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Predigten zu Hiob 30,20

"Ich schreie zu dir, und du antwortest mir nicht; ich stehe da, und du starrst mich an."

Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Schreie ich zu dir, so antwortest du mir nicht

Es mag dem Leidenden also geschienen haben; aber kein Schrei entringt sich der geängsteten Seele, der nicht ein Echo fände in dem Herzen Gottes; der Mann der Schmerzen, der Mitleiden haben kann mit unseren Schwachheiten, übersieht keine Not.

Ich habe es häufig erlebt, dass ich mich durch den Telephon mit einem Freunde in Verbindung setzen wollte; ich läutete an; aber es war unmöglich ihn zu erreichen. Entweder war er beschäftigt, oder abwesend, und ich musste daher mit einem Fremden verkehren, und die Stimme, die mir antwortete, war mir unbekannt. In solchen Fällen wendet man sich enttäuscht weg. Aber bei Gott kommt dieses niemals vor; und wie tröstlich ist es, dass Er am schnellsten zu helfen bereit ist, wo der Ruf am leisesten ertönt. Die Mutter achtet, bei ihrer Arbeit, weit weniger der Eisenbahnzüge, die vorüber donnern, der schweren Lastwagen, des lauten Gelächters ihrer gesunden Kinder, als des unterdrückten Stöhnens ihres kleinen Kranken. Wenn irgend etwas besonders geeignet wäre, eine schnelle Antwort von Gott zu erlangen, so wäre es ein solcher Klageschrei, wie ihn der Schmerz den Lippen Hiobs entlockte.

Die Antwort wird kommen, ja sie ist schon unterwegs, auf die vierte Nachtwache hat sie es abgesehen. Vielleicht liegt gerade in der Zögerung die Antwort, weil das Herz für die große Gabe zubereitet werden muss. Es kann sein, dass du, gleich dem syro – phönizischen Weibe, Jesum zuerst den rechten Platz als HErrn einräumen und dich zu den Hunden zählen musst. Vielleicht kommt die Antwort schon zu der einen Türe herein, während du noch zu der anderen nach ihr ausschaust: aber das kannst und darfst du nicht sagen, dass Gott nicht antwortet. Während du noch schreist, ist die Antwort schon da, und Gott wartet, dass du sie dir aneignest. Gehe nur auf die Post und hole deinen Brief; eile zum Landungsplatz des Schiffes, – es ist bereits im Hafen.