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Predigten zu Jeremia 20,7

"der HERR, du hast mich beredet, und ich habe mich bereden lassen; du hast mich ergriffen und überwältigt. Ich bin zum Gelächter geworden den ganzen Tag, jeder spottet meiner."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Gott bezwingt das Herz durch Wahrheit und durch Liebe

"Du hast mich überredet, und ich habe mich überreden lassen, du bist mir zu stark geworden und hast gewonnen."

Der Herr will keine gezwungenen Leute. Er zieht die Herzen zu sich, aber er zerrt sie nicht her. Er lockt, aber er überrumpelt nicht. Er legt es dem Menschen nahe, dass er sich ihm ergeben möchte, aber er vergewaltigt ihn nicht. Auch wir sollen wohl Seelengewinner, aber keine Seelenfänger sein. Wir sollen um Seelen werben, sie auch nötigen in Liebe, aber sie nicht pressen; ihnen nachgehen, aber nicht auf sie einstürmen. Sonst gibt es nur Rückschläge. Alles was aufgedrungen ist, wirft man wieder ab. Was menschlich gemacht und nicht von oben geworden und gewachsen ist, hat keinen Bestand. - Schön drückt dies Jeremia in obigem Worte aus. Der Herr hat das Widerstreben seiner Natur gegen den Ruf zum Prophetendienst überwunden und alle Gegengründe seines zaghaften Herzens zum Schweigen gebracht. So überredet Gott auch uns. Der alte Mensch sucht zunächst allerlei Ausflüchte, wenn Gott zur Bekehrung ruft. Die Wahrheit des Wortes Gottes ist sehr unbequem für den Weltsinn und demütigend für den menschlichen Hochmut. Sie erklärt rückhaltlos, dass wir nichts sind als große Schuldner und nichts können als nur Böses tun. Gegen diese niederschmetternde Wahrheit wehrt sich der Mensch und führt allerlei Einwände, gegenteilige Behauptungen und Entschuldigungen ins Feld. Es entsteht ein Kampf zwischen Wahrheit und Lüge. Denn unser alter Mensch ist ein Lügner durch und durch und bewegt sich in der Welt des Scheines. Gottes Wort wendet sich daher ans Gewissen. Es weckt diese Wahrheitsstimme im Menschen. Im tiefsten Innern muss der Mensch Gott recht geben und bekennen: So ist's; das ist's, was ich brauche. Es sei denn, dass er sein Gewissen verhärtet und der Lüge und dem Lügner, nämlich dem Satan, ganz und gar zur Beute fällt. Wie die Wahrheit Gottes uns im Gewissen überredet, so überwältigt die Liebe Gottes unser Herz. Es hängt von Natur an der Welt und sperrt sich darum gegen die Hingabe an Gott. Aber im tiefsten Grund ist es doch für Gott angelegt. Gottes Liebe kommt seinem innersten Sehnen entgegen. Der Widerstand wird gebrochen. Aus der Tiefe dringt es hervor: "Ich fühl's, du bist's, dich muss ich haben!" Wehe, wenn die Liebe zur Welt den letzten Funken des Zuges zu Gott auslöscht! Dann hat nicht Gott, sondern Satan gewonnen.

Zeuch mich, o Vater, zu dem Sohne - sonst bin ich ein verloren Kind - , dass er durch Glauben in mir wohne und ich in ihm die Ruhe find'; denn durch den Glauben ist er mein, und ich bin durch den Glauben sein.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Es gibt kein größeres Werk Gottes auf dieser Welt, es gibt kein größeres Wunder, als wenn ein Mensch, ein in Sünden gezeugter, geborner, aufgewachsener Mensch, ein toter Sünder zum Glauben an den Sohn Gottes kommt. Ein Baum ist auch ein herrliches Werk Gottes; eine Traube ist auch ein herrliches Werk der Güte und Allmacht Gottes;

dieser ganze Bau der Welt ist ein großes, herrliches Meisterstück der allmächtigen Liebe Gottes; was der Heiland an dem Sohn des Königischen tat, dem er durch ein einziges Wort Leben und Kräfte und den freien Gebrauch seiner Kräfte wieder schenkte, war auch ein großes Wunder seiner allmächtigen Liebe: Aber alle diese Werke sind nicht zu vergleichen mit der Werk der Bekehrung eines Menschen. Denn alle diese Werke sind geschehen und geschehen noch täglich durch die Allmacht dessen, »der da spricht, so geschiehet es, der da gebietet, so stehet es da;« aber nicht so das Werk der Bekehrung eines Menschen. Nur daß die Bekehrung eines Sünders möglich wurde, war die Menschwerdung des Sohnes Gottes und sein ganzer Lauf von der Krippe bis zu seiner Himmelfahrt notwendig. Und nun, nachdem sich Gott durch die Menschheit Jesu uns wieder mitteilen, sich uns wieder genießbar machen kann; nachdem er uns wieder zu sich ziehen kann; nachdem der Weg von ihm zu uns und von uns zu ihm wieder gebahnt ist durch Jesum: Wie viel Geduld, wie viel Pflege, wie viel Langmut, wie viel Mühle, wenn ich so sagen darf, kostet es die ewige Liebe noch immerfort, bis der zum Göttlichen erstorbene, in die Finsternis gekehrte Wille des Menschen herumgelenkt, bis das steinerne Herz erkannt und ein fleischernes dafür angenommen, bis ein geborener Feind Jesu ein Freund und Liebhaber des Heilandes wird, mit einem Wort: bis ein Mensch hindurchbricht zum Glauben an den Sohn Gottes.

Ich bin in Wahrheit eins der schlechtsten Wesen, das sich der liebe Heiland auserlesen, und was er tut, das sind Barmherzigkeiten auf allen Seiten. Hätt er sich nicht zuerst an mich gehangen, ich war von selbst ihn wohl nicht suchen gangen; drum sucht er mich und nahm mich mit Erbarmen in seine Arme.