das wichtigste Hilfsmittel zu fruchtbarer Wortverkündigung ist die Salbung mit dem heiligen Geist, das Gebet um Erleuchtung und Kraft aus der Höhe. Ohne dies wird die beste Vorbereitung wenig helfen. Jedoch schließt diese wichtigste Voraussetzung die Verwertung guter menschlicher Hilfsmittel durchaus nicht aus. Gerade bei dem Vortrag des Paulus in Athen können wir dies beobachten.

Bei diesem Meisterstück einer wohldurchdachten und zielbewussten Predigt können wir drei Hilfsmittel erkennen, die dem Apostel dienen mussten, und die auch heute noch bei dem göttlichen Zeugendienst treffliche Dienste tun können.

Erstes Hilfsmittel: Unterredung mit Menschen über göttliche Dinge.


Paulus ließ sich auf dem Marktplatz Athens zuerst mit einer grösseren Anzahl von Personen ins Gespräch über den Weg zur Seligkeit ein. Bei diesen Gesprächen hörte er auch, was für Gedanken und Fragen die Athener beschäftigten. Er lernte ihre Anschauungen kennen. Nachher sprach er in seiner öffentlichen Rede gerade über die Dinge, welche die Athener, auch die zahlreichen Philosophen unter ihnen, bewegten. Er predigte nicht über Dinge, die ihnen ganz fern lagen. Man hörte es seiner Rede an, dass er die richtige Fühlung mit seinen Zuhörern vorher gewonnen hatte. Er hatte gelernt, seine Zuhörer zu verstehen. Deshalb verstanden seine Zuhörer auch ihn. Auch heute noch können die Unterredungen über göttliche Dinge, die seelsorgerlichen Gespräche, allen Zeugen des Evangeliums ein treffliches Hilfsmittel zu verständlicher und praktischer Wortverkündigung werden. (Matthäus 10, 42).

Zweites Hilfsmittel: Aufmerksames Beobachten dessen, was im Leben angetroffen wird.


Ein weiteres wichtiges Hilfsmittel zu fruchtbarer Wortverkündigung wurde für Paulus die aufmerksame Beobachtung dessen, was er im Leben antraf. Gewiss war sein Inneres bei seinen Gängen vor allen Dingen auf den Herrn selbst gerichtet. Aber diese treu-innige Gemeinschaft mit Gott ließ ihn nicht etwa einseitig nur tief in sich gekehrt durch die Strassen Athens dahinwandern, sondern machte ihn zugleich in gutem Sinne weltoffen. Er beobachtete das, was am Weg lag. Aber nicht so, dass er dadurch zerstreut und von Gott abgezogen wurde, sondern so, dass er göttliche Fingerzeige für seinen Dienst entdeckte.

Es gibt eine falsche Weltoffenheit, die uns schädigt und schwächt. Aber die Weltoffenheit des Paulus ist gesund und wird zum Hilfsmittel für die Arbeit im Reich Gottes. Der Anblick jenes Altars gab ihm Ausgangspunkt und Thema für seine Rede. So haben die Gottesknechte oft durch das, was sie auf ihren Wegen sahen oder hörten, Stoff für ihre Wortverkündigung erhalten.

Spurgeon erzählt, wie einst der Anblick eines gesprenkelten Vogels, der von andersfarbigen Vögeln gepickt wurde, ihm Licht über den rechten Gegenstand seiner Predigt gab. Er sprach darüber, wie die Jünger Jesu von den andersgearteten Weltmenschen gehasst und verfolgt werden müssten. Ein anderes Mal bot ihm der Gang einer Gerichtsverhandlung, an der er während eines Sonnabends als Zeuge teilnehmen musste, Thema und Teile, um am folgenden Tag von dem künftigen Gericht, dem Ankläger, Verteidiger und Richter usw. zu reden.

Samuel Zeller fand durch das Schild auf einem Bahnhof: "Vor Taschendieben wird gewarnt!" ein Thema und sprach längere Zeit über die Dinge, die uns innerlich den wichtigsten Besitz rauben können.

Wie hat Jesus selbst alle Beobachtungen in der Natur und im Menschenleben zu fruchtbarer Wortverkündigung verwertet, z. B. die Küchlein, die Schafe und Böcke, den Weinstock, die Lilie, die Bauarbeit usw.

Lasst uns mit offenen Augen durchs Leben gehen und alles in den Dienst des himmlischen Meisters und seiner Sache stellen (Matthäus 6, 26 - 30; Sprüche 30, 24 ff.)

Drittes Hilfsmittel: Worte großer Denker und Dichter.


Auf ein drittes Hilfsmittel macht uns obiger Vers aufmerksam. Paulus verschmäht es nicht, auch aus dem Schatz der griechischen Dichter und Denker ein Wort zu entnehmen, um seine Zuhörer der Wahrheit näher zu bringen. Mochten jene Dichter im übrigen zur göttlichen Wahrheit stehen, wie sie wollten, eines war gewiss: Es lag in ihren Worten ein Ahnen von einem höheren göttlichen Ursprung der Menschen. Daran konnte Paulus anknüpfen, und er tat es. Diese griechischen Dichter mussten mithelfen, die Seelen zu Jesus zu führen. Wenn Paulus solche Hilfsmittel nicht verwirft, brauchen wir dies auch nicht zu tun. Nur lasst uns dabei auf eines achten: Die Worte menschlicher Dichter nehmen in Paulus' Rede eine dienende und nicht eine herrschende Stellung ein. Es gibt geistliche Reden, in denen sehr viel von Dichtern und Denkern, aber sehr wenig von Gott und dem Himmelreich die Rede ist. Die Verfasser solcher Reden haben kein Recht, sich auf die Predigt des Paulus in Athen zu berufen. Nie sollen unsere Predigten Menschen verherrlichen, auch nicht Poeten, sondern allein den Herrn. Wo aber das Wort eines anerkannten Dichters dazu geeignet ist, Seelen zum Heil zu locken, wollen wir es an der rechten Stelle gern benutzen.

Lasst uns jedes gottgewollte und biblisch berechtigte Hilfsmittel zur Wortverkündigung dankbar gebrauchen und dazu Paulus als Vorbild benutzen. (Vergleiche Titus 1, 12).


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Das Wort des Dichters: Wir sind Gottes Geschlecht, dem Paulus seine Zustimmung gibt, bedeutet nicht nur, dass unser Ursprung in Gottes Schaffen liegt. Denn Gott gleicht nicht einem Menschen, der, nachdem er der Ahnherr seines Geschlechts geworden ist, verschwindet. Sind wir sein Geschlecht, so besteht zwischen uns und ihm ein Zusammenhang, der uns mit ihm verwandt macht und uns etwas Gemeinsames mit ihm gibt. Es wird uns aber schwer, in der Menge der Menschen, wie sie sind, Gottes Geschlecht zu ehren. So wie wir sie nicht nur aus der Ferne betrachten, sondern in wirklichen Verkehr mit ihnen treten, vergeht uns rasch die Erinnerung an ihre Zugehörigkeit zu Gottes Geschlecht. Auch Paulus wendet den Blick von allem weg, was der Mensch eifrig zur Schau stellt und laut preist. Er spricht nicht von der menschlichen Sprache, Wirtschaft, Kunst und Religion; er nennt aber drei Dinge, Leben, Bewegung, Dasein als das, was der Mensch nur dadurch haben kann, dass er an Gott hängt. Schon das Dasein, unser erstes, einfachstes Merkmal, macht Paulus zum Zeichen unserer Verbundenheit mit Gott. Denn das Wirkliche entsteht durch den Wirker aller Wirklichkeiten. Auch der Mensch, von dem ich mich mit Abscheu wegwende, ist nicht vorhanden ohne Gott. Weiter, wir bewegen uns und haben nicht das gebundene, unbewegte Dasein der ruhenden Natur. Wie peinlich ist uns oft die Weise, wie die Menschen sich bewegen! Hielten sie sich doch still, seufzen wir. Dass aber aus ihrem Dasein eine stetige Tätigkeit wird mit unablässiger Bewegung, das haben sie von Gott. Die Formel „Bewegung“ reicht aber noch nicht aus, um auszusprechen, was den Menschen als Gottes Werk kennzeichnet; er lebt! Seine Bewegung kommt aus dem, was er inwendig ist. Dort hat er ein Bewusstsein, das ihm zeigt, was er ist und tut, und dort hat er den Willen, der aus seinen Bewegungen seine Taten macht. Wie könnte der Mensch lebendig sein ohne Gott? Ehre das Wirkliche, ehre die arbeitsame Beweglichkeit und gib ihr Raum, ehre das Leben. Das sind die Markenzeichen des Zusammenhanges, durch den der Mensch an Gott hängt, auch wenn du, was er tut, nicht lieben kannst und nicht lieben darfst.

Wohin mein Weg mich führt, überall bin ich bei dem, was Dir gehört, der Du unser Schöpfer und Vater bist. Welcher Mensch es sei, der mir begegnet, er gehört zu seinem Geschlecht. Wecke mir den Blick, dass ich nicht bloß die Bosheit und die Schande der Menschen sehe, sondern in der Wahrheit bleibe, die mir sagt, dass sie, solange sie sind und leben, Dir gehören. Amen.