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Predigten zu Jesaja 40,30

"Und Jünglinge ermüden und ermatten, und junge Männer fallen hin;"

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Unermüdlichkeit ist nicht ein Segen, den uns die Natur spenden könnte. Denn die natürlichen Kräfte haben alle ein bestimmtes Maß und jeder Bewegung sind Widerstände entgegengestellt, so daß sie langsamer werden muß und schließlich endet. Nur die Verheißung spricht von einer unermüdlichen Bewegung. Der Prophet verspricht sie Israel und sagt ihm, sein Lauf werde nicht enden, sondern durch den Zufluß frischer Kraft immer wieder erneuert werden. Was aber der Gemeinde verheißen ist, senkt sich auch als göttliche Gabe in das Leben jedes Einzelnen hinein, der an der Gemeinde Anteil hat, da sich ja die Gemeinde dadurch bewegt, daß sich ihre Glieder bewegen. Ihnen allen ist die Füllung des Lebens mit einer Kraft verheißen, die nicht versagt. Ihnen ist ein Lauf beschieden, bei dem sie nicht erlahmen, eine Arbeit geschenkt, an der man nicht satt wird, und eine Liebe gewährt, die nicht verwelkt. Denn sie harren auf den Herrn. Daß sie auf ihn warten, das gibt ihnen die Unermüdlichkeit. Wie kann ich ermatten, wenn Gott noch am Werke ist, wie die Arbeit beiseite legen und mich zur Ruhe begeben, solange Gott sein Ziel noch nicht erreicht hat? Gehöre ich zu den Wartenden und Hoffenden, so bin ich in Spannung und diese bringt mich in eine Bewegung, die nicht aufhören kann, solange mich die Hoffnung treibt, und diese kann nicht verblaßen, weil sie in Gott begründet ist. Wer müde geworden ist, schaut nur noch rückwärts; wer aber harrt, der schaut vorwärts, und wer vorwärts schaut, bewegt sich und diese Bewegung kann nicht enden; denn Gottes Gnade endet nicht und sein Werk geht voran nicht bloß von Tag zu Tag oder von Geschlecht zu Geschlecht, sondern auch von Ewigkeit zu Ewigkeit, weil Gottes Reichtum nie ausgeschöpft wird. Der Quell des Lebens, der in ihm entspringt, läßt neues Leben Welle um Welle strömen und verarmt nie. Wie der Glaube und die Liebe, so bleibt, Herr Gott, auch die Hoffnung, die du uns schenkst. Auf dich hoffen wir, der nicht schläft noch schlummert und weder arm noch müde wird, und du erneuerst mit jedem Erweis deiner Gnade auch die Kraft der Hoffnung, die auf dich harrt. Amen.