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Predigten zu Hiob 29,2

"O dass ich wäre wie in den Monden der Vorzeit, wie in den Tagen, da Gott mich bewahrte,"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"O, dass ich wäre, wie in den vorigen Monaten."

Viele Christen können mit Freuden in die Vergangenheit zurückblicken, aber sie schauen die Gegenwart mit verdriesslichen und unbefriedigten Augen an; sie sehen zurück auf die Tage, die sie im Umgang mit dem Herrn zugebracht haben, und halten dieselben für die lieblichsten und schönsten, die sie je erlebten, aber die Gegenwart erscheint ihnen in dem düstern Kleid der Trauer und Betrübnis. Einst lebten sie mit Jesu und in seiner Nähe, jetzt aber fühlen sie, dass sie sich von Ihm verirrt haben, und sie sprechen: "O, dass ich wäre, wie in den vorigen Monaten!" Sie beklagen's tief, dass sie ihre Zuversicht verloren haben, oder dass sie jetzt keinen Seelenfrieden geniessen, oder dass ihnen die Gnadenmittel keine Freude gewähren, oder dass das Gewissen nicht so zart sei, oder dass sie nicht mehr den glühenden Eifer für die Verherrlichung Gottes haben, wie früher. Die Ursachen dieses traurigen Zustandes der Dinge sind gar mannigfaltig. Derselbe entspringt vielleicht aus einer grössern Vernachlässigung des Gebets, denn die Verödung des Kämmerleins ist der Anfang alles geistlichen Verfalls. Oder er entspringt aus abgöttischem Wesen. Das Herz hing an etwas andrem mehr, als an Gott; die Liebe hat sich dem Irdischen zugewendet, statt dem Himmlischen. Ein eifriger Gott gibt sich aber nicht zufrieden mit einem halben Herzen; Er will zuerst und am meisten geliebt sein. Er entzieht einem kalten abirrenden Herzen den Sonnenschein seiner Gnadengegenwart. Oder die Ursache liegt am Selbstvertrauen und an der Selbstgerechtigkeit. Der Stolz ist geschäftig im Herzen, und die Selbstsucht hat sich erhöht, statt dass sie sich hätte demütigen lassen am Fuß des Kreuzes. Christ, wenn es jetzt nicht so mit dir steht, "wie in den vorigen Monaten," so gönne dir keine Ruhe; begnüge dich nicht bloss mit dem frommen Wunsche, die frühere Glückseligkeit möchte wieder bei dir einkehren, sondern geh' sogleich, und suche deinen Meister, und klag' Ihm deine Anliegen und Nöte. Bitte Ihn um seine Gnade und Kraft, damit du mit seiner Hilfe in engerer Verbindung mit Ihm bleiben mögest; demütige dich vor Ihm, so wird Er dich wieder erhöhen und dir das Licht von seinem Angesicht zu schmecken geben. Setze dich nicht hin und seufze und klage; so lange der teure Arzt lebt, ist noch immer Hoffnung, ja, vielmehr Gewissheit, dass auch der allerschlimmste Fall kann Heilung erfahren.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

O, dass ich wäre wie in den vorigen Monden in den vorigen Tagen!

Unwillkürlich werden wir hier an die Zeilen erinnert:

Wie ist der Friede doch dahin geschwunden, Den ich empfand in frühern, sel'gen Stunden! Die Welt kann nimmermehr die Lücke füllen, Nur Jesus kann des Herzens Sehnsucht stillen!

Wir sind alle geneigt zu glauben, dass unsere früheren Tage die besten waren, und es ist dies auch wohl möglich. Doch müssen wir sorgfältig unterscheiden lernen zwischen dem Übergang aus der Frische der ersten Liebe, zu der größeren Ruhe und Reife späterer Jahre und dem eigentlichen Verlassen der Liebe. Das Bächlein mag nicht mehr so lustig plätschern; aber als Fluss enthält es mehr Wasser. Wir mögen das frische Grün des Frühlings vermissen; aber sind nicht die glühenden Farben des Herbstes, wenn die Früchte reifen, ihm vorzuziehen? Vielleicht empfinden wir nicht mehr so lebhaft; aber die innere Erfahrung kann desto reicher und tiefer sein. Wir müssen unsere Stellung zu Gott nicht nach dem Maße unserer Freude beurteilen und uns deshalb für Rückfällige halten, weil diese weniger stark hervortritt; es gibt etwas Höheres, als freudiges Entzücken, – das ist der Friede, der in dem unwandelbaren Vertrauen auf Ihn beruht.

Ist dem aber also, dass du dein früheres Plätzchen an der Brust oder zu den Füßen Jesu verlassen hast, dass deine Liebe erkaltet, dein geistliches Leben schwindet, o dann bitte ich dich: Kehre um! Gedenke, wovon du gefallen bin, tue Buße und tue die ersten Werke. Jesus sehnt sich darnach, dich wieder einzusetzen in deine frühere Stellung; Er hat dieses ruhelose Verlangen nach den vergangenen Tagen in dir geweckt, damit es mit dir wieder würde wie ehedem. Des HErrn Leuchte soll wieder über deinem Haupte scheinen, und sein Geheimnis über deiner Hütte sein. Deine Wurzel wird sich wiederum strecken nach dem Wasser, und der Tau auf deinen Zweigen bleiben.