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Predigten zu Johannes 1,11

"Er kam in das Seinige, und die Seinigen nahmen ihn nicht an;"

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Die verschlossenen Türen

"Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf."

Es ist schmerzlich für das Herz einer Mutter, wenn das eigene Kind ihr die Tür verschließt. Sie kann es dem Heiland nachfühlen, wie es ihm zumute war, als Israel, sein Eigentumsvolk, ihm den Einlass verweigerte. Es hat ihm Tränen ausgepresst, dass sie sein wiederholtes Liebeswerben zurückstiessen (Lk. 19, 41). - Es ist bezeichnend, dass für den Herrn Jesus schon gleich bei der Geburt kein Raum in der Herberge war. Es geht ihm noch heute so. Er klopft an mancher Herzenstür an, aber man beachtet ihn nicht. Wie lange muss er oft warten, bis sich ihm nur ein Spältchen öffnet! - Wie kam es doch, dass die Juden ihn nicht aufnahmen? Der Hauptgrund war ihre Selbstgerechtigkeit. Er kam als der Retter von Sünden; einen solchen brauchten sie nicht, wollten sie nicht. Sie erwarteten einen Messiaskönig, der ihr Volk an die Spitze der Völker stellen sollte. Selbstgerechtigkeit ist auch heute noch der Grund, warum Jesus für so viele ein unwillkommener Gast ist. Außerdem haben sich im Menschenherzen so manche Gäste eingenistet und sich daselbst Heimatrecht erworben, mit denen der Herr Jesus nimmermehr zusammenleben kann:

Gewinnsucht, Ehrsucht, Genusssucht. Der Mensch soll ihnen entschieden absagen, aber er will ihnen nicht kündigen. Er hegt und pflegt sie vielmehr, und so muss Jesus draußen bleiben. Vielleicht macht man vor ihm Verbeugungen, weiss allerlei Herrliches von ihm zu sagen, zollt ihm Anerkennung, aber man lässt ihn nicht herein. - Und doch sind die Herzen der Menschen sein rechtmässiges Eigentum. Gott hat ihm Macht gegeben über alles Fleisch. Er hat einen rechtmässigen Anspruch auf alle Menschen, weil er sich für alle geopfert hat. Er hat auch dich erkauft, und nun ist es deine Pflicht und Schuldigkeit, dass du das Eigentumsrecht Jesu anerkennst und ihm dein Herz einräumst. - Gewiss muss zu diesem Zweck erst ausgeräumt werden. Davor schrecken viele zurück. Es hat sich in langen Jahren viel Unrat aufgehäuft. Man steht vor einer schweren Aufgabe, die unlösbar erscheint. Aber fang nur einmal an! Schon bei irdischen Geschäften wächst der Mut, sobald man kräftig die Hand ans Werk legt. Wenn du mit dem alten Sündenunrat aufzuräumen beginnst, hast du den Herrn an deiner Seite. Er muss, er kann gar nicht anders als eine Seele in Besitz nehmen, die den Sündenwust ausfegt. - Brich mit den fremden Gästen, die lange Jahre in deinem Herzen gehaust und sich als die rechtmässigen Herren gebärdet haben! Bedenke, dass sie kein Recht haben, in deinem Herzen zu wohnen und zu herrschen! Jesus allein hat ein Recht auf dich. Wage es, mit denen zu brechen, die deine Seele so jammervoll knechten und übel zurichten! Sie können sich nicht halten, sie müssen weichen, sobald du Jesus im Glauben als deinen rechtmässigen Herrn anerkennst.


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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Die Wurzel aller Theologie und Wahrheit

»Er kam« – diese zwei einfachen Worte sind die Wurzel aller Theologie, aller Wahrheit! Bevor Christus Mensch wurde, hat es nur die ewige Vergangenheit gegeben. Seit der Schöpfung erhalten wir zwar einige Hinweise, wie »das Wort war Gott«, »Er war das Licht«, »alles wurde durch Ihn erschaffen« und »in Ihm war Leben«. Jetzt wird uns gesagt: »Er kam!« Uns macht das Wunder dieser schlichten Worte betroffen. Alles Mitleid, das Gott zu empfinden vermochte, alle Gnade, die Er erzeigen konnte, alle versöhnende Liebe und Barmherzigkeit, die in Seinem göttlichen Herzen waren – all das ist in der Tatsache enthalten, dass Jesus kam! Weiter: Alles Sehnen und alle Erwartungen und Ewigkeitshoffnungen, die in der Brust des Menschen liegen, fanden in diesen zwei Worten ihre Erfüllung: »Er kam!« Diese Botschaft hat mehr Substanz als alle Philosophie. Einerlei, ob es manchem überzogen erscheinen mag: Ich behaupte, gute Gründe zu haben, darauf bestehen zu können, dass die Bedeutung dieser Worte alle menschliche Gelehrsamkeit in den Schatten stellt, wenn diese in ihrem richtigen, hohen geistlichen Kontext betrachtet werden. Weil Er das wahre Licht ist, »das, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet«, ist die lange Nacht der Finsternis für die Menschen verschwunden. So singen wir mit Gerhard Tersteegen:

Sehet dies Wunder, wie tief sich der Höchste hier beuget; Sehet die Liebe, die endlich als Liebe sich zeiget! Gott wird ein Kind, träget und hebet die Sünd, Alles anbetet und schweiget.