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Predigten zu Hebräer 12,6

"denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er geißelt aber jeden Sohn, den er aufnimmt"."

Autor: Watchman Nee (* 04.11.1903; † 30.05.1972) chinesischer Prediger
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"Wen der Herr liebhat, den züchtigt er, und er geißelt jeden Sohn, den er annimmt."

Es scheint klar zu sein, dass geistliches Schauen nicht von sich aus genügt, ein Leben umzuwandeln. Wir brauchen nur an Jakobs Himmelsleiter zu denken. Wegen seines betrügerischen Verhaltens hatte Jakob Heimat und Habe verloren. Trotzdem ließ ihm Gott in Bethel eine wunderbare Schau zuteil werden, dass Jakob ausrief: "Wie furchtbar ist diese Stätte!" Die ihm gegebenen Verheißungen waren an keine Bedingungen gebunden. Aber stellen wir diesen Verheißungen Jakobs Antwort an Gott gegenüber: "Wenn du... wenn... wenn..., dann will ich.. ." Sogar mit Gott wollte er einen Geschäftsvertrag abschließen. Er war noch immer der gleiche, unveränderte Jakob.

Bald darauf bekam er es mit Laban zu tun, der genau so war wie er. Auf diese und noch manche andere Weise führte Gott Jakob durch viele Jahre einer höchst fruchtbaren Zucht. Aus dem verwöhnten Muttersohn wurde ein hart angefasster Handlanger. Aber Gottes Wege sind immer richtig, und als Jakob schließlich den Weg nach Bethel zurück fand, war er ein neuer Mensch.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Wen er lieb hat, den züchtigt er

Du sollst nicht dasitzen und den Kopf hängen lassen und deine trüben Gedanken nicht in dich hineinfressen oder versuchen, sie loszuwerden. Dann denkst du nur daran, wie übel es dir geht und was für ein elender Mensch du doch bist. Ich sage dir vielmehr: Wohlauf, du fauler Schelm, auf deine Knie gefallen, die Hände und Augen zum Himmel erhoben! Dann nimm dir einen Psalm oder das Vaterunser vor und bringe deine Not mit Weinen vor Gott. Klage vor ihm und rufe ihn an, wie es der Vers 3 in Psalm 142 lehrt: »Ich schütte meine Rede vor ihm aus und zeige an vor ihm meine Not.« Oder wie es in Psalm 141,2 heißt: »Mein Gebet müsse vor dir taugen wie ein Räuchopfer, mein Händeaufheben wie ein Abendopfer.« Hörst du? Wer betet, die Not anzeigt und Hände aufhebt, bringt Gott die angenehmsten Opfer. Die begehrt er! Die will er haben! Du sollst ihm deine Not darlegen und sie nicht auf dir liegen lassen, um dich selbst damit abzuschleppen, zu nagen und zu martern, denn so werden aus einem Unglück zwei, ja, zehn und hundert! Er will, dass du zu schwach bist, solche Not zu tragen und zu überwinden, damit du lernst, in ihm stark zu sein, und damit er in dir gepriesen werde durch seine Stärke. Sieh, daraus werden Leute, die in Wahrheit Christen heißen. Sonst bleiben sie nur Schwätzer.


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Welchen der Herr liebhat, den züchtigt Er."

Der Herr Christus spricht: "Eine jegliche Rebe, die da Frucht bringt, wird Er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe." Hieraus sehen wir, dass die Menschen, die der Herr anerkennt und die Er gute, fruchtbringende Reben nennt, in sich doch nicht ganz rein sind. Viele Christen vermengen dies, indem sie meinen, dass das Fruchtbringen die Reinheit von allem Bösen enthalte. Es sind dies aber zwei verschiedene Eigenschaften. Ein guter Ast, der edle Früchte in reichem Maße bringt, kann zugleich auch dürre oder wilde Zweige haben, die nur Saft ziehen und darum weggenommen werden müssen. Ebenso kann auch ein Christ lebendig, treu, reich an Liebe und an allen Geistesfrüchten sein und daneben nicht nur seinen Teil an dem allgemeinen Sündenverderben haben, sondern auch mit einem ärgerlichen Fehler behaftet sein, einer Unart, die unausgesetzt gekreuzigt und getötet werden muss, die ihm aber trotzdem beständig bis zu einem gewissen Grade folgt. Dennoch ist er ein ganz anderer als diese unechten Reben, die nicht Frucht bringen. Mancher Naturmensch kann weniger fehlerhaft sein, d.h. eine angenehmere Natur haben, die zu gleicher Zeit aber doch tot und unfruchtbar ist. Beachte darum! Dass du nicht ganz rein von Sünden und Unarten bist, sondern täglich unter ihnen leiden musst, das wird dich nicht verdammen, solange du noch in Verbindung mit dem Heilande bist. Du merkst auch, dass du durch diese Verbindung zugleich trotz aller deiner Gebrechlichkeit die auszeichnenden Früchte hast, obwohl du mit deinen Früchten nie zufrieden sein kannst. Bist du aber mit Christus vereinigt, so bist du dennoch eine "neue Kreatur".

Doch was tut der himmlische Weingärtner mit den Reben, die Frucht bringen? Der Herr spricht: "Eine jegliche Rebe an Mir, die da Frucht bringt, wird Er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe." Beachte! "Die reinigt Er." Das ist ein ganz kurzes Wort, aber inhaltsschwer in seiner Bedeutung. Die gute Rebe reinigt Er. Die Rebe, die nicht Frucht bringt, wird nicht gereinigt, sie darf frei wachsen, wie sie will; denn sie soll nur brennen. Diejenige aber, die Frucht bringt, soll gepflegt werden, und die reinigt Er. Wie geschieht das? Jesu Bild (Joh. 15) ist sehr lehrreich. Er spricht davon, wie ein Weingärtner seine Reben am Weinstock reinigt. Das geschieht nicht mit Wasser, sondern mit einem Messer und einem Schaber, mit denen dürre Reiser, Moos, überflüssige Reben und Blätter, die die Fruchtbarkeit der guten Reben hindern, entfernt werden. Damit ist das sehr treffend bezeichnet, was die Gläubigen erfahren. Fühlen wir nicht oft dieses Messer des Weingärtners? Fühlen wir nicht unter dem Hören des Wortes, wie dieses zweischneidige Schwert in unser Inneres schneidet und wie es vor allem die Unarten und Gebrechen angreift, die uns am meisten ankleben? Oder wenn wir im Werke des Herrn saumselig und kalt und ungehorsam gegen Ihn gewesen sind, werden wir dann nicht inwendig durch Bestrafungen des Geistes geschabt? Es ist der zärtliche Weingärtner, der in Seinem Garten umherwandelt und bewirkt, dass wir beständig inwendig bestraft werden. "Es züchtigen mich auch meine Nieren des Nachts", sagt David.

Wo der Heilige Geist wohnt, da kann es nicht anders sein. Er wird Unreinheiten in uns finden und diese dann angreifen und strafen. Was nun aber durch diese inneren Bestrafungen, durch das Wort nicht ausgerichtet wird, das tut der treue Herr durch äußerliche Ruten und Plagen, durch Sorgen und Widerwärtigkeiten, oder, wie Petrus sagt, "durch mancherlei Anfechtungen, wo es sein soll." Kurz: Ein Kind des Himmels soll gereinigt werden. Der Apostel sagt: "Welchen der Herr liebhat, den züchtigt Er; Er züchtigt aber einen jeglichen Sohn, den Er aufnimmt. Seid ihr aber ohne Züchtigung, welcher sie alle teilhaftig geworden sind, so seid ihr Bastarde und nicht Kinder. Alle Züchtigung aber, wenn sie da ist, dünkt sie uns nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; aber danach wird sie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübt sind."

Beachte, das ist der Zweck! Er plagt die Menschen nicht "von Herzen", sondern nur, "wo es sein soll". Christus spricht: "Er reinigt die gute Rebe, dass sie mehr Frucht bringe." Er will, dass eine edle Rebe, die gute Frucht bringt, noch mehr Frucht bringen und herrlicher werden soll. Und - Gott sei Lob! - wir sehen ja, dass dies durch die Zucht ausgerichtet wird. Sahen wir nicht hier und dort einen ganz erleuchteten und rechtschaffenen Christen, bei dem wir mit Betrübnis eine gewisse Nachlässigkeit und geistliche Unfruchtbarkeit bemerkten? Unvermutet sahen wir ihn dann von einer tieferen Sorge oder einem grösseren Unglück oder von einer schweren inwendigen Anfechtung betroffen, so dass wir darüber erschraken. Als er aber aus dem Ofen der Trübsal hervorkam, war er ein ganz anderer, ein ernsterer und in allen guten Werken fruchtbarerer Christ. Und fühlen wir es nicht alle, die wir in der Pflege des Herrn stehen? Sobald eine grössere Eitelkeit, Eigenliebe oder dergleichen uns einzunehmen angefangen hat, haben wir eine neue Trübsal, die uns wieder zur Besinnung bringt. Wenn der Herr dann unser Herz wieder getröstet hat, befinden wir uns wie nach einem erfrischenden Bad und beginnen mit neuem Fleiß, den Weg Seiner Gebote zu laufen. Der Herr hat einen heiligen Liebeseifer um die Seelen, die Er für den Himmel bereitet. Und eben darum will Er sie mehr rein und fruchtbringend haben.

Deine Zucht will ich nicht fliehen Näh'r zu Dir soll sie mich ziehen, Da sie mir so dienlich ist. Scheint sie mir gleich lauter Mühe, Treibt sie mich doch spät und frühe Nur zu Dir, Herr Jesu Christ.


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Welchen der Herr lieb hat, den züchtiget er; er stäupet einen jeglichen Sohn, den er annimmt."

Auf der Gasse einer großen Stadt trieben einige Jungen ihr munteres Spiel, wobei es nach und nach zu Frechheiten gegen die Vorübergehenden kam. Ein Herr hatte, in ein Gespräch mit seinem Freunde vertieft, eine Weile dagestanden. Plötzlich fasste er einen der Jungen am Arm und versetzte ihm eine derbe Ohrfeige. Der Freund fragte ganz erstaunt: "Warum gerade diesem Einen? Er war nicht mutwilliger als die anderen."Nein", war die Antwort,"aber er ist mein Sohn!"

Ist diese kleine Begebenheit nicht eine treffliche Illustration zu unserem Textwort? Ist sie nicht die Erklärung mancher bitteren Erfahrung? Denken wir dabei ja nicht an andere; wir haben niemand zu richten. Aber denken wir an uns selbst. Es ist zwar nicht jeder Schmerz eine Zurechtweisung. Es gibt Prüfungs- und auch Vollendungsleiden.

Doch wo uns eine Züchtigung oder gar eine Strafe zuteil wird, da wollen wir uns in Demut beugen unter die gewaltige Hand Gottes. Verzagen aber wollen wir nicht, sondern merken auf die gnädige Stimme, die spricht: "Es ist mein Sohn, meine Tochter!" Der Vater kann die Unart seines Kindes nicht durchgehen lassen. Er muss es erziehen und tüchtig machen für das himmlische Vaterhaus.

Ja, Vater, in Deinen Händen Mein Herze voll Zuversicht ruht!