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Predigten zu Apostelgeschichte 2,13

"Andere aber sagten spottend: Sie sind voll süßen Weines."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Wirkungen des Geistes auf Petrus

Wenn wir den Petrus als Zeugen Christi am Pfingsttage beobachten, so erkennen wir an ihm drei herrliche Wirkungen des Geistes Gottes, die für alle Christen begehrenswert sind.

1. Petrus bleibt ruhig bei Schmähungen

Als die gewaltigen Wirkungen des Pfingstgeistes damals an den Aposteln sichtbar wurden, hörte man von Spöttern die frechen Hohnworte: "Sie sind voll süssen Weins" (Apg. 2, 13). Dieser Ausdruck stellte eine grobe Beleidigung der Apostel dar. Dieser Kränkung gegenüber galt es, in Gottes Kraft wahre Frömmigkeit zu beweisen. Wäre Petrus in bitteren Zorn geraten und hätte er mit gleicher Münze den Spöttern heimgezahlt, so hätten die Scharen der Zuhörer wohl wenig Achtung vor der neuen Gotteskraft bekommen. Sie hätten gedacht: "Der Pfingstgeist mag sein, was er will - den gekränkten Ehrgeiz lässt er ruhig weiterleben. Lasst uns auch nicht die Zahl der Christen vermehren, die lieb und fromm bleiben, solange man sie in Ruhe lässt, die aber aufbrausen und in Wut geraten, wenn man ihnen zu nahe tritt! Lasst uns in der Kraft des Heiligen Geistes stille bleiben auch bei den rohesten Vorwürfen!

Hanna wurde nicht böse, als Eh sie bei ihrem anhaltenden Gebet für eine betrunkene Frau hielt (1. Sam. 1, 12-16).David blieb still, als sein Bruder Eliab ihm ohne Grund Vermessenheit und Bosheit vorwarf (1. Sam. 17, 28). So ließ sich auch Petrus durch die Schmähungen der Gegner nicht aufregen, er begegnete ihnen mit ruhiger Entschiedenheit und bezeugte den wahren Sachverhalt: "Diese sind nicht trunken, wie ihr wähnet, sondern das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt ist: Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, ich will ausgiessen von meinem Geist auf alles Fleisch" (V. 15-17).

2. Petrus ist mutig in größter Gefahr

Wir sehen den Petrus voll Mut in Augenblicken größter Gefahr. Vor ihm stand eine große Menge. Unter ihr waren viele, die vor kurzer Zeit Jesus ans Kreuz gebracht hatten. Wie gefährlich war es, diesen Massen öffentlich zu sagen: "Jesum von Nazareth, den Mann, von Gott unter euch mit Taten und Wundern und Zeichen erwiesen ..., habt ihr genommen ... und ihn angeheftet und erwürgt" (V. 22 f.)! Wie leicht konnte die Volkswut, die Jesus ans Kreuz gebracht hatte, sich gegen seinen Jünger wenden und ihm ein gleiches Schicksal bereiten! Petrus machte mit seinen Worten die Menschen zu "Sündern" . Und das ist gefährlich! Es hätte ihn das Leben kosten können.

Ohne den Pfingstgeist hatte Petrus in der Stunde der Verleugnung vor einer Magd ängstlich und schmählich versagt. Nun aber stand er in der Kraft des Gottesgeistes da als ein Bekenner, der Todesgefahr verachtete. Der Pfingstgeist macht mutig!

Schön war Jonathans Mut, als er mit seinem Waffenträger allein den Berg hinaufkletterte zum Streit gegen die Philister (1. Sam. 14, 13). Lieblich war der Mut jener Helden Davids, die mitten aus der Philister Lager Wasser holten (1. Chronik 11, 18). Doch herrlicher ist der Mut der Pfingstzeugen, die einer feindlichen Welt ihre Sünde gegen Jesus aufweisen, dann aber die Einladung zum vollen Heil Gottes in Jesus Christus folgen lassen.

Gott gebe uns durch seinen Geist heiligen Mut, der wie Stephanus Zeugnis ablegen (Apg. 7) und wie Daniels Freunde auch dann fest bleiben kann (Dan. 3), wenn eigene, natürliche Kühnheit nicht mehr ausreicht!

3. Petrus bleibt göttlich besonnen

Eine dritte Wirkung des Heiligen Geistes erkennen wir in dem Umstand, dass Petrus in stürmischen Ereignissen volle Besonnenheit bewahrte.

Wie aufregend war diese gewaltige Stunde! Von allen Seiten strömten Scharen von Menschen zusammen, Einheimische und Auswärtige (V. 5 f.). Alle lauschten dem Wort des Petrus. Die Augen und Ohren von Tausenden waren gespannt auf ihn gerichtet. Er war der Wortführer in großer, denkwürdiger Stunde. Diese Situation hatte ihre eigentümlichen Gefahren. Wie leicht hätte Petrus sich in dieser wichtigen Rolle gefallen und sich etwas einbilden können! Wie nahe lag die Gefahr, sich selbst zu bespiegeln und groß zu machen! Petrus tat das nicht. Vielmehr sehen wir, wie er jene einzigartige Gelegenheit ausschließlich dazu benutzt, Jesus seinen Zuhörern groß zu machen und ihre Aufmerksamkeit auf Gottes Wege und Verheißungen in der Heiligen Schrift zu richten.

Und wie besonnen bleibt Petrus in der Seelsorge, als Tausende plötzlich erweckt werden und das große Fragen anhebt: "Was sollen wir tun?" (V. 37). Ist da die Antwort einfach: "Glaubt nur, dass Jesus euch vergeben hat und alles ist gut?" Nein, die Antwort lautet: "Tut Buße!" (V. 38). D. h.: "Ändert euern Sinn!" Petrus und die andern Apostel reden nicht der Oberflächlichkeit das Wort. Sie arbeiten vielmehr auf gründliche Erneuerung hin. Es ist ihnen nicht genug, zu merken, dass ihre Hörer innerlich vom Wort Gottes getroffen sind. Sie fordern unentwegt eine gründliche, echte Sinnesänderung. Zugleich aber machen sie auch wieder Mut und locken die Menschen, in der Taufe der Vergebung der Sünden gewiss zu werden und die köstliche Gabe des Heiligen Geistes zu suchen.

Wie mancher Arbeiter im Reich Gottes ist den Gefahren der Unbesonnenheit, der Oberflächlichkeit und des Hochmuts verfallen, wenn große Gelegenheiten sich vor ihm auftun! Der Pfingstgeist bewahrte Petrus, dass er weder empfindlich noch zornig, weder ängstlich noch unbesonnen wurde. Er wolle uns mit der gleichen Kraft und Bewahrungsgnade erfüllen!


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Es ging, wie es heute noch geht, wenn das Wort Gottes mit Kraft und Beweisung des Geistes gepredigt wird; einige stehen still, fassen es auf, ahnen das Göttliche, das darunter verborgen liegt; andere aber haben ihren Spott, und weil ein jeder den andern nach sich selbst beurteilt, so schieben sie allerhand unwahre, ungegründete Absichten unter. So sagten nun auch einige: »Sie sind voll von süßem Wein«, denn sie hatten eine Erfahrung davon, wie man es macht, wenn man voll süßen Weins ist; sie beurteilten die Apostel nach sich und nach ihrem eigenen Leben. Da erfüllte sich das Wort: »Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater...« und »Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.« Der hat gar kein geistliches Auge dafür. Dies ist aber das Schicksal Christi und seiner Sache schon unzählige Mal gewesen. Von ihm selber sagten sie: »Er hat einen bösen Geist«; seine Apostel hielten sie für betrunken, und so geht es seit achtzehnhundert Jahren fort, daß man das, was Wahrheit und eine Wirkung des Geistes war, Schwärmerei, Torheit, Krankheit des Leibes, Trunkenheit der Sinne, Schwelgen in übersinnlichen Gefühlen und weiß nicht was geheißen hat. Es hat freilich viele Schwärmerei gegeben in dieser langen Zeit; aber der Weltgeist hat gerade das Beste mit diesem Namen belegt. O die Weisheit, die ewige Weisheit muß sich meistern lassen von den Toren, wie zu der Zeit der Apostel, so noch heute. Was diese Toren nicht sogleich nach seinen Gründen erkennen, das werfen sie weg, es ist Schwärmerei, es ist Aberglaube. Weil die Juden nicht sogleich die ganze Ge- schichte des Tages begriffen und nicht sogleich wußten, wo es hinaus wollte, fingen sie an zu spotten, statt daß sie hätten weinen sollen über ihre Sünden. Spotte nur, armer Mensch, spotte nur, gehe hin, sprich geschwind ab über Dinge, die du nicht verstehst, gehe nur in deiner Aufgeblasenheit dahin; aber wisse, daß du deinem Richter Rechenschaft geben mußt von jeglichem Worte, das über deine Lippen geht. O es ist oft hinter diesem Spotten eine wahre Verzweiflung des Geistes verborgen; einem solchen Menschen ist oftmals die lauterste Überzeugung von der Wahrheit ins Inwendige geschrieben; er ist schon überwiesen von der Göttlichkeit des Evangeliums; das Schwert des Wortes ist ihm schon manchmal durch das Herz gedrungen, aber er will es nicht aufkommen lassen; er will nicht an das Licht kommen; denn er liebt die Werke der Finsternis mehr denn das Licht. Darum sucht er seine bessere Überzeugung hinweg zu lachen und hinweg zu spotten, wirft geschwind mit hoher Miene ein vornehmes Wort hin: »Sie sind voll von süßem Wein«, es ist Schwärmerei, Mystizismus, und damit ist dann alles abgetan.

Du heiliges Licht, edler Hort! Laß uns leuchten des Lebens Wort und lehr uns Gott recht erkennen, von Herzen Vater ihn nennen. O Herr behüt vor fremder Lehr, daß wir nicht Meister suchen mehr, denn Jesum Christ mit rechtem Glauben und ihm aus ganzer Macht vertraun. Halleluja! Halleluja!