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Predigten zu Epheser 4,4

"Da ist ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Es ist für uns schwer, einander zu finden und zusammenzukommen, obwohl die Natur uns zusammentreibt und uns unser Leben nur dadurch darreicht, dass sie zwischen uns Gemeinschaft stiftet. Aber keine natürliche Gemeinschaft verbürgt, dass wir zusammen leben. Das schenkt erst die göttliche Gnade. Jesus ist der, der die Menschheit einigt, der Schöpfer der einträchtigen Gemeinde. Paulus zeigt uns, wie die Gemeinschaft zwischen uns zustande kommt, in der jeder mit den anderen und für sie lebt. Einen Leib gibt es, weil es einen Geist gibt. Gottes Gnade wird in unserem inwendigen Leben wirksam und gibt unserem Denken und Wollen die von ihm gewollte Bewegung. Durch den Geist vernehmen wir Gottes Ruf. Der Ruf ruft uns zu Gott und darum auch zu den Menschen. Wir haben seinen Ruf nicht verstanden und ihm nicht gehorcht, wenn er uns nicht zu den anderen bringt. Ist der Geist in uns wirksam, so sind wir Hoffende. Denn die Gabe Gottes hat in unserem natürlichen Leben noch nicht Raum. Es stiftet aber zwischen uns eine feste Gemeinschaft, dass wir gemeinsam Hoffende sind und alle zum selben Ziele wandern, weil jeder von uns nach der kommenden Offenbarung Gottes begehrt. Allein wenn Paulus nur von dem sprechen könnte, was uns der Geist gewährt, so wäre unsere Gemeinschaft noch nicht gesichert. Dann könnte es uns scheinen, jeder müsse einzig auf das lauschen, was in seinem eigenen Inneren geschieht und ihm dort Gottes Willen kundtun. Allein der eine Geist führt uns zum einen Herrn und heftet unser aller Blick fest an den Einen, der Gottes gnädigen Willen an uns vollbringt. Dadurch ist uns allen nicht nur das Hoffen, sondern auch das Glauben beschert. Wir sind alle von uns selber weggewendet und suchen alle unseren Stützpunkt nicht in uns, sondern in Gott. Am Glauben erstirbt unser selbstisches Begehren und damit das, was unsere Gemeinschaft beständig verdirbt. Wir könnten nicht glauben, träte nicht Jesus als der vor uns, der uns die Taufe gibt, weil er uns unter Gottes Vergebung stellt. Weil uns unsere Bosheiten vergeben sind, darum können wir zusammen leben. Es ist keine Gemeinschaft möglich, wenn wir nicht vergeben können, und wie könnten wir es, wenn wir nicht selber Gottes Vergebung empfangen hätten? Im einen Geist und einen Herrn offenbart sich uns der eine Gott, der über allen steht, für alle der Verborgene, für alle der, vor dem wir uns schweigend beugen, und der durch alle wirkt und jedem seinen Willen zeigt und jedem seinen Dienst zuteilt und jedem an seinem Werk einen Anteil gibt, und der in allen ist, weil er allen, die ihm glauben, seine gnädige Gegenwart gewährt. Das sind die allmächtig wirkenden Kräfte, die uns zusammenführen und beieinander halten und aus uns eigensüchtigen Menschen das machen, was unerreichbar ist, den einen Leib.

Vor unserem Zank und Streit weicht, Vater, Dein Geist. Mit unserer Zwietracht widersetzen wir uns der Herrschaft Deines Sohnes und verleugnen Dein Evangelium. Mit unserer eigensüchtigen Vereinsamung verdunkeln wir Deine göttliche Herrlichkeit. Du aber zeigst uns Deine Gnade dadurch, dass Du stärker bist als unser sündliches Tun und wegtust, was uns trennt und uns einigst vor Dir. Amen.