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Predigten zu Jeremia 20,9

"Und spreche ich: Ich will ihn nicht mehr erwähnen, noch in seinem Namen reden, so ist es in meinem Herzen wie brennendes Feuer; eingeschlossen in meinen Gebeinen; und ich werde müde, es auszuhalten, und vermag es nicht."

Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Da redet der Prophet Jeremia, der einen sehr schweren Stand hatte. In allem, was er in jener Zeit vor dem Untergang Jerusalems dem Volke predigte, fand er starken Widerspruch. Niemand wollte ihn höen; und dazu wurden ihm alle feind, besonders die Obersten des Landes, so daß er mehr als einmal in Todesgefahr kam und förmliche Prozesse ihm gemacht wurden. Darüber kam er oft in eine tranige Stimmung; und es wollte ihm entleiden, so daß er es lieber lassen, nicht mehr, wie er hier sagt, unter einem Volke, das doch nicht hören mochte, Gottes gedenken, und nicht mehr als in Gottes Namen auftreten wollte. Es war ihm, als müßte er, wie es im schwäbischen Sprichwort heißt, den Karren stehen lassen, weil derselbe doch nicht weiter kam. Aber so oft er sich so gestimmt fühlte, brannte es wie Feuer in seinem Herzen. Ein geheimes Etwas verbot es ihm, sich zurückzuziehen; und er wurde mit innerer Gewalt immer wieder zu seinem Berufe hergetrieben, so daß er es nicht aushielt, still zu bleiben und schier darob vergangen wäre. Erst wenn er sich wieder herauswagte in den Tumult und unter die ergrimmten Gesichter, und mit Eifer seines Berufes wartete, wurde es ihm wohl und leicht.

Jeremias hatte, wie wir sehen, ein zartes, wahrhaft gottesfürchtiges Gemüt, das es ihm nicht zuließ, zurückzutreten, oder auch nur halb und schläfrig seine Sache zu betreiben. Da unterschied er sich von vielen unserer Zeit. Deun auch uns kann es je und je ankommen, daß wir denken: „Wozu das Predigen? die Leute werden doch nicht anders!“ Da möchten wir auch alles lieber lassen. Aber ganz zurücktreten, geht denn doch nicht an, weil man amtlich angestellt ist. Statt dessen kommt man in ein schlaffes und lässiges Wesen hinein, treibt's, nur daß es getrieben ist, und giebt sich nicht mit ganzer Seele hin. Manche haben wohl einst frisch angefangen, mit Energie und Kraft unter den Leuten aufzutreten; weil sie aber auf harte Herzen stießen, haben sie nachgelassen, und sind sie stiller geworden, fast maßleidig, wie man sagt. So wurden sie gar gewöhnliche, armselige Leute, wie es eben Mietlinge und Tagelöhner sind. Hätten wir alle Jeremiasherzen, feine, gehorsame, gottesfürchtige Herzen, so hätten wir bei einschleichender Trägheit und Schlaffheit auch keine Ruhe; sondern es brennete in unsern Herzen wie Feuer, so lange, bis wir's wieder wagten und mit Ernst wagten.

Zusatz: Der Herr wird aber, wenn Seine Gnadenzeit kommt, schon wieder die erweisen, die's auf Leben und Tod wagen, da es dann nicht wie zu Jeremias Zeiten gehen und alles wie umsonst sein soll, sondern da noch viele Herzen gewonnen werden, dem Gerichte zu entgehen. Doch hat's zu allen Zeiten, auch jetzt, welche gegeben, die munter und unverzagt in der Furcht des Herrn daran gegangen sind und ausgeharrt haben. Solche dürfen's erfahren, daß ihre Arbeit nicht vergeblich ist, und ihnen viel Frucht nachfolgt. Möchte nur der Herr bald jene verheißene Propheten und Schriftgelehrte senden, von denen er sagt, daß sie kommen würden. Die müssen das Erstorbene wieder zum Leben bringen, das Verschüttete wieder herausgraben, das Erlahmte wieder kräftig machen, sei's auch, daß sie darüber schwere Verfolgungen, ja gar den Tod erleiden. Denn der Eifer seiner Kinder muß es doch am Ende machen, daß Seine Sache zum Schluß kommt.

Mel. Herr Jesu Christ, dich zu uns. Die Sach und Ehr, Herr Jesu Christ, Nicht unser, sondern Dein ja ist; Darnm so steh' Du denen bei, Die sich auf Dich verlassen frei.

Dein Wort ist unsers Herzens Trutz Und Deiner Kirche wahrer Schutz; Dabei erhalt' uns, lieber Herr, Daß wir nichts Anders suchen mehr.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Es ward in meinem Herzen wie ein brennendes Feuer, dass ich es nicht leiden konnte

Der Prophet hatte einen wunderbaren Erfolg seiner Predigt erwartet. Er war sich dessen so tief bewusst, dass Gottes Wort auf seine Lippen gelegt sei, und seine Kraft durch ihn wirke, dass er nicht anders glaubte, als dass durch seinen Dienst der Zerfall seines Volkes aufgehalten würde. Und dann – als er statt des erhofften Erfolges, in den Stock gelegt wurde, da war er versucht, Gott anzuklagen, als hätte Er Hoffnungen in ihm geweckt, die sich nicht erfüllen sollten. Er legte nicht genug Gewicht auf die schauerliche Macht des Widerstandes, die im Menschen liegt, wodurch er Gottes beste Absichten zunichte machen kann. Wir reden hiervon in menschlichen Ausdrücken, aber in tiefster Ehrfurcht vor Gott.

Indem Jeremia aber anderseits die Schritte überlegte, durch, die er dazu gekommen war, zu handeln und zu reden, wie er es getan hatte, so fühlte er, dass er sich nicht anders hätte benehmen können. Wenn er sich jetzt auch plötzlich zurückhalten wollte, so würde doch der göttliche Trieb in ihm so mächtig werden, dass er jeglichen Zwang aus dem Wege schaffen und seine unwiderstehliche Macht behaupten müsste. Es nützt nichts, das Licht unter den Scheffel zu stellen, denn das Licht würde nur den Scheffel verbrennen; umsonst würde das Feuer eingeschlossen werden, es würde trotz aller Hindernisse in lichterlohen Flammen ausbrechen.

Welch ein herrlicher Herzenszustand! Wir sind zuweilen im Dienste Gottes müde geworden; aber ach, wir würden noch viel müder, wenn wir daraus entlassen würden. Es ist eine schreckliche Verantwortung, im Namen Gottes zu reden; aber nicht zu reden wäre unmöglich. Kennst du dies brennende Herz? Weißt du, wie es einem zu Mute ist, der sich nicht enthalten kann, weil die Liebe Christi ihn also dringet? Wenn nicht, so bitte Gott täglich, dass Er ein Feuer anzünde in deinen Gebeinen.