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Predigten zu Johannes 13,36

"Simon Petrus spricht zu ihm: Herr, wo gehst du hin? Jesus antwortete ihm: Wo ich hingehe, kannst du mir jetzt nicht folgen; du wirst mir aber später folgen."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Auch in diesem Wort leuchtet die Herrlichkeit Jesu mit unbegreiflich hellem Glanz. So völlig ist Jesus mit seinem Kreuz eins, daß er es auch seinem Jünger versprach, nicht als schweres Los, nicht als Zusammenbruch, der seine apostolische Sendung widerlegt und vernichtet, sondern als das Beste und Größte, was Jesus ihm verleiht, als die Krönung seiner Gemeinschaft mit ihm. Beides hat Petrus von Jesus empfangen, die Kraft, die wirken kann, tapfer, unbezwinglich mit siegender Macht, und den Verzicht, der allem entsagt, leidet und stirbt in Schmerz und Hohn Gott zum Preis. Damals freilich, als Jesus zum Kreuz ging, war Petrus noch nicht imstande, sein Begleiter zu sein und neben ihm das Kreuz zu tragen. Das tat Petrus bitter leid. Er ließ sich nicht gern von Jesus trennen. Darum hat ihm Jesus verheißen: später darfst du denselben Weg gehen wir ich und darfst dein Apostelwerk damit beenden, daß du mir nach zum Kreuz gehst. Zuerst aber muß Petrus erkennen, wie groß und tief der Abstand ist, der ihn von Jesus trennt. Jetzt ist er noch mit seinen eignen Wünschen angefüllt und hat darum ein unruhiges Herz, das imstande ist, sich gegen das Kreuz Jesu aufzulehnen und sich zu schämen, weil er in der Jüngerschaft eines Gekreuzigten steht. Seine Liebe hat noch viel Eigensucht in sich und sein Gehorsam ist mühsam errungen durch die Selbstverleugnung hindurch, die das mit Wucht auf die Seite drängt, was Petrus für Jesus und sich selbst begehrt. Das Kreuz ist aber kein heiliger Ort, wenn es widerwillig getragen wird. Es wird nur dann zum Opfer, wenn es durch Glauben geheiligt wird. Solange Petrus noch so, wie er es jetzt tut, auf die Stimme seines Herzens horcht und seiner Liebe traut und auf seinen Glauben baut, ist das Kreuz noch nichts für ihn. Zuerst muß er seine Liebe dadurch heiligen, daß er tut, was ein Jünger tun soll. Jesus hat Dienst und Arbeit für ihn. „Weide meine Lämmer“. Erst nach der vollendeten Arbeit ist er zum Letzten und Größten berufen. Dann darf er der Christenheit zeigen, daß Jesus ihn fähig gemacht hat, am Kreuz Gott zu preisen.

Herr, du verklärst nicht nur das Werk, sondern auch das Leiden der Deinen und offenbarst die Fülle deiner Gnade und Wahrheit dadurch, daß du auch ein Sterben am Kreuz zur seligen Gabe Gottes machst. Gib mir nach dem Maß meines Glaubens, daß auch mein Handeln und mein Leiden, mein Arbeiten und mein Sterben dich ehre. Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Du kannst mir jetzt nicht folgen; du wirst mir aber später folgen

1. Verlangen nach dem Himmel

Wie oft empfinden wir solches! Wenn der Druck des Lebens unerträglich scheint; wenn die Türe sich nur gerade weit genug öffnet, um unsere Liebsten einzulassen, und sich dann wieder schließt, ehe wir nachfolgen können; wenn wir Ihn zu sehen wünschen, den wir lieben – dann wiederholen wir wohl die Worte Petri: „Warum nicht jetzt?“

2. Aufschub

„Du kannst mir jetzt nicht folgen.“ Der Nachdruck liegt auf dem Wörtlein „kannst“ . Es ist als wollte der Meister sagen: „Das Hindernis liegt nicht in der göttlichen Macht; sondern in der unendlichen Liebe und Weisheit, die nicht irren kann.“ Petrus war noch nicht bereit, mit Jesu zu gehen. Aufgaben von größter Wichtigkeit lagen in der nächsten Zukunft vor ihm. Er musste sich selbst, den Herrn Jesum und die Gnade des heiligen Geistes kennen lernen. Als er sich kühn rühmte, sein Leben für Jesum hingeben zu wollen, da gab er den deutlichsten Beweis davon, dass er sich selbst nicht erkannte; aber er täuschte sich ebenso sehr, wenn er glaubte, er sei fähig, aus der Schule des Lebens entlassen zu werden, um einzugehen in die Seligkeit des Himmels. Er musste zuerst sein eigenes Schaffen und Ringen aufgeben, um der gnädigen Innewohnung des Pfingstgeistes Raum zu machen; er musste lernen, sich von einem Anderen gürten und dahin führen zu lassen, wo er nicht hin wollte. Erst dann sollte die Zeit für um kommen, da er die Hütte seines Leibes ablegen durfte.

3. Zusicherung

„Du wirst mir hernachmals folgen.“ Darüber konnte kein Zweifel sein, weil Jesus es gesagt hatte – und oftmals werden in späteren Tagen diese Worte eine wahre Herzensstärkung gewesen sein. Was der Meister damals zu Petrus sagte, das sagt Er einem jeden, der an Ihn glaubt: „Du wirst mir hernachmals folgen zu dem Brunnen lebendigen Wassers.“