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Predigten zu Jesaja 62,1

"Um Zions willen will ich nicht schweigen, und um Jerusalems willen will ich nicht still sein, bis ihre Gerechtigkeit hervorbricht wie Lichtglanz und ihr Heil wie eine lodernde Fackel."

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Um Jerusalems willen will ich nicht innehalten."

Die Gottesstadt war damals ein Sinnbild der Gemeinde und damit des Reiches Gottes, oder die Verwirklichung seiner Liebespläne. Um des Zieles willen, das er sich aus Liebe gesetzt hat, kann er nicht auf halbem Wege stehen bleiben. Das mag im Neuen Testament wieder in erster Linie der Gemeinde Gottes gelten oder dem letzten Ziel, der Weltverklärung. Aber, was dem Ganzen gilt, ist oft auch dem kleinsten seiner Teile zugedacht, sonst passte es ja nicht in jene endliche große Erscheinung hinein. So dürfen wir uns als einzelne Christen auch einen Trost aus diesem Worte nehmen. Der sein Ziel mit unserer Entwicklung sich gesetzt hat, - der in unserem Leben so viel vorbereitende Schritte und Taten getan hat, der kann nicht auf halbem Wege mit seiner Liebeserziehung innehalten. Nein, der wird uns nicht bis dicht vor die Tore der goldenen Stadt führen, um dann erst plötzlich anderer Meinung zu werden und uns fallen zu lassen. Er hält mit Segnen, Trösten, Verzeihen und Vorwärtsdrängen nicht inne - um des Zieles willen. Dann sollen wir uns doch fragen, ob wir nicht selbst im Laufe stille stehn? Ob wir nicht aus Kreuzesscheu oder Weltlust plötzlich die innere Entwicklung aufhalten?

Davor behüte uns, lieber Vater im Himmel! Brich den törichten Willen, der nicht dir folgt. Öffne uns die Augen, dass wir die Gefahr erkennen, die uns droht, wenn wir dein Werk aufhalten. Herr, ziehe uns, so laufen wir. Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Um Zions willen, so will ich nicht schweigen

Hier tritt uns zunächst der Messias entgegen, der nicht schweigt. Tag und Nacht fleht Er für die Stadt, die Ihn gekreuzigt hat; und auf seine Bitten hin wird sie eines Tages aufstehen aus ihrem Staube. Ist es nicht auch wahr, dass Er immerdar lebet und für uns bittet? Er wacht, während wir schlafen; Er betet, während wir schweigen. Seine Gebete steigen Tag und Nacht auf für sein Volk. Vielleicht würden wir kaum für uns selber beten, wenn seine Fürbitte uns nicht dazu antriebe. Gewiss würde mancher Simon, der gesichtet wird, hoffnungslos hinweg geweht, wenn Er nicht für ihn gebeten hätte. Jeder einzelne Sünder ist bis ans Ende der Zeit eingeschlossen in der Fürbitte dessen, der gesprochen hat: „Vater vergib ihnen!“ Und jedes Kindes Gottes ward gedacht, als Jesus den Vater bat, Er möchte seinen Jüngern einen anderen Tröster, den heiligen Geist, senden.

Auch die Wächter schweigen nicht (Vers 6). Die Fürbitte Jesu muss von der unsrigen getragen sein – sei es um die Wiederherstellung Israels, oder den Aufbau der Kirche, oder die Rettung einzelner Seelen. Es muss eine Übereinstimmung sein zwischen dem Fürsprecher auf dem Throne und seinen Knechten auf Erden; diese kann auch nicht ausbleiben, wenn wir dem Zuge des Geistes folgen, der unserer Schwachheit aufhilft, und uns aufs beste vertritt, nach dem, das Gott gefällt.

Endlich sehen wir (Vers 7*), dass auch Gott nicht schweigt. Auch Er gönnt sich keine Ruhe. Er ist voller fürsorgender Gedanken für die Seinigen. Das Bild Buddhas stellt den Begriff einer völlig untätigen Gottheit dar, deren einziges Streben es ist, sich alles dessen zu entledigen, was ihre Ruhe stören könnte. In unserem Gott dagegen geht Hand in Hand mit dem vollkommenen Frieden seines Wesens, die beständige Ebbe und Flut seines Verlangens nach uns, und seiner gnädigen Hilfe.