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Predigten zu Hosea 11,3

"Und ich, ich gängelte Ephraim, - er nahm sie auf seine Arme - aber sie erkannten nicht, dass ich sie heilte."

Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Ich gängelte Ephraim

Wie richtend klingen diese Worte! Es ist dies wohl einer der lieblichsten, zartesten bildlichen Ausdrücke der Bibel – geradewegs der Kinderstube entlehnt. Welch ein Ereignis im Leben eines Kindes, wenn es zum ersten mal auf seine Füßchen gestellt wird! Vielleicht ist es die Mutter, die das Wagnis unternimmt, oder das Kind richtet sich selbst auf. Aber noch getraut es sich nicht zu gehen; das muss erst gelernt sein. Die Mutter hält es vielleicht von hinten am Gängelband oder streckt ihm von vorne die Hände entgegen, oder schwebt, mit ausgebreiteten Armen, rings um das kleine zaudernde Figürchen herum, bereit, es beim ersten Zeichen des Fallens zu schützen. Die Aufgabe wird nicht mit einem Mal gelernt. Mancher Fall wird den kleinen Wagehals in Zucht halten; aber die Mutter lässt sich nicht entmutigen. Mit einem Kuss und einem fröhlichen: „Es tut nichts!“ stellt sie das Kindlein wieder auf seine Füße und lehrt es gehen.

Gott lehrt uns gehen. Er hält unsere Hand in der seinigen; Er geht mit ausgebreiteten Armen neben uns her, um uns vor Schaden zu hüten; Er hält uns fest, wenn wir ausgleiten, und hebt uns auf, wenn wir uns beim Falle wehe getan haben. Gott lässt sich dabei so wenig entmutigen wie die Mutter; nein – je schwächer unsere Knöchel sind, je ängstlicher unser Gang noch ist, desto mehr Sorgfalt verwendet Er auf uns.

Es folgen dann noch weitere Stufen. Wir sollen wan deln zu Gottes Wohlgefallen; laufen, wenn Er unser Herz fest gemacht hat; auffliegen mit Flügeln wie die Adler. Aber am Ende des Lebens kehren wir zum Gehen zurück: „Ich will hinein gehen zum Altar Gottes, zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist, und dir, Gott, auf der Harfe danken, mein Gott!“ Ich kann allein nicht gehen – Nicht einen Schritt. Wo Du wirst gehn und stehen, – Da nimm mich mit.