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Predigten zu Johannes 19,26

"Als nun Jesus die Mutter sah und den Jünger, welchen er liebte, dabeistehen, spricht er zu seiner Mutter: Weib, siehe, dein Sohn!"

Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Hat der Herr von seinem Kreuze herab für seine Mutter, für eine Witwe, gesorgt, o wieviel mehr wird er jetzt sorgen als ein starker Erlöser für alles, was unter euch schwach und elend ist und sich nicht zu helfen versteht, für alles, was einsam und eine rechte Witwe ist. Darum ihr Mütter, ihr Frauen, ihr Witwen unter dem Kreuze, herbei in eurer verborgenen Not zu dem Herrn! Kein offenes Grab, worinnen man das Geistige und Leibliche, seine Stütze und sein Durchkommen, seinen Trost und seine Aussicht versinken sieht, ist mächtiger als Jesu weites Herz, worin wir uns betten können in allerlei Not, Angst und Trübsal. Auch jetzt noch hat er seine Johannes, welchen er gebietet, um uns zu laben aus der Fülle des süßen Trostes seines Kreuzes, um uns Raum zu machen und Bahn zu brechen, dass wir den Satan zertreten sehen unter seinen Füßen; um uns hundertfältig wiederzugeben, was uns unbarmherzig geraubt wird, weil wir Gott fürchten; auch dass wir bei unserm Sterben unsere Zurückbleibenden getrost ihm übergeben können, und uns obendrein ein ewiges, seliges Leben zu geben bei ihm in seiner lieblichen Gegenwart. Darum muss es uns wohl sein unter unserm Kreuze, unter seinem Kreuze, darum muss es uns wohl sein auf Golgatha. Hinter aller sichtbaren Herrlichkeit und sichtbarem Wohlsein steckt die Hölle und das Verderben. Hinter dem Schrecklichen, welches sein armes und elendes, dennoch in seinem Blute herrliches und heiliges, priesterlichkönigliches Volk durchzumachen hat, liegt bereit eine ewige Krone, Ehre und Unverderblichkeit.

Er ist's, der den Fremdling schützet,
der die Witwen hält im Stand,
der die Waisen unterstützet,
ja, sie führt an seiner Hand.
Die ihm ruchlos widerstehn,
müssen ratlos irregehn.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Es ist seltsam, wie Jesus hier Seine Mutter anredet: „Weib!" Bis zu dieser Stunde war Jesus der Sohn Marias, der Mann aus Nazareth, der Bruder Seiner Brüder. Nun aber löst Er sich aus dem natürlichen Lebenskreis. Er sagt: „Weib, ich bin nicht mehr dein Sohn. Du hast jetzt keine natürlichen Ansprüche mehr an mich." Jesus wurde in dieser Stunde in Wahrheit zum Heiland der Welt. Wir können uns die Bedeutung des Sterbens Jesu gar nicht umfassend genug vorstellen. Sein Tod ist das Heil für alle Jahrhunderte, für alle Völker und Erdteile, für alle Menschen.

Der Schächer am Kreuz kam zum Frieden mit Gott durch den gekreuzigten Herrn Jesus. Aber ebenso gibt es für uns Menschen im modernen Zeitalter der Technik keinen anderen Weg zum Seligwerden als Jesu Kreuz. Es gibt für uns kein anderes Heil als das, welches auch für die Chinesen gilt: der Opfertod Jesu für Sünder.

Der gelehrteste Akademiker und der Schwachbegabteste, der reichste Milliardär und der ärmste Bettler müssen denselben Weg gehen, wenn sie Frieden mit Gott und Vergebung der Sünden wollen: den Weg über Golgatha. Man hat je und dann gesagt: „Wie, wenn auf anderen Sternen Menschen wären? Wie würden die denn selig?" Wir wissen nur eine Antwort: „Wir müssten sehen, dass wir ihnen so schnell wie möglich verkündigen: Jesus errettet alle Welt." Jesus ist der Heiland aller Welt. Darum – Gott sei Dank! – auch unserer. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Das ist so wunderbar: In derselben Stunde, in der Jesus zum Heiland der Welt wird – in derselben Stunde zeigt Er: „Es geht mir um den einzelnen Menschen." Im politischen Leben ist es umgekehrt. Da ist der einzelne nichts. Das Volk ist alles! Ganz anders ist es im Reiche Gottes. Es geht Jesus um Maria, um Johannes, um dich und mich.

Als der Heiland am Kreuze hing, starb Er zur Versöhnung der ganzen Welt. Da überschaute Er im Geiste Völker und Erdteile, Jahrhunderte und Jahrtausende, für die Er der Erlöser sein wollte.

Aber in den Jahrtausenden und in den Völkern sah Er den Einzelnen. Ein Sänger, der das recht verstanden hat, bezeugt in einem Lied so herrlich: „…Er hat auch an mich gedacht / als Er rief: Es ist vollbracht."

Johannes ist der einzige, der diese kleine Episode unter dem Kreuz erzählt. Selbst Lukas, der doch „mit Fleiß" alles zusammengetragen hat, hielt sie nicht für erwähnenswert. Aber Johannes hat sie berichtet. Denn er selbst erfuhr es beglückend: „Der Heiland der Welt hat mich sterbend angesehen." „Er hat mich angesehen!" So dürfen auch wir wissen, glauben und bekennen. Wir sind nicht nur „ein bald verwelkt Geschlechte, eine Blum' und fallend Laub." Nein, wir sind angesehen von Jesus, geliebt mit einer ewigen Liebe; wir sind wert geachtet über alles. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Natürliche Blutsbande waren es nicht, die Maria und Johannes verbanden. Was in aller Welt ging den jungen Fischer vom Galiläischen Meer die leidgeprüfte Witwe an! Und was hatte diese Frau mit dem jungen Menschen zu tun! Und doch – nun gehören sie zusammen in einer neuen und wunderbaren Gemeinschaft.

So stiftete Jesus die neue „Gemeinschaft unter dem Kreuz". Es gibt mancherlei Bande unter den Menschen: Verbundenheit der Blutsverwandtschaft, Volksgemeinschaft, Interessengemeinschaft, Gemeinschaft in der Sünde und Verbundenheit in frohem gemeinsamen Erleben. Ganz anders aber ist diese Gemeinschaft, die, von Jesus selbst gestiftet, unter Seinem Kreuz entsteht. „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Mann noch Weib …", sagt der Apostel Paulus.

Nicht, als wenn hier eine öde Gleichmacherei wäre. Alle Unterschiede bleiben bestehen. Maria wird eine „Mutter" in dieser neuen Gemeinschaft. Und Johannes, der junge Mann, ein „Sohn". Und doch sind alle Unterschiede zusammengefaßt in der höheren Einheit: in Christus.

„Er das Haupt – wir seine Glieder / Er das Licht – und wir der Schein." Diese neue Gemeinschaft, die Gemeinde, ist es, der Jesus die Verheißung gab: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." Amen.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Weib, siehe, das ist dein Sohn! Siehe, das ist deine Mutter!

Bei und in der Familie soll die Verneuerung des Volkes anheben. Die Familie hat der sterbende Herr gesegnet, da er den Jünger in Sohnesrecht einsetzte und die vereinsamte Maria dem Jünger befahl. Nur wo über die höchsten Fragen Einstimmigkeit herrscht, wird wahrhaftig ein Christenhaus gebaut. In Christo finden, an ihm scheiden sich die Geister. Mütter, euer edelstes Vorrecht ist es, Jüngers Jesu heranzubilden und aufzunehmen. Männer, schämt euch der Kindererinnerungen nicht, die als Kraft sich erweisen, selig zu machen! Die bedeutsamsten Frauenfragen werden in Christo gelöst, ohne ihn wird auch die einfachste zum quälendsten Rätsel. Männer, in euren Schutz wird die Hilflosigkeit befohlen, an euch darf die Ratlosigkeit sich lehnen. Hilfe und Rat bietet aber nur der wirksam an, dem beides von Jesu kommt.