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Predigten zu Apostelgeschichte 20,20

"wie ich nichts zurückgehalten habe von dem, was nützlich ist, dass ich es euch nicht verkündigt und euch gelehrt hätte, öffentlich und in den Häusern,"

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Nach dem Rückblick des Paulus auf seinen Wandel folgt ein Rückblick auf seine Wortverkündigung. Derselbe lässt uns erkennen, wo, wie und was er damals öffentlich gepredigt hat.

1. Wo Paulus predigte.

Wo er das Wort verkündigte, zeigt uns der Ausdruck: "öffentlich und in den Häusern" (wörtliche Übersetzung). Unter der "öffentlichen" Verkündigung haben wir in erster Linie seine Versammlungen in der Synagoge von Ephesus (Apg. 19, 8) und nachher seine Reden in dem Lehrsaal des Tyrannus (Apg. 19, 9) zu verstehen. Bei der "sonderlichen" Verkündigung (Luthers Übersetzung) haben wir sowohl an die kleinen Versammlungen in den Privathäusern (Römer 16, 5; 1. Korinther 16, 19; Kolosser 4, 15; Philemon 2; Apostelgeschichte 2, 46), wie auch an die Einzelseelsorge zu denken.

Was sagt uns diese reichliche Verkündigung?
Sie ruft uns zu: Lasst uns den Samen des Wortes überall ausstreuen, wo Gott uns Gelegenheit gibt und Türen öffnet (2. Timotheus 4, 2).

Lasst uns auch zweierlei Einseitigkeit meiden: Man trifft öfters Menschen, welche nur die öffentliche Verkündigung etwa in Kirche und Gottesdienst gelten lassen und alles andere als unnüchtern und schwärmerisch verwerfen. Andererseits begegnet man solchen, welche die öffentliche Verkündigung verachten und nur diejenige hin und her in den Häusern als richtig ansehen. Demgegenüber lasst uns mit Paulus sowohl das eine wie auch das andere anerkennen und dankbar benutzen.

2. Wie Paulus predigte.

Nicht umsonst braucht der Text hier drei verschiedene Ausdrücke für die Predigtart des Paulus: Er verkündigte, er lehrte, er bezeugte.

1. In dem ersten Wort (verkündigen) steht Paulus, wie der Grundtext dies andeutet, als ein Bote vor seinen Zuhörern, der ihnen genaue Meldung überbringt und darauf bedacht ist, ja nichts auszulassen von dem, was er in einem höheren Auftrag zu sagen hat. "Wie lieblich sind die Füße solcher Boten", Jesaja 52, 7. Gott mehre ihre Zahl!

2. In dem zweiten Ausdruck (lehren) sehen wir Paulus als Lehrer vor den Ephesern, der in klarer Ordnung der Gedanken den Seelen zeigt, worum es sich handelt und sie in das Verständnis des göttlichen Heilsrates hineinführt. Solche Lehrer tun auch unserer Zeit not. Wie werden sie einst "leuchten wie des Himmels Glanz" (Daniel 12, 3).

3. In dem dritten Wort (bezeugen) schauen wir den Apostel als Zeugen , der den Inhalt seines Wortes feierlich und dringlich ins Herz legt als einer, der das, was er redet, am eigenen Leben erfahren hat. Wie dringt dieses Bezeugen tief in die Herzen der Hörer hinein und erschüttert ihre falsche Sicherheit! Alle noch so schöne Verkündigung und lichtvolle Belehrung hilft nicht, wenn dieses Bezeugen fehlt (2. Timotheus 2, 14).

Wer als Botschafter, Lehrer und Zeuge das Wort verkündigt, der wandelt in Paulus Fußstapfen.

3. Was Paulus predigte.

Paulus ließ sich weder durch Menschenfurcht noch durch Menschengunst bewegen, irgendetwas zu verschweigen, was den Seelen heilsam war. Vor allen Dingen hatte seine Predigt zwei Brennpunkte: Buße und Glaube. Er predigte Buße. Den Wünschen des natürlichen Menschen passte er sich nicht an. Dieser liebt eine Predigtweise, die das Gute in ihm anerkennt und nur weiter vervollkommnet wissen möchte. Ermahnungen zur Buße und Heiligung lässt er sich allenfalls gefallen. Wenn aber jemand die Notwendigkeit einer vollständigen Änderung der innersten Gesinnung predigt, so entsteht Widerspruch, oft Zorn und Wut. Aber gerade diese Sinnesänderung oder Buße bezeugte Paulus. Solcher Mut tut allen Knechten Gottes not (Jesaja 58, 1; Jeremia 4, 3).

Zugleich zeigte er die Kraftquelle, durch welche die innere Erneuerung des Herzens zustande kommt. Nicht auf ihre eigene Kraft und Anstrengung wies er seine Hörer hin, sondern auf "den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus". Während die eigene Bemühung in menschlicher Willenskraft uns in Verzweiflung führen müsste, bringt der Glaubensblick auf den Heiland und die Glaubensgemeinschaft mit ihm Frieden und Hilfe (Apg. 17, 31). Deshalb gilt es auch heute noch, Buße und Glaube zu bezeugen, und zwar beides vereinigt.

Unsere Verkündigung sei wie die des Paulus.