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Predigten zu Apostelgeschichte 20,29

"[Denn] ich weiß [dieses], dass nach meinem Abschiede verderbliche Wölfe zu euch hereinkommen werden, die der Herde nicht schonen."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Falsche Führer

Neben den wahren Hirten (Vers 28) sieht Paulus auch verderbliche Führer in der Gemeinde Christi voraus.

1. Wir sehen hier die prophetische Gabe des Apostels. Er hatte Gewissheit über das Eindringen jener Männer und sagte dasselbe mit voller Bestimmtheit voraus ("Ich weiss, dass kommen werden"). Gott hat dann und wann in der Geschichte der Kirche einzelne seiner Knechte mit einem weit in die Zukunft hinaußehenden Blick begabt. Auch heute noch kann er dies tun. Schon Bodelschwingh, Schrenk und andere haben vorausgesagt, dass Gerichte über unser Volk nicht fern sein könnten. Die Stimmen solcher Männer, die unser Volk kannten und in Gottes Wort zu Hause waren, haben mit den Prophezeiungen leichtfertiger Schwärmer nichts zu tun.

2. Lasst uns die Zeit beachten, wann die verderblichen Führer auftreten. ("Nach meinem Abschied"). Die Gemeinde Ephesus hatte durch Paulus' dreijährige Arbeit eine einzigartige Segenszeit erlebt, in der sie Gottes Wort aufs reichlichste gegeniessen durfte. Nun soll diese Gemeinde, nachdem der Einfluss von Paulus aufhört, eine Zeit ganz besonderer Nöte und Schwierigkeiten durchmachen. So ist Gottes Weg vielfach. Auf Zeiten herrlicher Heimsuchung folgen Zeiten mannigfacher Verirrung und Drangsal, wo Spreu abfällt und Echtes offenbar wird, Wohl denen, die sich darauf gefasst machen und beim Eintreten solcher Nöte nicht irre werden.

3. Die falschen Führer werden mit "greulichen Wölfen" verglichen, "die der Herde nicht verschonen werden". Sie sind genau das Gegenteil von einem wahren Hirten. Sie haben kein väterliches und mütterliches Herz für die Gläubigen (1. Thessalonicher 2, 7). Statt sie auf die Weide zu führen, haben sie ihre Freude daran, unbarmherzig auf sie loszuschlagen. Sie zerreißen dieselben gleichsam wie ein Wolf. Es fehlt ihnen die Durchdringung mit dem Lammessinn Jesu. Sie stehen wie einst Saulus in ihrer alten Raubtiernatur den Schafen Jesu gegenüber (Apostelgeschichte 9, 1).

Gott bewahre unsere Kirchen und Versammlungshäuser vor solch "greulichen Wölfen". (Johannes 10, 12; 3. Johannes 10; Jeremia 23, 1. 2; Hesekiel 34, 2. 10).


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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»Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.« Auch unser guter Wille und unsere guten Absichten müssen in uns verhindert werden, damit sie Gottes Willen untertan und ihm gleichförmig werden. Und das muss geschehen, bis der Mensch sich ergibt und unterwürfig nichts anderes mehr tut, als auf Gottes Willen zu warten. Seht, das ist der wahre Gehorsam, der in unserer Zeit leider ganz unbekannt geworden ist!

Nun verführen die unnützen Schwätzer die ganze Christenheit, indem sie den armen Leuten von fast allen Kanzeln her einreden, wie man einen guten Willen, eine gute Ansicht und gute Vorsätze haben müsse. Und wenn man die hat, sei alles gut mit ihnen! Hiermit schaffen sie nichts weiter als eigenwillige und selbstgerechte Geister, die immer gegen Gottes Willen streiten und ihren Eigenwillen nicht brechen lassen und sich nicht unterwerfen wollen, weil sie meinen, jede Ansicht (und auch die ihrige) sei gut und müsse sich durchsetzen. Alles, was ihrem Willen entgegensteht, ist nach ihrer Ansicht vom Teufel und nicht von Gott.

Seht, von daher kommen die Wölfe in Schafskleidern, diese hochmütigen »Heiligen«, die schädlichsten Menschen der Welt. Daher kommt es, dass der eine Bischof gegen den anderen und die eine Gemeinde gegen die andere ist. Geistliche, Mönche und Nonnen streiten, hassen und bekämpfen sich, und überall findet man Streit und Zwietracht. Und doch sagt jede Partei, sie habe nur guten Willen, einen richtigen Standpunkt und gottselige Vorsätze. Und so treiben sie angeblich zu Gottes Ehre nichts als Teufelswerk!