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Predigten zu Johannes 17,1

"Dieses redete Jesus und hob seine Augen auf gen Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche deinen Sohn, auf dass dein Sohn dich verherrliche."

Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Äußerliche Gebärden

Zunächst sagt der Evangelist: »Solches redete Jesus und hob seine Augen auf gen Himmel und sprach …« Somit hat er durch das Aufheben seiner Augen seinem Gebet die Ehre gegeben, es auch mit seiner äußerlichen Gebärde zu bestätigen. Damit ist er den törichten Heiligen zuvorgekommen, um ihnen den Mund zu stopfen, die da sagen, solche äußerlichen Dinge hätten überhaupt keine Bedeutung. Denn hier sieht man, dass er nicht nur so betet, dass die Jünger es hören können, sondern dass er auch seine Augen zum Himmel erhebt und dadurch ein Verhalten zeigt, wie es die Menschen gewöhnlich dabei tun: Etliche knien, etliche fallen auf ihr Angesicht, andere wieder stehen und blicken zum Himmel auf. So lesen wir von König David, dass er auf die Erde fiel, als er sieben Tage lang für sein Kind bat (2Sam 12,16). Christus tat beides, er kniete und fiel auf die Erde, als er im Garten betete. Petrus und viele andere fielen dem Herrn zu Füßen, um ihre Ehrfurcht auszudrücken. Es ist nicht von Bedeutung, ob man steht, hinkniet oder niederfällt, denn das sind Gewohnheiten, die weder geboten noch verboten sind. Aber weil die Schrift darüber spricht, sage ich das alles so deutlich, damit ihr andere nicht verachtet, wenn sie es tun, denn Christus selbst tat es. Dabei aber solltet ihr nie vergessen, dass ihr – einerlei, ob ihr auf dem Feld Garben bindet oder auf dem Bett liegt – sehr wohl ganz allein mit dem Herzen beten könnt.


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Jesus hob seine Augen auf gen Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist hier, dass Du Deinen Sohn verklärst."

"Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land" (2. Mose 3, 5). So tönt es uns entgegen, wenn wir uns anschicken, hineinzuschauen in den wundersamen Vorgang, den das siebzehnte Kapitel des Johannes-Evangeliums uns enthüllt. Das hohepriesterliche Gebet wird dieser Abschnitt genannt, weil er uns das Herz dessen offenbart, der die Namen der Seinen auf seinem Brustschildlein trägt und sie darbringt vor Gott.

Jesus hob seine Augen auf gen Himmel. Bleiben wir einen Moment in Andacht stehen vor diesem Bild. Unauslöschlich ist die Gebärde dem Evangelisten eingeprägt. Was mag in diesem Blick gelegen haben an Anbetung, Hingabe und Vertrauen!

Und dann hebt der Herr an: Vater! Wie er es uns gelehrt, so tut er es selbst. Er wendet sich direkt an das Vaterherz. Man spricht bei einem Musikstück vom Hauptakkord, dem vorherrschenden Ton. In diesem Liede höchster Liebe, wie überhaupt im ganzen Erdenleben Jesu, ist der Hauptakkord das Wort: Vater.

Vater, die Stunde ist hier. - Wie oft hatte Jesus den Ausspruch getan: Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Jetzt aber war sie da, die große, schicksalsschwere Stunde. Und sie fand den Gotteshelden bereit.

Lass mich das Bild meines herrlichen, verklärten Hohenpriesters so gläubig und anbetend beschauen, dass ich die ganze Kraft seiner Fürbitte erfahren möge!


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Vater, die Stunde ist hier; verherrliche deinen Sohn, auf dass dich dein Sohn verherrliche

Auf die eine oder andere Weise bitten mir den Vater beständig, dass Er uns verherrliche. „Verherrliche mich, Vater“, so rufen wir, „indem du mir die größte Zuhörerschar gibst; indem du eine Erweckung entstehen lässest in meiner Gemeinde, indem du meine geistlichen Gaben vermehrst, so dass viel nach mir begehrt werde. Natürlich drücken wir uns nicht so bestimmt aus; aber im Grunde ist dies doch, was wir meinen. Und dann wundern wir uns, dass die Antwort ausbleibt! Ist es nicht deshalb, weil der Vater weiß, dass wir dadurch stolz und selbstbewusst würden, dass wir den Erfolg der Kraft unsers Armes und der Behändigkeit unserer Füße zuschreiben würden. Nichts könnte unserem inneren Wachstum schädlicher sein. Aber wenn wir um Verherrlichung bitten, damit wir desto mehr die Ehre Jesu fördern können, dann wird Er uns nicht kärglich halten; dann wird Herrlichkeit, einem goldenen Strome gleich, unser Herz und Leben überfluten.

Ach, dass wir doch diese alles verzehrende Leidenschaft kennten, nach der Verherrlichung Jesu! Dass wir beten könnten: „Dein Reich komme!“ ohne zu berechnen, was, wir dazu beigetragen haben, dies Kommen zu beschleunigen! Dass wir ebenso froh wären, wenn ein anderer einen Erfolg erzielt, als ob wir selbst die Lorbeeren geerntet hätten! Dass wir ebenso dringend um Gelingen beteten für andere, wie für uns selbst! Hier wird ein Ideal uns vorgestellt, das unerreichbar scheint, weil es allen natürlichen Anstrengungen, es zu verwirklichen, Hohn spricht. Willig zu leiden, hintangesetzt zu werden, nichts zu gelten, dass nur unser geliebter HErr gerühmt, gepriesen und sehr hoch erhoben werde – ist dies möglich? Verlangst du darnach? Dann sei gutes Mutes. Diesen Hunger wird Gott stillen. Er zeigt uns niemals einen Mangel, ohne die Verheißung ihn zu erfüllen.