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Predigten zu Hosea 9,10

"Ich fand Israel wie Trauben in der Wüste; wie eine Frühfrucht am Feigenbaum, in seinem ersten Triebe , ersah ich eure Väter. Sie aber gingen nach Baal-Peor und weihten sich der Schande , und sie wurden Greuel wie ihr Buhle."

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Wie Trauben in der Wüste, so fand Ich Israel, wie eine frühe Frucht am Feigenbaum, in seinem ersten Triebe erblickte Ich eure Väter. Als sie aber nach Baal-Peor kamen, weihten sie sich dem Schandgott und wurden greuelhaft wie ihr Geliebter."

Einst war die Gesinnung und das Leben der Väter in der Wüste so gewesen, dass es dem Herrn wie eine unerwartet gefundene Traube in der Wüste, ja wie eine so beliebte Frühfrucht am Feigenbaum in seinem ersten Triebe erschien. Aber schon am Berge Peor beim Einzug ins verheißene Land erfolgte die große Enttäuschung. Anstatt dass Israel durch seine starke Gotteserkenntnis bei näherer Berührung mit den kanaanäischen Nachbarvölkern diese in sein von Gott beherrschtes Leben hineinzog, zogen die Völker mit ihren ausschweifenden Baalkulten Israel aus seiner berufenen Stellung in die Gräuel des heidnischen Kultlebens hinein.

Es vollzog sich, vom Standpunkt prophetischer. Geschichtsbetrachtung aus gesehen, bereits schon damals, was auch die Kirche Christi im Laufe ihres Bestehens immer wieder erlebte. Entweder zog sie in der Kraft ihrer Überzeugung und im Bewusstsein ihrer prophetischen Verantwortung die Welt mit in die Einflusssphäre des ihr erschlossenen Gottesreiches hinein, oder sie sah sich eines Tages selbst mit ihrer Gottesverehrung hineingezogen in das mystisch-religiöse Kultleben der Welt.

An der Verirrung am Berge Peor, wo sich Israel zum ersten Mal beteiligte an den Opferfesten der Moabiter und den damit verbundenen sinnlichen Ausschweifungen, zeigte der Prophet, zu welcher Fehlentwicklung so eine erstmalige Verirrung in der ferneren Geschichte eines Volkes werden kann. Denn dem Propheten stand der gegenwärtige Gerichtszustand des Volkes im engsten organischen Zusammenhang mit dessen großer geschichtlicher Vergangenheit. So eine Gerichtsreife eines ganzen Volkes ist ihm nicht etwa nur das Ergebnis einiger großer Fehler der letzten Jahre. Das Volk hatte von Peor ab im Laufe seiner Geschichtsentwicklung nie den vollen Einsatz seiner prophetischen Berufung gewagt, nur ein an Gott gebundenes Priestervolk innerhalb der Geschichte zu sein. Es muss daher jetzt im Gericht ernten, wozu die falsche Einstellung zu seiner Berufung es verleitet hat. Endgeschichtliche Gerichtskatastrophen in der Geschichte eines Volkes waren nie etwa nur die Folgen der falschen Entwicklung jüngster Vergangenheit oder weniger Jahrzehnte. Sie waren vielmehr immer die allmähliche Reife einer geschichtlichen Fehlentwicklung, deren Anfänge Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende zurückliegen können.