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Predigten zu Jesaja 62,12

"Und man wird sie nennen: das heilige Volk, die Erlösten der HERRs; und dich wird man nennen: die Gesuchte, Stadt, die nicht mehr verlassen wird."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Dich wird man heißen die Ausgesuchte."

Die überschwengliche Gnade Gottes zeigt sich recht deutlich darin, dass wir nicht nur gesucht, sondern ausgesucht werden. Die Menschen suchen, was auf dem Fußboden des Hauses verloren ging; aber dann findet nur ein Suchen, jedoch kein Aussuchen statt. Der Verlust ist viel schmerzlicher und das Suchen viel eifriger, wenn das Verlorne ausgesucht wird. Wir waren mit Staub und Unreinigkeit vermengt; es ging uns, wie wenn ein kostbares Goldjuwel in den Unrat fällt, den die Menschen alsdann sorgfältig ausräumen, um eine solche Maße widerlichen Schmutzes aufs sorgfältigste zu durchsuchen. Sie hören nicht auf zu wühlen und zu tasten und den Haufen zu durchspähen, bis der Schatz endlich gefunden wird. Oder, um ein andres Bild zu gebrauchen: wir waren in einem Labyrinth verirrt; wir wandten uns da- und dorthin, und als die Gnade uns mit dem Evangelium nachging, fand sie uns nicht auf dem ersten Gange, sie musste nach uns forschen und uns aussuchen; denn wir, als die verlornen Schafe, waren so ganz und gar verloren und waren in eine so unbekannte Gegend verirrt, dass es undenkbar schien, wie selbst der gute Hirte unsre verlorne Fährte wieder aufzufinden vermöchte. Preis sei aber der unüberwindlichen Gnade, - sie hat uns ausgesucht! Keine Dämmerung konnte uns ihr verhüllen, kein Schmutz uns ihr verbergen; sie hat uns aufgefunden und heimgebracht. Preis sei der unendlichen Liebe, Gott der Heilige Geist hat uns herwiedergebracht! Seltsam und wunderbar sind die Wege, die Gott an die Seinen gewandt hat, um sie zu finden. Gelobt sei sein Name, Er lässt nicht nach mit Suchen, bis dass die Erwählten seiner Gnade wirklich ausgesucht sind. Sie sind keine Leute, die heute gesucht und morgen wieder verworfen werden. Die Allmacht und Weisheit vereint irren sich niemals; die Erwählten wird man heißen "die Ausgesuchten." Dass einer ausgesucht wird, ist unvergleichliche Gnade; aber dass wir ausgesucht wurden, ist Gnade über alles Maß. Wir finden keinen andern Grund dafür, als Gottes unumschränkte Liebe, und können unsre Herzen nur in Bewunderung ausschütten und den Herrn dafür preisen, dass wir heute abend den Namen tragen: "die Ausgesuchten."


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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„Sie sind ja ein wunderlicher Heiliger!" sagte ein Herr spöttisch, als ein junger Mann ihm ein Traktat anbot. „Wunderlich — vielleicht! Ein Heiliger — ja!" erwiderte der junge Mann. „Was! Sie sind ein Heiliger?" rief der Herr erstaunt. Der junge Mann nickte ernsthaft. Da fing der Herr laut zu lachen an und sagte: „Na, ich werde mich mal bei Ihren Verwandten erkundigen, ob Sie wirklich keine Fehler haben."

Dieser Herr machte deutlich, daß die meisten Menschen unserer Zeit gar nicht mehr wissen, was denn nach der Meinung der Bibel „Heilige" sind. Es sind ganz bestimmt keine fehlerlosen Leute. Die rechten Heiligen halten sehr wenig von sich selbst. Es sind ganz einfach die Leute, die wissen, daß sie Gott gehören. Im Tempel des alten Bundes gab es goldene Geräte. Diese Pfannen und Kessel durfte der Priester nicht mit nach Hause nehmen, wenn ihm gerade ein Kessel fehlte. Nein! Diese Geräte waren „heilig". Sie gehörten dem Herrn allein.

Nun bin ich überzeugt, daß diese Pfannen und Kessel im Laufe der Zeit manchen Kratzer und etliche Beulen bekamen. Das änderte nichts an der Tatsache, daß sie „heilig" waren. So ist es mit den Menschen, die dem Herrn gehören. Sie haben sich ihrem Erlöser ausgeliefert von ganzem Herzen. Und sie haben das Zeugnis des Heiligen Geistes bekommen, daß sie von Ihm angenommen sind. So sind sie „Heilige" geworden. Trotz ihres ernsten Willens, dem Herrn gehorsam zu sein, finden solche Leute täglich mehr, wie böse ihr Herz ist. Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß sie dem Herrn gehören, der sie sich zum Eigentum erkauft hat. Jesus sagt von diesen „Heiligen": „Niemand soll sie aus meiner Hand reißen." Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Man muß immer irgendwie umdenken, wenn man an die Bibel kommt. Bei ihr läuft alles in anderen Gedankenbahnen, als wir es gewöhnt sind. Wenn wir vom „Volk" reden, dann denken wir an das deutsche Volk oder an die Amerikaner, die Franzosen, die Russen, die Chinesen. Aber in keiner Zeitung ist vom Volke Gottes die Rede. Und in keinem Atlas werden wir seine Wohnstätten auffinden.

Die Bibel aber spricht vom Volke Gottes. Was ist denn das für ein Volk? Wo wohnt es? Antwort: Überall auf der Erde, wo nur Menschen sind. Es kümmert sich um keine Grenzen und auch um keine Fronten. Welcher Rasse gehört dies Volk an? Antwort: Alle Rassen der Welt sind in diesem seltsamen Volk vertreten. Die Bibel sagt: „Hier ist nicht Jude noch Grieche ...!"

Ist es ein reiches oder ein armes Volk? Antwort: Es ist ein sehr, sehr reiches Volk. Es bekommt alles, was es braucht, frei und aus Gnaden geschenkt. Der Herr Himmels und der Erden ist sein väterlicher Fürst. Wie sollte ihm da etwas fehlen! Welche Konfession herrscht in diesem wunderlichen Volk? Antwort: Mancherlei Konfessionen. Jedes Glied dieses Volkes steht in der Konfession, in die hinein es durch Geburt oder Führung kam. Aber es nimmt diese Unterschiede nicht zu wichtig. Wodurch wird denn dies verschiedenartige und zerstreute Volk zusammengehalten? Antwort: Durch seinen Herrn. „Man wird sie nennen das heilige Volk." — „Heilig" — das heißt: „Dem Herrn gehörig". Die Glieder dieses Volkes haben sich dem Herrn verschrieben, und sie wissen: Er hat mich angenommen. Gehören wir zu diesem Volke? Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Als ich noch ein kleiner Junge war, führte mich mein Vater einmal durch eine alte Stadt. Da kamen wir auch an den „Schuldturm". „Sieh!" erklärte mir mein Vater, „wenn in alter Zeit ein Mann Schulden gemacht hatte, die er nicht bezahlen konnte, dann wurde er in diesen Turm gesperrt und so lange darin festgehalten, bis er die Schulden bezahlte." Erschüttert schaute ich auf das alte Gemäuer. „Vater", sagte ich, „in dem Turm konnte er doch erst recht nichts verdienen. Da kam er ja sein Leben lang nicht heraus." „Doch!" erwiderte mein Vater, „wenn ein anderer für ihn bezahlte und ihn loskaufte." Können wir nachfühlen, wie solch einem Gefangenen zumute war, wenn da auf einmal die rostige Tür aufging? Wie mag solch ein Mann seinem Wohltäter um den Hals gefallen sein! Können wir uns das vorstellen?

Rechte Christen können es sich vorstellen. Denn dies ist ja ihre Geschichte. „Man wird sie nennen die Erlösten des Herrn." Wörtlich heißt es da: „ . . . die Losgekauften Gottes". Das sind die Leute, denen eines Tages erschreckend aufging, daß man Gottes Gebote halten müsse. Und dann entdeckten sie mit Entsetzen, daß sie mit ihrer bisherigen Gleichgültigkeit ja schon so viel schuldig geblieben waren. Nun versuchten sie es besser zu machen. Aber — es gelang nicht. An keinem Tag erfüllten sie ihr „Soll". Die Schuld stieg von Tag zu Tag. Und dann — ja, dann erfuhren sie die frohe Kunde: Ein andrer hat für dich bezahlt: der Sohn Gottes selbst, als Er für dich starb. Das haben sie geglaubt und sind dankbar und froh in die Freiheit der Kinder Gottes gegangen. Nun sind sie „Losgekaufte Gottes". Selige Leute! Amen.