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Predigten zu Johannes 15,1

"Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Immer mehr Frucht!

"Mein Vater ist der Weingärtner."

Gott selbst hält die Aufsicht. Er hat scharfe Augen. Eine Rebe, die keine Frucht bringt, wird weggenommen. Sie fällt nicht von selbst. Gott schneidet sie ab. Wir denken an jenes Wort des Heilands: Wer nicht hat, von dem wird genommen, was er hat. Gott nimmt sie und wirft sie weg. Die Rebe verdorrt, wird mit andern dürren Reben gesammelt, ins Feuer geworfen und muss brennen. Sie muss. Es ist eine innere Notwendigkeit. Es kann nicht anders sein. Sie brennt, verbrennt aber nicht. Es ist eine furchtbare Stufenfolge. Keiner, der zu Jesu kommt, wird weggeworfen, keiner, und wenn er noch so verdorben ist. Der Heiland nimmt jeden Sünder auf, der anders werden will. Aber wenn er seine Gnade an ihm bewiesen hat, dann erwartet er, dass Frucht zum Vorschein kommt. Wenn nicht, dann ist das Gericht furchtbar. Wir wollen die Hölle nicht weiter ausmalen. Schrecklich ist es aber, im Feuer des Zornes Gottes brennen zu müssen. Gott möchte uns vor diesem Schicksal bewahren. Darum bietet er alles auf, dass die Rebe immer mehr Frucht bringt. Gott vollzieht Reinigungsarbeit. Er schneidet nur die Wasserreiser ab. Sie bluten, aber sie verbluten sich nicht. - Er befreit vom Ballast, der das Leben hemmt. Wenn er uns scheinbar schwächt, so ist es auf eine Mehrung der Kraft abgesehen. Wenn er uns zunichte macht, dann will er, dass wir um so tiefer in ihm einwurzeln. Er hat ein Messer, doch nicht Axt oder Schwert. Er übt alle Vorsicht, dass er nicht zu tief schneidet. Wollen wir uns doch das Winzermesser gefallen lassen! Es tut not zu tieferer Reinigung. - Mehr Frucht ist Gottes Ziel mit uns. Denn Gott wird geehrt, wenn wir viel Frucht bringen. Wir dürfen dabei nicht an außerordentliche Dinge denken. Die Christen sind meistens kleine Leute, deren Stimme und Einfluss nicht weit reicht, in deren Händen nicht viele Fäden sich vereinigen. Sie stellen im Getriebe des öffentlichen Lebens kein großes Rad vor. Ihre Frucht muss nicht in hervorstechenden großen Dingen bestehen. Die Welt nimmt die schönste Frucht überhaupt gar nicht wahr. Treue im Kleinen, Tragkraft unter mancherlei Schwierigkeiten, Geduld, Freundlichkeit, besonders im Haus, ist solche Frucht. Mancher ist außer dem Haus liebenswürdig, im Haus brummig und übellaunig. Das ist schlechte Frucht. Die Hausgenossen sollen zuerst und vor allem die Frucht schmecken, die der Herr Jesus in den Seinen wirkt. Es ist auch nicht das Wichtigste, dass wir Stunden halten und Seelenarbeit treiben. Von einer Tabea lesen wir dergleichen nicht. Das erste ist, dass wir selbst etwas werden zum Lob Gottes. Ob uns Gott zum Dienst am Wort für andere bestimmt hat, ist eine weitere Frage. Man kann Menschen bekehren und selbst dabei zugrunde gehen. Frucht der Liebe und Frucht des Dankes: das ist die große Hauptsache.


Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Der HErr ist der Weinstock, an welchem alle, die Ihm angehören, gleichsam als Reben hinanwachsen, oder als Reben herauswachsen, so daß das Ganze nur Eines ist, und alle zusammen von einerlei Saft genährt werden. Man muß dabei sich erinnern, daß der Weinstock die Art hat, sich weit auszubreiten. Es kann, wie das im Morgenlande schon geschehen ist, ein einziger Weinstock Stunden weit sich fortspinnen über der Erde. So denke man sich die Möglichkeit eines Weinstocks, der über die ganze Erde sich fortspinnt und sie bedeckt, und doch nur Einen Grundstock hat. So wäre denn Christus dieser Weinstock, in welchem, als ihrer Lebenskraft, alle Gläubigen zu einem zusammengehörigen Ganzen verbunden sind.

Hiebei kommt nun alles darauf an, daß die Reben an Ihm also bleiben, und also genährt werden und in solcher Gemeinschaft mit Ihm stehen, daß sie Früchte bringen, liebliche, erquickliche Früchte, wie ja des Weinstocks Frucht als eine liebliche und erquickliche bekannt ist. Wir wollen jetzt gerade nur an das denken, daß wir dann die rechten fruchtbaren Reben sind, wenn wir etwas Liebliches und Erquickendes für Jedermann sind. Ja, unser ganzes Wesen muß so seyn, daß es alle, mit denen wir in Berührung kommen, erquickt und ihnen wohltut. Wo wir aber herbe sind und räse, wie man bei Früchten sagt, also unfreundlich, hart, widerwärtig gegen Andere, so sind wir keine Frucht tragenden Reben, sondern ausgeartete Reben, die fast noch weniger wert sind, als wenn keine Früchte kämen, und so gewiß nicht am Weinstock bleiben werden.

Zusatz: Insbesondere wenn wir zum Tisch des HErrn gehen, wollen wir da etwas empfangen, wodurch wir in eine nähere Wesens- und Lebensgemeinschaft mit dem HErrn kommen. Es ist Sein Wille, daß da Seine Lebenskraft in uns komme; deswegen giebt Er Sich uns als Speise hin. Ob aber diese Seine Kraft es mit uns so weit bringe, daß wir Früchte tragen, oder Seine Art annehmen können, das wäre die Frage. Wir dürfen nicht denken, weil's Seine Kraft sei, so wirke sie ganz von selbst, gleichsam mechanisch, was es sein soll. Wir müssen auch mit unsrem Verlangen und Willen dabei sein; wir müssen uns, auch wenn wir's empfangen haben, um die Wirkung des Empfangenen in uns bemühen. Im Reiche Gottes geht nichts von selbst. Der Mensch muß sich hergeben, muß es mindestens verlangen, suchen, erbitten. Geht er seinen Weg nur so hin, ohne zu denken, ohne zu suchen, ohne zu bitten, so wird er eine fruchtlose Rebe bleiben. Darum wollen wir uns immer wieder anfrischen lassen zu neuem Mut, zu neuem Eifer, zu neuem Ringen nach dem, das werden soll. Folgt das bei uns auf das Hören Seines Worts, oder auf den Genuß des heiligen Abendmahls, nach, so kann's nicht fehlen; denn dann kann die von Christo auf uns übergehende Lebenskraft das Ihre bei uns ausrichten. Will's ihr aber bei uns nicht recht gelingen, so weiß Er, wie unser Spruch sagt, zu reinigen, zu schneiden und abzuschneiden, damit desto leichter Seine Kraft in uns die Frucht heraustreibe. Da helfe uns der HErr dazu durch Seinen heiligen Geist!

Mel. Seelenbräutigam. Dir ergeb' ich mich, JEsu, ewiglich. Habe Dank für Deine Liebe, Die mich zieht aus reinem Triebe; JEsu, ewiglich Dir ergeb' ich mich.

Deiner Liebe Gluth Stärkt mir Herz und Muth. Wenn Du freundlich mich anblickest Und mit Deinem Geist erquickest, Macht mich wohlgemuth Deiner Liebe Glut.


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Wir sind damit einverstanden, Reben am Weinstock zu sein. Aber sind wir auch einverstanden damit, daß der Vater als Weingärtner an Seinem Weinberg arbeitet? «lch, der HERR, behüte ihn … Wenn ich aber Dornen und Disteln darin fände, so würde ich im Kampf darauf losgehen und sie allesamt verbrennen!» (Jesaja 27,3-4). Wir wissen mit unserem Verstand, daß Christus der Weinstock und wir die Reben sind. Wie aber kommen wir zu der wirklichen Einheit mit dem Weinstock? Dafür müssen wir uns vor allem die väterliche Fürsorge des Weingärtners gefallen lassen! Der Vater will uns nicht entmutigen, sondern anspornen. Wenn Er uns aber in Seiner Güte beschneidet, gibt unser Eigenleben vor, entmutigt zu sein, und findet es nötig, das anderen zu erzählen. Seine Schliche, wie es sich der Zucht des himmlischen Vaters entziehen will, sind unerschöpflich! So verbreitet sich der Virus der Auflehnung.

Wenn wir in der Versuchung stehen, zu verzagen, sollten wir bedenken, daß hinter den Umständen, die uns niederdrücken wollen, die Hand des göttlichen Weingärtners steht. Er will uns beschneiden, damit wir mehr Frucht bringen. Wir hatten einen Plan gemacht, der nicht zustande kam – aber der Vater hatte einen anderen bereit! Wir hatten einen Weg einschlagen wollen, und gefunden, daß er versperrt war – aber der Vater hatte einen anderen bereit! Wir hatten auf ein bequemes, ruhiges Leben und allgemeine Beliebtheit gehofft, und nun ist nichts daraus geworden; aber der Vater wollte ein Leben für uns, in dem wir beschnitten werden, selbst wenn es Wunden gibt. Wir haben ja Anteil am Leben des Weinstocks, und der Saft, der uns Leben gibt, kommt von dem, durch dessen Wunden wir geheilt sind. Dürfen wir uns dann vor unseren Wunden fürchten? Auf diese Weise verherrlicht der Vater den Sohn, indem Er uns inniger mit Ihm verbindet, so daß der göttliche Lebenssaft im Rebschoß zirkulieren kann und sich in fruchtbarerem Gebet in Seinem Namen äußern kann, und auch in Seiner göttlichen Freude in unseren Herzen.

Der Vater will uns unsere innige Einheit mit Christus zum Bewußtsein bringen, daß wir mit Christus in Seinem Tod und in der Kraft Seiner Auferstehung einsgemacht sind. Das ist das Geheimnis eines fruchtbringenden Lebens. Der Vater ist der Weingärtner, und Er arbeitet an uns mit diesem herrlichen Ziel. «Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn du von Ihm zurechtgewiesen wirst! Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er» (Hebräer 12,5-6).


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Der Weingärtner pflanzt den Weinstock; das bedeutet: der Vater gibt der Welt seinen Sohn. Der Weinstock bringt aus sich die Reben hervor; das bedeutet: Jesus gibt den Jüngern an dem Teil, was er selber ist, und macht sie durch sich zu dem, was sie sind. Die Reben tragen die Frucht; das bedeutet: aus den Aposteln entsteht die Gemeinde. Hier entsteht eine vollendete Gemeinschaft, die alle füreinander unentbehrlich macht. Jesus ist für die Apostel unentbehrlich und die Apostel sind es für ihn und die Apostel sind für die Gemeinde unentbehrlich und die Gemeinde ist es für die Apostel. Wie der Weinstock durch die Reben die Frucht erzeugt, so war es für Jesus unmöglich, dass er allein bleibe. Er ist dazu gesandt, damit er die für Gott geheiligte Gemeinde schaffe. Dazu bedarf er der Jünger und der Vater hat sie ihm gegeben und er freute sich, als er ins Leiden ging, an ihnen, und machte sie mit sich eins und sandte sie als seine Boten aus. Menschen zu Jesus führen und aus ihnen eine Gemeinde Jesu machen, also Frucht tragen, das können die Jünger nicht durch sich selbst. Dazu reicht auch nicht diejenige Verbindung mit Jesus aus, die auf dem natürlichen Wege entsteht, dadurch nämlich, dass sie Erinnerungen an ihn besitzen und sich in ihren Verkehr mit Ihm zurückversetzen können, sondern Jesus rüstet sie zu ihrem Dienst dadurch, dass er in der gottheitlichen Weise, die durch nichts gehemmt wird, bei ihnen gegenwärtig und in ihnen wirksam ist. Ebenso untrennbar ist auch die Verbindung zwischen den Jüngern und denen, die sie zu Jesus führen. Wie die Rebe um der Frucht willen entsteht, so kann der Jünger nicht allein bleiben und bloß sein eigenes Leben pflegen. Er wird von Jesus verworfen, wenn er nur für sich selber lebt. Aber auch die Kirche kann nicht für sich allein bestehen und sich nicht von den Aposteln lösen. Denn es gibt für sie keinen anderen Weg zu Jesus als den, dass sie die Botschaft Jesu von denen empfängt, denen er sie übergeben hat. Damit ist mir gesagt, was ich in der Schrift zu suchen habe. Ich habe auf die Apostel zu hören, damit ich Jesus finde, und habe zu Jesus zu kommen, damit ich Gott finde. Der Platz der Frucht ist an der Rebe und die Rebe führt ihr den Saft des Weinstocks zu und der Weinstock ist vom Weingärtner gepflanzt und trägt seine Frucht für ihn.

Alle, die ihren Platz in der Gemeinschaft gefunden haben, die Du, Vater, uns durch unseren Herrn bereitest, danken Dir jetzt und ewiglich und dienen Dir mit Freude jetzt und ewiglich. Amen.