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Predigten zu Johannes 1,4

"In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen."

Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"In Ihm (dem Worte) war das Leben."

Was die Bedeutung dieses Wortes betrifft, so ist gewiss das wahr, was scharfsinnige Ausleger bemerkt haben, dass nämlich "das Leben" hier in seiner weitesten Bedeutung genommen werden muss, indem es all dasjenige Leben bezeichnet, das von dem erschaffenden Wort ausgegangen ist, zumal im Grundtext nicht "das Leben", sondern "Leben" steht. Als Gott durch das Wort alles schuf, was auf Erden Leben heißt, ging dieses Leben vom Worte aus. Wenn wir aber die geistliche Absicht des Evangelisten in seinen Schriften sowie seine Redeweise an anderen Stellen bedenken, so z. B. in seinem ersten Brief Kap. 5: "Das Leben ist in dem Sohn Gottes", "Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben, wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht", so hat er ohne Zweifel hauptsächlich an das geistliche und ewige Leben der Menschen gedacht, gleichwie er hier auch besonders "das Licht der Menschen" erwähnt, wobei er also in erster Linie an die Errettung des Menschengeschlechts denkt, welche ja der Hauptzweck der Menschwerdung Jesu war.

Für den Apostel Johannes, den man mit dem Sonnenadler darstellt, ist es bezeichnend, dass sein Blick tief und scharf ist, und dass er in schlichte, geringe Worte sehr hohe, sinnreiche Gedanken hineinlegt. Hier ist sein Blick ohne Zweifel darauf gerichtet, dass das ganze Menschengeschlecht nach dem ersten Urteil Gottes: "Welches Tages du davon issest, wirst du des Todes sterben", durch den Sündenfall alles Leben, das aus Gott war, verloren hat, und dass dieses Leben jetzt nur im Sohn gefunden wird, dem es nach Seinen eigenen Worten gegeben ist, Leben in sich zu haben und lebendig zu machen, wen Er will. Johannes hat hier angedeutet: Alles, was je ein Mensch zu seiner Errettung tun kann, ist tot und verbleibt tot. Er vermag mit noch so hohen Anstrengungen ebensowenig den Willen Gottes zu tun und sich das Leben zu erkämpfen, wie eine Leiche sich lebendig machen kann. Gleichwie es in der ganzen Schöpfung weder einen Grashalm noch einen Wurm gibt, der nicht durch das erschaffende Wort sein Leben erhalten hat, so hat kein Mensch auch nur die geringste Fähigkeit, aus sich selbst in Gott zu leben und das ewige Leben zu erwerben, sondern alles, was wir tun, lässt uns im Tode, bis wir, an allem eigenen Tun verzweifelnd, die Stimme des Sohnes Gottes hören und dadurch lebendig werden.

Der Herr selbst bezeugt: "Wahrlich, Ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden; und die sie hören werden, die werden leben." An einer anderen Stelle redet Jesus auch so stark von diesem geistlichen Tode, dass Er einige geistlich tote Menschen ganz einfach mit einer Leiche verglich, die begraben werden sollte, als Er z. B. zu dem Manne, der seinen Vater begraben wollte, sagte: "Lass die Toten ihre Toten begraben." Damit hat der Herr stark genug ausgesprochen, dass das Leben nur im Sohn Gottes ist, und dass nur derjenige, der den Sohn Gottes hat, auch das Leben hat. Aber "den Sohn haben" heißt nicht nur zu Ihm beten oder daran arbeiten, Ihm zu dienen, sondern es setzt voraus, von Gott geboren, ein neuer, lebendiger Mensch geworden zu sein, der mit dem Apostel Paulus bekennen kann: "Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben." An einer anderen Stelle sagt Paulus: "Wenn ein Gesetz gegeben wäre, das da könnte lebendig machen, so käme die Gerechtigkeit wahrhaftig aus dem Gesetz!" Aber in seinen Briefen hat er ausdrücklich gezeigt, dass kein Gesetz gegeben ist, welches lebendig und gerecht machen kann.

Es ist eine wichtige Lehre: Alle unsere Taten nach dem heiligen Gesetz Gottes und alle Wirkungen des Gesetzes am Menschen geben kein Leben. Denn das Gesetz kann nur das hervorrufen, was im Menschen ist, und da ist kein Leben vorhanden. Nur derselbe, der am Anfang das Leben erschuf, kann Leben geben, wenn Er der Seele Leben und Frieden wird. So ist der Sinn dieses Textes, dass nur Er allein das Leben ist. In dieser Weise hat auch Luther unseren Text verstanden, wenn er sagt: "Durch diesen einzigen Spruch sind nun alles menschliche Vermögen und alle menschlichen Werke niedergeschlagen. Wie willst du jetzt den freien Willen und das eigene Verdienst erheben? Tue alles, was du vermagst, tue die Werke aller Heiligen und Engel, so ist doch alles tot; denn hier steht klar und unzweideutig: Was nicht im Worte ist, ist lauter Tod."

O, dass doch alle Mühseligen und Beladenen bedenken und glauben wollten, dass sie trotz allem, was sie jemals mit höchster Anstrengung zur Bekehrung und Heiligung ihrer Seele tun könnten, doch immer geistlich tot und verloren bleiben, solange sie nicht an all ihrem eigenen Tun verzweifeln und zum Sohn kommen, der allein Leben hat und Leben gibt; dass also alle unsere Arbeit vergeblich ist. Soll geistliches und ewiges Leben gewonnen werden, dann muss es durch dasselbe allmächtige Schöpferwort geschehen, das am Anfang sprach: "Es werde!" Gleichwie alle Menschenkunst auf Erden, wie meisterhaft sie sonst auch der äußeren Form nach einen erschaffenen Gegenstand nachbilden kann, nichts Lebendiges, kein Leben schaffen kann - alles, was Leben heißt, kann nur Gott geben -, so ist auch alle Anstrengung vergeblich, geistliches Leben zu erhalten. Nur in Ihm, der das Wort heißt und der am Anfang alles Leben schuf, nur in Ihm ist noch immer das geistliche und ewige Leben. Das wollte Johannes mit dem Worte sagen: "In Ihm war das Leben."

Ich lag in schweren Banden, Hebst mich zu hohen Ehren Du kommst und machst mich los; Und schenkst mir großes Gut, Ich stand in Spott und Schanden, Das sich nicht lässt verzehren, Du kommst und machst mich groß, Wie ird'scher Reichtum tut.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Es ist ein furchtbarer Widerspruch im Menschenherzen; man ist so neugierig, dies oder jenes zu wissen, wenn es unsern Eigennutz angeht oder einen zeitlichen Vorteil oder eine zeitliche Ehre betrifft; da ist uns keine Zeit zu teuer, kein Tritt zu sauer, keine Verleugnung zu schwer, keine Reise zu weit; man will eben wissen, wie es steht. Es hat ein Mensch, der in Ansehen, in hohen Würden steht, ein günstiges Wort über dich ausgesprochen, wie ist dir doch daran gelegen, zu erfahren, was er von dir denkt! Ja und gesetzt, du stellst dich auch, als ob es dir ganz gleichgültig wäre, gestehe nur, es ist dir nicht so gleichgültig; es regt dich an, es erweckt und spannt deine Neugierde aufs Äußerste; deine Eigenliebe ist im Spiel oder dein Eigennutz; du bist voll Begierde, den rechten Grund der Sache zu erfahren, und wenn du nicht in der Schule und Bearbeitung des Geistes Gottes stehst, so wird dir so etwas ganz wichtig und interessant bleiben. Oder ist es nicht bei manchen das unaufhörliche Haschen nach Neuigkeiten dieser oder jener Art, bisweilen von bloß elenden Stadt- und Dorfneuigkeiten und Klatschereien, was ihre ganze Seele beschäftigt, auf was sie achten, als ob ihr ganzes Heil davon abhänge? Auf alle möglichen Dinge achtet der Mensch, so geringfügig und so unscheinbar sie auch sein mögen; Die Welt will alles wissen, und forschet ohne Ruh, und drückt doch so geflissen das Aug vor Jesu zu. Bald nach diesem, bald nach jenem blickt das neugierige Schalkauge, nach dem, was zeitlich, was vergänglich, was nichtig ist. Nur die einzig wichtige Frage, die wichtigste unter allen, ob man bei Gott in Gnaden stehe, die Frage, welche für das ganze Leben, für Zeit und Ewigkeit entscheidend ist, läßt man meistens außer acht; darum bekümmern sich gar wenige und gehen mit einem toten Wahn und traumartigen Gedanken von der Barmherzigkeit Gottes, deren sie sich blindlings getrösten, dahin, in Gedanken, die sie sich selbst gemacht und wodurch sie sich in den Schlaf der Eigenliebe gewiegt haben. Wie verkehrt ist doch der Mensch, wie blind geht er seinem Verderben entgegen, wie unbekümmert und sorglos verträumt er seine Gnadenzeit!

Herr Gott! So oft ich dies in meinem Geist bedenke, so dringt mir Furcht und Angst durch Adern und Gelenke; so preis ich deine Treu, die mich noch heut erhält; doch fleh ich desto mehr für mich und alle Welt: Senk deine wahre Büß in aller Menschen Herzen; laß niemand mit der Büß und wahrem Glauben scherzen! Murwillen schaffe weg, Trägheit, Vermessenheit, Verstokkung, Heuchelei, Bosheit, Unheiligkeit!