10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Jesaja 50,4

"Der Herr, der HERR, hat mir eine Zunge der Belehrten gegeben, damit ich wisse, den Müden durch ein Wort aufzurichten. Er weckt jeden Morgen, er weckt mir das Ohr, damit ich höre gleich solchen, die belehrt werden."

Autor: Watchman Nee (* 04.11.1903; † 30.05.1972) chinesischer Prediger
Zitate von Watchman Nee anzeigen

"Gott der Herr hat mir die Zunge derer verliehen, die gelehrt werden, damit ich den Müden durch ein Wort zur rechten Zeit zu erquicken wisse."

Habe ich Angst zu sprechen, wenn ich mir nicht bewusst bin, dass das, was ich sage, mir hier und jetzt von Gott eingegeben worden ist? Muss ich so ängstlich fragen, ob es der heilige Geist ist, der mich treibt, dies oder jenes zu sagen? Wenn ich meine, ich müsste jedesmal die Gewissheit haben, dass mir meine Rede unmittelbar von Gott eingegeben ist, werde ich dann nicht vielleicht bloss zu erkennen geben, wie sehr ich geistlich arm bin? Ein reicher Christ spricht aus der Fülle der Gnade in seinem Leben. Indem er Morgen für Morgen mit der Bereitschaft aufwacht, sich durch Gottes Wort lehren zu lassen, sammelt er geistliche Reichtümer an, aus denen er schöpfen kann. Anstatt von der Hand in den Mund zu leben, nämlich von der bei jeder besonderen Gelegenheit zugeteilten Gnade, sammelt er im Laufe der Jahre einen ständigen Überschuss an, aus dem er Altes und Neues vorbringen kann. Aus solcher Erfahrung kann er im gegebenen Fall die Meinung des heiligen Geistes aussprechen, auch ohne das anmassende Bewusstsein, Gottes unmittelbares Sprachrohr zu sein.


Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Der Herr hat mir eine gelehrte Zunge gegeben, dass ich wisse, mit dem Müden zu rechter Zeit zu reden."

Gott sei Dank, dass er unserem Heiland solch eine gelehrte Zunge gegeben hat, dass er weiss, mit uns Müden zu rechter Zeit zu reden! Uns Müden! Man denkt wohl mit Recht hier nicht an körperliche Müdigkeit, sondern an seelische oder sogar an geistliche Abspannung. Weil unser Geist hier unlösbar mit Nerven und Sinnen an den schwerfälligen Leib gebunden ist, muss er an dessen Müdigkeit teilhaben. Da gibt's solche Zeiten, wo wir sogar müde zum Beten und Lesen, zum Glauben und Bekennen sind. Man soll da keine unwahren Quälereien versuchen, sondern sich wirklich ausruhen. Zu solcher Zeit redet dann der Herr Jesus mit seiner gelehrten Zunge zu uns. Sei es, dass ein Liedervers, ein Bibelspruch oder eine Erinnerung an seine Liebe wie ein lichter Schein mit uns in die Stille geht oder uns dort einfällt, sei es, dass wir gerade in jenen einsamen Stunden eine neue Seite seiner Liebe kennen lernen. Jedenfalls durften wir oft die Erfahrung machen, dass wir mit neuer geistlicher Einnahme aus jener müden Zeit zurückkamen an die Arbeit. Eine Weile brach daliegen, das tut dem Acker gut. Wird dann wieder frisch gepflügt und Neues in das Brachland gesät, dann wächst es anders als vorher.

Herr Jesus, ich bin müde! Müde von Arbeit, müde, Geduld mit mir selbst zu haben, müde, von anderen missverstanden zu werden! Komm, Heiland, und sprich nur ein Wort, so wird mein Herz wieder gesund und froh über deine Liebe und Nähe. Amen.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
Zitate von Martin Luther anzeigen

Müde aufrichten

Gott sagt uns, dass wir nach seinem Willen in unseren Leiden nirgends Hilfe suchen sollen als nur bei ihm. Wir sollen nichts gegen seinen Willen begehren, denn das wäre schädlich und ein Hindernis für Gottes Willen und unseren Nutzen. Vielmehr sollen wir ihn bitten, gestärkt zu werden, um seinen Willen und Weg bis zum Ende anzunehmen, auch wenn er mit viel Leiden verbunden ist. Es ist nämlich wahr, dass niemand ohne Furcht zu leiden und zu sterben vermag. Nur wer von Gott die Kraft dazu empfängt, kann in alledem bestehen und ihm wohlgefällig sein. Kein Geschöpf kann dazu Kraft verleihen, schon gar nicht der Mensch. Alle stehen mit leeren Händen da, wenn man bei ihnen Hilfe und Trost sucht. Weil, wenn es ans Sterben geht, alle Geschöpfe dich nur müde und kraftlos machen, darum muss allein das Wort Gottes uns stärken, wie Jesaja sagt: »Der … HERR hat mir eine gelehrte Zunge gegeben, dass ich wisse, mit dem Müden zu rechter Zeit zu reden.«


Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
Zitate von Christoph Blumhardt anzeigen

Unser Spruch fängt mit den Worten an: hat mir eine gelehrte Zunge gegeben, daß ich wisse mit den Müden zu rechter Zeit zu reden.“ Es ist so gesprochen, daß man dabei denken kann, es sei eigentlich von dem sonst erwähnten Knecht des HErrn, dem zukünftigen Christus, die Rede, dem die gelehrte Zunge gegeben, und dem alle Morgen das Ohr geweckt werde. Wenigstens berechtigt das Nachfolgende dazu, wenn derselbe, der sich in obigem Spruch als Jünger anschickt, von seinem Gehorsam redet, und sagt: „Ich hielt meinen Rücken denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften; mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.“ Doch ists auch wieder so gesprochen, daß es der Prophet und jeder Lehrer, ja jetzt jeder Christ, für sich beherzigen kann, indem wir immerhin im Verkehr mit Elenden und Müden einer gelehrten Zunge bedürfen.

Da fragt sich aber dann, von wem gelehrt? Denn es giebt eine Gelehrsamkeit von oben, und eine andere von der Welt her. Die Letztere weiß mit den Müden nicht zu reden, weiß nur verlangende Seelen zu verwirren. Hier ist aber des Propheten Zunge darum gelehrt und geschickt, richtig zu reden, weil er's alle Morgen vom HErrn bekommt, da er dann recht aufmerksam ist, es ja gut aufzufassen, wie's der HErr meint. Ganz Schüler ist er dabei, der nicht etwa drein reden und es besser wissen will, sondern demütig und gehorsam nur hört, sich selbst und seinem Wissen mißtrauend. Was er aber hört, hört er ohne Worte, ohne hörbaren Laut durch den Geist Gottes, der sich ihm vernehmlich macht.

Wohl dem, mit dem der Geist Gottes alle Morgen so reden kann ! Es kommt aber darauf an, daß man sich dazu richte, und mit sehnsüchtigem Blick nach oben gleichsam lausche. Wenn man innerlich sich sammelt, so hört und vernimmt man bald etwas; ist man aber träge und gleichgiltig, und läßt man sich schnell von andern Gedanken einnehmen, so ists für diesmal verspielt.

Zusatz: Es ist nemlich wohl zu merken, daß immer auch andere Stimmen da sind, die Einem geschwind etwas ins Ohr raunen wollen. Wie der Geist Gottes reden will, so auch der Feind, und je nachdem man sich anschickt, wird die eine oder andere Stimme vernehmlicher. Wie übel aber ist's, wenn man sich gleich beim Erwachen vom Teufel etwas eingeben läßt! Man nehme sich wohl in Acht! Es ist deßwegen eine gar gute Sitte, wenn man sich's angewöhnt, gleich ein geistliches Wort zu denken oder zu reden, wie man bei uns häufig beten . „Das walte Gott der Vater, der Sohn und der heilige Geist!“ Wenn so etwas mit einigem Ernst gedacht, oder besser, gesprochen wird, so ruft man damit den HErrn her, daß Er etwas sagen solle. So kann es geschehen, daß man oft über etwas, mit dem man gerade viel Geschäft oder Sorge hat, einen guten Gedanken bekommt, bei und nach dem Erwachen. Der HErr gebe, daß wir' s lernen, alle Tage Seine Schüler zu sein! Da wären wir gutgezogene Kinder, die dann auch recht gut weiter zu bringen sind, in bösen und guten Zeiten.

Mel. Eins ist noth. Wie, dieß Eine zu genießen, Sich Maria dort befliß, Als sie sich zu JEsu Fußen. Voller Andacht niederließ. Ihr Herz, das entbrannte, nur einzig zu hören, Wie JEsus, ihr Heiland, sie wollte belehren. Ihr alles war ganzlich in JEsum versenkt, Und wurde ihr alles in Einem geschenkt.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Er wecket mich alle Morgen; er wecket mir das Ohr, dass ich höre, wie ein Jünger. Der Herr Herr hat mir das Ohr geöffnet und ich bin nicht ungehorsam und gehe nicht zurück.

Was ist bei uns jeden Morgen das Wichtigste? Ein für Gott offenes Ohr. Wie leicht kann ein körperliches Gebrechen, das auch am Morgen müde und matt macht, oder viel Arbeit, die vor Einem liegt, oder Unangenehmes, das unserer wartet, ein Hindernis; sein, am Morgen zuerst auf Gott und sein Wort zu hören, ihn mit uns reden zu lassen, ehe wir reden, oder irgend etwas in die Hand nehmen. Nicht nur für den betreffenden Tag, sondern für unsere ganze Gemeinschaft mit Gott, für unsere Heiligung ist es von der allergrößten Bedeutung, dass wir jeden Morgen ein offenes Ohr haben für die Stimme des Herrn, uns von ihm weisen, Herz und Sinn von ihm stimmen zu lassen. Obige Worte redet der heilige Geist in Beziehung auf unsern Heiland; sie lassen uns einen Blick tun in sein inneres Leben. Der Vater hat ihm jeden Morgen das Ohr geweckt; es war für ihn täglich das Erste, nach oben zu schauen und auf den Vater zu hören. Sein Reden mit dem Vater ist also nicht das Erste gewesen, sondern sein Hören auf den Vater. Alles musste schweigen in ihm und um ihn her; nur eine Stimme wollte er in der Morgenstille hören: des Vaters. Da richtete er Auge und Ohr auf den Vater für den ganzen Tag, und war auch dann gehorsam, als es galt den Todeskelch zu trinken, er wich nicht zurück. Das sind wichtige Winke für die Nachfolge Jesu; sie führen in das Heiligtum und zeigen uns, wo die Quelle unserer Kraft, das Vermögen zum Wachen und Beten zu finden ist, wie wir es lernen in der Gegenwart Gottes zu wandeln. Wie viele Klagen über Zerstreuung und über Schwachheit hört man! Ein großer Teil derselben würde sofort verstummen, wenn diese heilige Weise des Heilandes jeden Morgen die unsere wäre. Machen wir sie zu der unsern; der Herr helfe uns dazu!

O Heiliger Jesu! Du weißt, wie viel ich versäumt habe in mancher Morgenstunde. Erbarme Dich meiner und stärke in mir das Verlangen, schon beim Erwachen unverrückt in Dir zu sein und den ganzen Tag in Dir zu bleiben. Amen


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Der Herr Herr hat mir eine gelehrte Zunge gegeben, dass ich wisse mit den Müden zu rechter Zeit zu reden.

Von unserem sanftmütigen und von Herzen demütigen Heiland sagt schon Jesajas in Kap. 42,2.3: Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. Ja, unser Heiland hat mit den Müden und Elenden freundlich und tröstlich geredet und hat sie erquickt. Alle, die zu ihm kamen·haben bei ihm Trost und Hilfe gefunden. Wie viele Elende und Müde gibt es nicht in dieser argen Welt! Für diese braucht der Herr Jünger, denen Er seine Zunge geben kann, die reden können, wie er. Wer ist hierzu tüchtig? Wie lernen wir solches Reden? Wir lernen mit den Müden nur dann mit Jüngerzungen reden, wenn der Herr zuerst mit uns, als mit Müden hat reden können. Wie lange muss der Heiland oft warten, bis wir recht müde geworden sind, bis unsere eigene Kraft gebrochen ist, und wir zugleich so gedemütigt sind, dass wir froh, herzlich froh sind, wenn er das müde, trostbedürftige Herz erquickt, und wir bei ihm Ruhe finden. Solche Menschen, die selber müde gewesen sind, die elend am Wege lagen, und von dem barmherzigen Samariter aufgehoben und getröstet wurden, bekommen, wie der Prophet wörtlich sagt, eine Jüngerzunge, mit den Müden zu rechter Zeit erquicklich zu reden, von dem, was der Herr an ihnen getan hat. Getröstete können trösten; Erquickte können erquicken; Gebeugte können sich freundlich neigen zu denen, die im Staube liegen. Wie bald merken es die Müden, wenn man aus Erfahrung zu ihnen redet! Wie leicht ist man hart, redet von oben herab und verletzt, stößt zurück! Wie wichtig ist schon der rechte Ton! Nur Jesu Geist kann uns die rechte Zunge, die rechten Worte und den rechten Ton geben.

Herr Jesu! Wo ich nicht sanftmütig, demütig und freundlich gewesen bin, da vergib mir. Gib mir ein Jüngerherz und eine Jüngerzunge zu reden wie Du. Amen


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Der HErr HErr hat mir eine gelehrte Zunge gegeben

Dies ist ein sehr schönes Bild: Jeden Morgen naht sich der HErr seinem erwählten Knechte, weckt ihn, indem Er ihn beim Namen ruft, gibt ihm irgend eine frohe Botschaft auf die Lippen und bereitet ihn vor für des Tages Aufgaben, Pflichten und Leiden.

1. Eine gelehrte Zunge

Die Bedeutung des Wortes wird etwas verdunkelt durch den Ausdruck gelehrt. Der Sinn ist der, dass ein Schüler etwas gelernt haben muss. Wir müssen Jünger sein, ehe wir Apostel werden; wir müssen lernen, ehe wir lehren. Unsere Arbeit werden wir niemals recht ausführen, bis wir uns daran gewöhnen, von Gott Botschaften zu empfangen und sie als solche anzunehmen. Keine Zeit ist hierzu günstiger, als die frühe Morgenstunde, – da können wir uns niedersetzen zu des Meisters Füßen und sein Wort vernehmen.

2. Mit den Müden

Gottes Botschaft wird den Müden gesandt. Es gibt deren so viele in der Welt, dass besondere Vorkehrungen getroffen werden müssen, um sie aufrecht zu halten und zu trösten. Gott braucht eine große Schar, die, wie Barnabas, Söhne des Trostes, können genannt werden; die selbst getröstet, es verstehen, andere zu trösten. Kein Dienst braucht sorgfältigere Ausrüstung, als derjenige an den Müden und Beladenen. Diese Aufgabe zu lernen, bedingt monatelanges, einsames Leiden.

3. Er weckt mich, dass ich höre

Im leisesten Flüsterton naht sich Gott; Er sucht unser Ohr und entfernt die Locken, die seiner sanften Stimme im Wege sein könnten. Hüten wir uns wohl, dass wir nicht ungehorsam seien, und nicht zurückgehen. Die Niedrigkeit unserer Arbeit, der matte Sinn, die Ungewissheit in manchen Fragen sollen uns nicht abhalten, unbedingt zu folgen. Lassen wir uns auch nicht davon abschrecken durch solche, die uns schlagen, und die Wangen raufen wollten. Weder Stolz noch Furcht soll uns abwenden von der heiligen Aufgabe, die unser Gott uns stellt.