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Predigten zu Johannes 15,9

"Gleichwie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt; bleibet in meiner Liebe."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Gleichwie mich mein Vater liebet, also liebe ich euch auch."

Gleichwie der Vater den Sohn liebt, so liebt Jesus auch die Seinen. Was ist das für eine göttliche Art! Er liebt Ihn ohne Anfang, und so liebt der Herr Jesus, das Haupt, seine Glieder. "Ich habe dich je und je geliebt." Du kannst die Spuren jeder menschlichen Liebe bis zu ihrem Anfang zurück verfolgen; du kannst leicht finden, wann deine Liebe zu Christo ihren Ursprung genommen hat; aber seine Liebe zu uns ist ein Strom, dessen Quelle in der Ewigkeit verborgen liegt. Gott der Vater liebt den Herrn Jesum unwandelbar. Lieber Christ, nimm dir das zum Trost, dass keine Veränderung und kein Wechsel der Liebe ist in Jesu Christo gegen die, die in Ihm bleiben. Gestern warst du auf Tabors Höhe, und du sprachst: "Er liebt mich;" heute bist du im Tal der Niedergeschlagenheit, aber dennoch liebt Er dich noch als der Gleiche. Auf dem kleinen Berge und im Lande am Jordan und Hermonim hörtest du seine Stimme, die so lieblich zu dir redete mit dem Hauch der Liebe gleich Turteltauben; und siehe, jetzt auf dem Meere, ja, mitten im Meere, wo alle seine Fluten und Wogen über dich ergehen, ist sein Herz treu gegen dich, denn du bist wie vordem seine Liebe. Der Vater liebt den Sohn ohne Ende, und so liebt der Sohn auch die Seinen. Erlöster, du brauchst nicht zu fürchten, dass du den silbernen Faden verlierst, denn seine Liebe zu dir hört nimmer auf. Lebe der getrosten Zuversicht, dass auch hinaus bis zum Grabe Christus mit dir geht, und dass Er aus des Grabes Tiefe dich wieder hinaufgeleitet zu den himmlischen Höhen. Der Vater aber liebt den Sohn auch ohne Maß und Ziel, und gleiche unermessliche Liebe strömt vom Sohne aus auf seine Auserwählten. Das ganze Herz Christi ist seinem Volke geweiht. Er "hat uns geliebt und sich selbst dargegeben für uns." Er ist die Liebe, die alle Erkenntnis übertrifft. O, wir haben wahrlich einen unwandelbaren Heiland, einen köstlichen Heiland, einen Heiland, der über alle Massen liebt, ohne Wandel, ohne Anfang und ohne Ende, gleichwie der Vater Ihn liebt! Welch eine Erquickung liegt darin für die, welche es erfassen können! Möge Gott der Heilige Geist uns von diesem Liebesmahl das Fett und das Mark zu geniessen geben!


Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Durch Gehorsam bewahren wir die Liebe Jesu zu uns

"Gleich wie mich mein Vater liebt, also liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe!"

Es ist die einzige Liebesversicherung aus dem Munde Jesu, die wir haben. Er liebte nicht mit Worten und mit der Zunge, sondern in der Tat und in der Wahrheit. Er liebt die Seinigen so innig tief und rein, wie er selbst vom Vater geliebt wird. Jesus liebt also mit göttlicher, heiliger Liebe. Sie ist eine ganz selbstlose und aufopfernde Liebe, die nicht das Ihre sucht. Gott liebt die Menschen nicht, weil sie liebenswert und anziehend für ihn sind, er liebt die Welt, die sich kalt und fremd gegen ihn verhält. Seine Liebe ist eine Feindesliebe. Seine Geschöpfe haben sich von ihm abgekehrt, sind auf der Flucht vor ihm, stellen sich in Gegensatz zu ihm. Er liebt eine Welt von Rebellen und sucht sie zu gewinnen. So ist Jesu Liebe auch eine Sünderliebe. Wer sich als Sünder erkennt, der fühlt sich tief beschämt und gebeugt und kann diese Liebe kaum fassen, weil sie so völlig unverdient ist. Wie für den Heiland die Liebe des Vaters in seinen Erdentagen der höchste Reichtum und die tiefste Freude war, so ist Jesu Liebe der Trost, der Reichtum und die Kraft aller Kinder Gottes. Seine Liebe bringt tiefstes Glück und ist der kostbarste Besitz. Sie ist der Himmel im Herzen. "Wen Jesus liebt, der kann allein recht fröhlich sein, ist nie betrübt." Diese Liebe bietet Halt, wenn alles bricht und fällt. Sie spendet Trost, wenn Leib und Seele verschmachtet. Sie macht ruhig und still in allen Enttäuschungen und bietet Ersatz für alle Verluste. Wie des Vaters Liebe Jesu alles ersetzte, was ihm auf Erden abging, so ist Jesu Liebe den Seinen der Sonnenschein des Lebens in der kalten, finsteren Welt. Man fühlt sie nicht immer, aber man darf sie immer wieder erleben. Jesus gibt den Seinen immer neue Liebeszeichen und -beweise.

Er liebt uns nicht so, wie wir uns selbst lieben, sondern reiner und besser. Er liebt uns nicht nach unsern oft törichten Gedanken und Wünschen. Seine Liebe ist eine heilige. Sie hat unser wahres, ewiges Wohl im Auge. Sie erzieht, sie reinigt, sie züchtigt uns. Sie tut oft sehr weh, aber nur, um ewig wohlzutun. Die höchste Liebe erscheint grausam. Sie tröstet im Schweren und erzieht durch das Schwere. Sie ist ausdauernd und unermüdlich, trägt und vergibt reichlich und täglich, während unsere Liebe so leicht erlahmt und erkaltet.

Wir verdienen diese Liebe nicht durch Gehorsam, aber wir bewahren sie, indem wir Jesu Gebote halten. Er selbst blieb in der Liebe des Vaters, indem er allezeit tat, was dem Vater wohlgefiel. So bleiben wir in Jesu Liebe, indem wir ihm folgen. O verscherzen wir seine Liebe nicht durch Leichtsinn und Nachlässigkeit! Seine Liebe gibt Kraft zum Gehorsam, und durch Gehorsam wird sie bewahrt und gemehrt.


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Bleibt in Mir! Bleibt in Meiner Liebe!"

Es muss etwas ganz besonders Wichtiges in diesen Worten liegen, die der Herr so oft wiederholt. Nicht weniger als zehnmal nacheinander braucht Er bei Joh. 15 das Wort von dem Bleiben in Ihm, woraus ein jeder erkennen möge, mit welchem Ernst und Eifer unser Heiland uns diese Sache einschärfen will und wie überaus wichtig sie sein muss, wenn Er sie so oft wiederholt. Darum muss es auch uns von großer Wichtigkeit sein, zu fassen, was der Herr meint. Beachte nur, wie Er redet, und bedenke, dass Er nicht sagt: Bleibt in Meinem Dienste, bleibt in Meiner Nachfolge oder bleibt im Gebete zu Mir. Nein, Er redet von einem viel innigeren Verhältnis, wenn Er sagt: "Bleibt in Mir" oder "So ihr in Mir bleibt". Den ganz tiefen Inhalt dieses Ausspruchs wird wohl niemand hier in der Zeit ganz durchschauen oder ausdrücken können; soviel aber vermögen wir zu begreifen, dass Er hier von der innigsten Vereinigung mit Ihm redet, wie sie sich z. B. in dem Bild von den Reben am Weinstock ausdrückt. Was wir aber von dieser Vereinigung empfinden können und wodurch sie entsteht, deutet der Herr mit der erklärenden Ergänzung an: "So Meine Worte in euch bleiben" und "Bleibet in Meiner Liebe!" Wir bleiben also in Christus, wenn wir in Seiner Liebe bleiben und Seine Worte nicht nur im Kopf und im Mund, sondern im Herzen haben, so dass sie wirklich unser Trost sind.

Dein Bleiben in Christus und Sein Bleiben in dir ist oft das größte Geheimnis. Gib aber darauf acht, ob du von den Worten Christi und von Seiner Liebe lebst. Ist das der Fall, dann lebst du in Christus und Er in dir. Werde dir bewusst, ob du in Christus Trost hast, ob du also, wenn du über deine Sünden und Gebrechen bekümmert bist, deinen Trost nur durch das Wort von der Liebe Christi, von der Gerechtigkeit Christi, von dem Blut Christi erhältst, oder ob dein Herz seinen Trost aus sich selbst oder aus deinem eigenen Tun hat. Wenn du darauf achtest, ob du deinen Trost durch Hören oder durch Tun hast, dann merkst du, ob du vom Glauben lebst. Du lebst davon, wenn du nicht durch eigenes Arbeiten, sondern nur durch das Hören des Evangeliums getröstet werden kannst. Es ist dies ein so wichtiger Punkt, dass derjenige, der nicht betrogen sein will, ihn unbedingt beachten muss. Hast du ein Herz, das vom Worte Christi abhängt und von ihm wie der Leib von der leiblichen Speise lebt, dann bleibst du in Ihm, und Er bleibt in dir; dann fühlst du auch, wie dein Herz inniglich zu Ihm hingezogen wird, nach Ihm hungert und nur in Ihm und Seiner Liebe Trost und wahres Leben empfängt.

Was das besagen will, dass wir von der Liebe Christi leben und dass Christus durch den Glauben in uns lebt, ist von dem Apostel Paulus in Gal. 2 herrlich beschrieben: "Ich bin durch das Gesetz dem Gesetz gestorben, auf dass ich Gott lebe; ich bin mit Christus gekreuzigt. Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben." Hier sehen wir das rechte Leben und die rechte Kraft der Heiligung! Das heißt: "Bleibt in Mir - Bleibt in Meiner Liebe."

Beachte, wie der Apostel hier redet: "Ich bin durch das Gesetz dem Gesetz gestorben, ich lebe jetzt in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat." Erkenne, was dir fehlt, wenn du ein Sklave unter der Sünde bist und wenn du zwar vor ihr erschrecken, ja, über sie verzweifeln, sie aber nicht ganz verabscheuen und hassen kannst, so dass sie endlich doch deine Sinne und Glieder beherrscht. Der Fehler ist der, dass du dem Gesetz nicht gestorben bist und nicht frei und selig in der Liebe Christi, sondern inwendig an das Gesetz gebunden und knechtisch bist. Wie soll es dann aber möglich sein, dass du Leben und Kraft und einen heiligen Willen haben könntest? "Wenn ein Gesetz gegeben wäre, das da lebendig machen könnte, so käme die Gerechtigkeit wahrhaftig aus dem Gesetz."

"Der Buchstabe tötet"; das Gebot macht die Sünde nur lebendig "und kräftig in unseren Gliedern, dem Tod Frucht zu bringen." Willst du Leben und Kraft zur Heiligung haben, dann musst du "dem Gesetz getötet sein" und nur in der Liebe Christi leben. Der Apostel sagte: "Ich bin durch das Gesetz dem Gesetz gestorben." Zuerst hat das Gesetz mich, meine Selbstwirksamkeit und Einbildung getötet, als es nämlich alle Sünde in mir erregte, die "mich betrog und mich durch dasselbe Gebot tötete." - "Ich starb", - es war aus mit mir, ich vermochte nichts mehr zu tun, zu fühlen, zu denken oder vorzunehmen, konnte keinen Finger zu meiner Errettung rühren, - ich war verloren, ich starb. Da kam ein anderes Gesetz, nämlich das des Glaubens, und sprach: "Glaube an den Herrn Jesus!" Das Evangelium verkündete mir das ganze Verdienst Christi, Seinen Tod für mich und Seine Liebe zu mir, und mein Geist wurde lebendig. Jetzt wurde ich mit dem vereinigt, der von den Toten auferstanden ist, und - "ich lebe; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben." Es ist gerade das Leben meines Lebens, dass Gottes Sohn mich geliebt hat und Sich selbst für mich dargegeben. Das heißt: "Bleibt in Meiner Liebe!"

Ich bleibe, Herr, in Deinen Gnadenarmen, Denn unentbehrlich ist mir Dein Erbarmen.


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Die Frucht des Geistes ist Liebe." Gal. 5,22
"Bleibet in meiner Liebe!" Joh. 15,9.

Die Frucht des Geistes wird im Verborgenen des Herzens gewirkt und offenbart sich danach in Taten. Es ist nicht verwunderlich, dass in der Reihe der süssen Geistesfrüchte, die wir hier betrachten, die Liebe zuerst genannt wird. Denn Gott ist die Liebe, und wo Er in ein Herz einzieht, da zieht die Liebe ein.

Die göttliche Liebe quillt nicht hervor aus dem dürren Boden des natürlichen Herzens; sie wird ausgegossen in das Herz durch den Heiligen Geist (Röm. 5, 5). Jesu Liebe ist die Quelle, daraus alle wahre Liebe fließt; darum sagt er: Bleibet in meiner Liebe! Nur wer seine Liebe kennt, kann wahrhaft lieben.

O wie ist die Liebe so schön, so überaus köstlich. Ohne Liebe ist unser Christentum nichts. Ohne sie sind unsere beredtesten Worte nur klingende Schellen. - Liebe überwindet die Selbstsucht. Liebe ist Hingabe; sie sucht andere glücklich zu machen. Die Liebe macht das Herz weit und die Arme lang. Ein Herz, in dem die Liebe wohnt, fühlt sich gestraft und unglücklich, sobald die Empfindlichkeit, Zorn oder gar Hass sich darin regt. Es eilt zur Liebesquelle zurück, sucht Reinigung und neue Gnade zu vollem Sieg.

Der Du die Liebe selber bist, fülle mein Herz ganz, dass ich die Eigenliebe überwinden und etwas von Deiner Liebe ausstrahlen möge.


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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Auch wir waren Verstoßene

Wir bekennen - oder etwa nicht? - , dass wir als Christen die Verantwortung tragen, Gottes Wort zu glauben und Seiner Wahrheit zu gehorchen. Dann sollten wir auch die Tatsache akzeptieren, dass es uns aufgegeben ist, die christlichen Tugenden in der Kraft des Heiligen Geistes zu praktizieren, während wir auf den warten, der wiederkommen wird.

Der große geistliche Bedarf um uns herum sollte uns dazu bringen, zurück zu den Evangelien zu gehen, in denen vom Leben und vom Dienst unseres Herrn Jesus berichtet wird. Als böse Menschen Jesus kreuzigten, Ihn töteten, konnten sie Ihn nicht ändern. Sie konnten weder die Person noch die Persönlichkeit des Sohnes Gottes än- dem. Dass sie Ihn ans Kreuz schlugen, das konnte Seiner göttlichen Liebe zu einer verlorenen Menschheit keinen Abbruch tun.

Das Beste, was wir von unserem Herrn und Heiland wissen, ist, dass Er die Sünder liebt. Er hat immer die Verstoßenen geliebt - und darüber sollten wir uns freuen, denn auch wir waren einst Ausgestoßene! Wir stammen alle von dem einen ersten Menschenpaar ab, das von Gott abfiel und Ihm nicht gehorchte. Sie wurden aus dem Paradies verstoßen, und Gott ließ ein flammendes Schwert an den Eingang stellen, damit sie nicht dorthin zurückkehren konnten.