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Predigten zu Jesaja 42,3

"Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen; er wird der Wahrheit gemäß das Recht kundtun."

Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. Er wird das Recht wahrhaftiglich halten lehren.

Die ganze Erscheinung des Heilandes im Fleisch ist eine Predigt der Liebe Gottes für die Elenden. Jesu Niedrigkeit, Jesu Sanftmut, Jesu helfende Liebe waren und sind der Magnet, der auch die Blödesten anziehen soll. Die Welt ist schauerlich kalt, herzlos, rücksichtslos; sie drückt den Schwachen in die Ecke und zertritt den Elenden. Ganz anders macht es der Herr; ihm ist niemand zu schlecht, niemand zu gering; das zerstoßene, zerknickte Rohr zerbricht er nicht. Ach, ohne ihn sind wir alle wie ein zerknicktes Rohr und würden es verdienen, vollends zerbrochen und weggeworfen zu werden. Aber, wie zart, wie rücksichtsvoll, wie liebend behandelt und pflegt er uns. Was der Feind geknickt und die Welt gedrückt hatte, nimmt er liebend in seine Hand, durchdringt es mit seiner heilenden, stärkenden, erneuernden Lebenskraft und behält es unter seiner treuen Pflege. Welche Einladung für alle Armen, Elenden, Gedrückten und Gebeugten! Kommt herzu, fasst Mut! Die Hand des sanftmütigen Jesu ist nach euch ausgereckt; er will euch fassen, halten, stärken, trösten. Und wenn es dunkel um euch her ist und es euch bange werden will und die Nacht der Hoffnungslosigkeit vor euch liegt, so will er den glimmenden Docht nicht auslöschen, sondern mit dem Licht seines Geistes zur hellen Flamme anfachen. Stellen wir uns getrost in das Licht seiner Gnade hinein. In diesem Licht gewinnt auch das gedrückteste Gemüt, das beschwerteste Herz Trost; der Glaube bekommt Nahrung, und der Stern der Hoffnung bricht durch die Wolken. – Oft ist es die Ungerechtigkeit der Menschen, die manches Gemüt knickt und in Dunkel bringt; der Herr, der bis an sein Kreuz die Ungerechtigkeit der Menschen so tief erfahren hat, wird das Recht in Wahrheit hervorbringen, wie er so schön sagt im Gleichnis vom ungerechten Richter Lukas 18,7.8. Dulden wir auch in diesem Stück und gehen wir dem Tag im Glauben entgegen, an dem alle Ungerechtigkeit offenbar werden und die Gerechtigkeit triumphieren wird.

Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes! Ich danke Dir, dass Du Dich uns in Christo geoffenbaret hast als der, der das zerstoßene Rohr nicht zerbricht und den glimmenden Docht nicht auslöscht. Deiner Liebe verdanke auch ich es, dass ich immer wieder Trost, Stärkung und Licht gefunden habe. Amen


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Das zerstoßene Rohr wird Er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird Er nicht auslöschen

Also handelt Jesus Christus. Unser großer Feind aber urteilt ganz anders.

Er sagt: „Ei, das in ja nur noch ein glimmender Docht; löschen wir ihn aus, es ist nicht der Mühe wert, ihn zu erhalten.“

Jesus spricht: „Er glimmt freilich nur noch; aber desto eher lässt er sich wieder zur Flamme anfachen.“

Satan sagt : „Das ist nur ein zerstoßenes Rohr; zertritt es doch.“

Jesus spricht: „Eben weil es zerstoßen ist, bedarf es doppelter Sorgfalt und Pflege, wenn noch etwas daraus werden soll; überlasse es mir.“

Satan sagt : „Dieser ist nur wie ein verkohlter Feuerbrand; wirf ihn weg, er ist unfruchtbar.“

Jesus antwortet: „Es hat mich zu viel gekostet, ihn herauszureißen, darum will ich ihn nicht wegwerfen; wenn übrigens noch ein klein wenig Holz daran ist, so ist um so mehr Sorgfalt nötig, um es zu erhalten und wo möglich noch zu gebrauchen.“

Schwachheit, Müdigkeit und Sündenbewusstsein rufen immer das tiefste Erbarmen des Herrn Jesu hervor. Dadurch lässt Er sich am leichtesten erweichen, am schnellsten zur Hilfe herbeirufen. Die Mutter ist wohl immer liebevoll mit uns gewesen, aber doch niemals mehr, als wenn wir krank und matt waren. Waren wir nicht deshalb manchmal versucht, uns krank zu stellen, um desto mehr verhätschelt zu werden? Jesu Liebe ist wie unserer Mutter Liebe. Vor Ihm brauchst du dich nicht erst elend zu stellen, du bist schwach und gebrochen genug. Aber wer am niedergeschlagensten ist, wer am meisten zu kämpfen hat, der erfährt die zartesten Kundgebungen seiner Liebe. Er ist gleich dem starken Mann, dessen Muskeln von Eisen zu sein scheinen, der dasteht wie ein Fels, der sich aber mit Tränen der Zärtlichkeit über sein verkrüppeltes Kindlein beugt.

Du rufst zu dir die Müden – Die Kranken heilest du; Gebeugten gibst du Frieden – Und wahre, tiefe Ruh'!