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Predigten zu Johannes 21,17

"Er spricht zum dritten Male zu ihm: Simon, Sohn Jonas', hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, dass er zum dritten Male zu ihm sagte: Hast du mich lieb? und sprach zu ihm: Herr, du weißt alles; du erkennst, dass ich dich lieb habe. Jesus spricht zu ihm: Weide meine Schafe."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Simon Jona, hast du mich lieb?"

Petrus war ein fleißiger Jünger. Wie spontan rief er, als er auf dem galiläischen Meer war: "Herr, bist du es, so heiße mich zu dir auf das Wasser kommen!" Welcher Mut! Welcher Glaube! Welch ein Eifer! Auch bei der Begebenheit, die dieser Frage des Herrn vorausgeht, kann Petrus in seinem Eifer nicht warten, bis das Boot ans Ufer stösst, sondern umgürtet sich und wirft sich ins Meer, um zu dem Meister zu kommen, den er liebt. Und doch stellt der Herr, der diesen Eifer sieht, die herausfordernde Frage: "Hast du mich lieb?"

Ja, junger Mann, du nimmst es mit deiner Sonntagschule ernst, du hast die Bekehrung der Kinder gesucht, spornst andere an und gibst jeder Bewegung, an der du teilnimmst, mehr Leben. Dennoch ist es nötig zu fragen, ob du in Wirklichkeit den Herrn liebst oder nicht. Vielleicht, mein lieber Bruder, stehst du an den Strassenecken den Menschen gegenüber, und es ist dir eine Freude, von deinem Herrn zu reden, ob die Menschen darüber spotten oder nicht; und doch, bist du überzeugt, dass du den Herrn Jesus liebst? Meine Schwester, du besuchst die Armen und sorgst für die Schwachen, du strengst dich an, der Jugend Gutes zu tun und bist in allen Dingen, die des Herrn Sache betreffen, voll Wärme. Wir freuen uns über dich und hoffen, dass dein Eifer nicht abkühlt. Dennoch muss ich dir die Frage vorlegen: "Hast du den Herrn Jesus lieb?" Es gibt einen Eifer, der sich von der Rücksicht auf die Meinungen anderer nährt und durch den Wunsch erhalten wird, für ernst und nützlich angesehen zu werden. Es gibt einen Eifer, der mehr von der Wärme der Natur als von dem heiligen Feuer der Gnade herrührt. Dieser Eifer hat viele fähig gemacht, große Dinge zu tun. Und doch, wenn sie alles getan haben, sind sie nur ein tönendes Erz und eine schallende Zimbel gewesen, weil sie den Herrn nicht liebten.


Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Simon Jona, hast du mich lieb? . . .Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe."

Unser Herr fragt Petrus, ob er ihn lieb habe. Er fragt nicht nach seiner Liebe zum Reich oder Volk Gottes, sondern zu ihm selbst. Er nennt Petrus bei seinem alten Namen - "Simon Jonas" -, um ihn daran zu erinnern, was die Gnade für ihn getan hat. Danach fragt unser liebevoller Heiland in schlichten, deutlichen Worten nach seiner Liebe zu ihm. Das war kein "auf-den-Busch-Klopfen", er kam sogleich zur Sache; denn hierbei kann weder Zweideutigkeit noch Zweifel geduldet werden. Wie der Arzt den Puls seines Patienten fühlt, um sein Herz zu beurteilen, so prüft Jesus den Puls der Seele des Petrus. Er fragt nicht: "Simon, Sohn Jonas, bereust du deine Torheit?" Reue ist eine wertvolle Gnadengabe und sehr wichtig. Aber es war weiser, nach der Liebe des Petrus zu forschen, weil ein Jünger, der seinen Meister liebt, tief bekümmert sein wird, wenn er ihn verleugnet hat. Der Herr fragt Petrus auch nicht nach seinem Glauben, den man wohl in Frage hätte stellen können; denn er hatte geschworen: "Ich kenne diesen Menschen nicht!" Es wäre eine wichtige Frage gewesen, aber sie wurde beantwortet, als Petrus seine Liebe bekannte. Denn wer liebt, der glaubt. Und niemand kann einen Heiland lieben, an den er nicht glaubt. Der Herr fasst alle anderen Punkte in dieser einen Frage zusammen: "Hast du mich lieb?"

Dreimal stellt der Herr diese Frage, und wir erkennen daran ihre Wichtigkeit. Wenn ihr euch selbst prüft, dann untersucht besonders eure Liebe zum Herrn. Die Liebe zu dem Herrn Jesus ist der Lebensnerv, nach dem ihr vor allem zu sehen habt.

Achtet nun aber auch darauf, wie bescheiden Petrus antwortete. Er brachte keine Gefühle zum Ausdruck und suchte auch nicht irgendwelche Beweise. Er sprach gleichsam: "Herr, ich berufe mich auf deine Allwissenheit. Du kannst ja in mein Herz sehen, und darum brauche ich dir eigentlich gar nichts zu sagen. Du weißt, dass ich dich lieb habe."

Könnten wir dem Herrn dieselbe Antwort geben, wenn er uns heute nach unserer Liebe zu ihm fragen würde?


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Herr, Du weißt alle Dinge, Du weißt, dass ich Dich liebhabe."

Möchte ein jeder so aufrichtig gegen sich sein und sich vor dem Angesichte Jesu prüfen, ob er dasselbe wie Petrus bekennen kann. Auch dich, der du dieses liest, fragt der Herr: "Hast du Mich lieb?" Antworte vor dem Herrn, wie es wirklich ist, und nimm dir nicht vor zu versuchen, dein Herz zu bewegen, Jesus zu lieben; denn diese Liebe kann nicht genommen, sie muss geboren werden. - Hast du solche Erfahrungen mit Christus gemacht, dass Er deine höchste Freude, dein höchster Trost und Schatz geworden ist, so dass du nicht unterlassen kannst, Ihn zu lieben, nach Ihm zu hungern und zu dürsten?

Auf diese Frage werden sehr verschiedene Antworten gegeben. Wir reden nicht von den bezauberten, selbstzufriedenen Heiligen, die diese Frage nie auf sich deuten, sondern nur an andere denken. Wir wollen stattdessen von den verschiedenen Antworten von seiten ernster, gläubiger Christen reden. Viele können mit lieblichem Gefühl sofort mit Petrus antworten: "Ja, Herr, Du weißt, dass ich Dich liebhabe." Andere wiederum antworten: "Herr, Du weißt, dass ich Dich nicht liebhabe; Du kennst die Kälte, die Härte und Gleichgültigkeit meines Herzens. Ach, es ist schrecklich!" Lasst uns mit diesen letzteren reden.

Was soll ein Christ tun, der nichts anderes als seine große Kälte fühlt? Was soll er tun, wenn er Jesus wirklich nicht liebt, sondern wenn er lau oder aber unter aller seiner Gesetzesarbeit ganz kalt gegen den Heiland ist, dann aber mit Schrecken über dieses Verhältnis erwacht? Gepriesen sei die ewige Liebe, dass der Heiland selbst diese Frage beantwortet hat! Sonst wären wir nie recht gewiss in unserem Sinn geworden. Der Herr Christus hat zu zwei verschiedenen Malen gerade von solchen geredet, um die es sich hier handelt. Von dem einen sagt Er, dass er "die erste Liebe verlassen habe", und von dem anderen heißt es, dass er "weder kalt noch warm", sondern lau sei. Gott sei ewiglich gepriesen, dass wir erfahren dürfen, was Er zu solchen sagt! Seine eigenen Worte stehen Offb. 2, 1-5 und 3, 14-22 vor aller Augen. Er redet da eigentlich zu solchen, die über sich selbst nicht bekümmert waren, sondern die im Gegenteil sagten: "Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts." Darum redet Er sie mit ernstlichen Drohungen an, wie z. B., dass Er den Leuchter in Ephesus von seiner Stätte "wegstossen" und dass Er die Lauen in Laodicea aus Seinem Mund "ausspeien" wolle, während wir in der ganzen Bibel nicht ein einziges Beispiel dafür finden, dass Er jemanden mit Drohungen und Strenge angeredet hat, der sich selbst richtete und strafte und der einer Verzweiflung nahe gewesen ist. Aber beachte jetzt das Herrliche, das uns veranlassen kann, vor Freude zu rufen oder zu weinen, wenn wir dies recht zu bedenken Gnade erhalten. Mitten in die erschreckliche Rede an die Lauen in Laodicea, denen Er droht, sie "aus Seinem Mund auszuspeien", mitten in diese strenge Anrede legt der Herr das unaussprechlich liebliche Wort hinein: "Welche Ich liebhabe, die strafe und züchtige Ich. So sei nun fleißig und tue Buße!" O, mein Herr und Gott! War dies Deine Meinung bei der furchtbaren Anrede? Rührte sie daher, dass Du den "lauen", unwürdigen Jünger liebtest? O, dann kann man ja recht anfangen, Dich zu lieben, wenn Du auch mit der erschreckendsten Anrede ein solches Herz und eine solche Absicht hast. Dann weiss ich, was es bedeutet, wenn Du auch heute unsere Herzen erschreckst: Du liebst uns - und "welche Ich liebhabe, die züchtige Ich". Du willst ja nur unsere Errettung, nicht unseren Tod oder dass wir verzweifeln und vor Dir fliehen sollen.

Soll ich Liebe zum Herrn Jesus erhalten, dann muss ich Ihn in einer solchen Weise kennenlernen, dass ich von Ihm eingenommen werde. Wir wissen: Unser Herz ist so beschaffen, dass es oft ebenso schwer wird, von einer Liebe frei zu werden, die man missbilligt, wie es schwer ist, eine solche Liebe zu erhalten, die man sich wünscht. Die Liebe zu Jesus brauchst du nie zu missbilligen; sie bleibt leider stets zu schwach. Wir führen dies auch nur an, damit du einmal bedenken möchtest, wie es zugeht, Liebe zu erhalten - dass es nämlich nur dann geschieht, wenn etwas mein Herz einnimmt. Liebe zu Jesus zu erhalten, geschieht nie durch Arbeit an dem Herzen, sondern nur durch solche Erfahrungen Seiner Liebe, dass man dadurch von Ihm eingenommen wird. "Wem viel vergeben wird, der liebt viel." Das verstand jener alte Lehrer, den ein fast zur Verzweiflung betrübter Mann besuchte, der gerade diese Besorgnis hatte, dass er Jesus nicht liebte. Er sagte, er könne auf die Frage Jesu: "Hast du Mich lieb?" nichts anderes antworten als: "Du weißt, dass ich Dich nicht liebhabe." Der alte Seelsorger antwortete: "Dann weiss ich keinen besseren Rat als den, dass du die Frage zurück an den Heiland richtest und Ihn fragst: "Hast Du mich lieb?" Denn es ist doch nicht deine Liebe zu Ihm, sondern Seine Liebe zu dir, die hier helfen kann. Johannes sagt: "Darin steht die Liebe: Nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass Er uns geliebt hat und Seinen Sohn gesandt hat zur Versöhnung für unsere Sünden." Und als der Lehrer eine Weile in diesem Ton geredet hatte, brach der niedergeschlagene Mann in Tränen aus und sprach: "Jetzt kann auch ich sagen: "Herr, Du weißt, dass ich Dich liebhabe."

O Wonne, welche Seligkeit! So wie ich bin, Herr, liebst Du mich! Ich sage drum mit Freudigkeit: Du weißt es, Herr, ich liebe Dich.


Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Wer von uns mag denn etwa auch so sagen: „HErr Du weißest, daß ich Dich lieb habe?“ Wir wagen's nicht; denn das Gefühl, wir hätten Ihn nicht lieb, will uns den Mund zu solcher Rede schließen. Wir sind aber doch, - um heute glimpflich zu reden - oft zu hart gegen uns selber, und zu unnachsichtig. Wir taxriren unsre innere Liebe zum Heiland gerne niedrig nach den allerdings unrechten Dingen, die bei uns noch vorliegen, - aber ach, wie oft wider unsern eigenen Willen! Es geht viel vor mit uns, in uns, um uns, durch uns, -wir wollen's nicht so, und die in uns glimmende Liebe zum HErrn wünscht es anders. Haben wir deswegen den HErrn nicht lieb ? Wir dürfen es doch wohl merken, daß wir trotz aller Fehler und natürlichen Unarten den Heiland lieb haben, - wenn's wahr ist nämlich. Petrus, der obiges Wort spricht, steht auch mit böse Gewissen da. Denn dreimal hatte er den HErrn verleugnet; -und doch beruft er sich auf das Wissen des HErrn, daß er Ihn lieb habe. Wir müssen daher nicht zu sehr an uns verzagen, wenn wir auch viel Torheit an uns erblicken, - wenn's nur nicht Bosheit ist, - sofern wir einen Liebeszug zu unserm Heiland doch in uns entdecken. Der HErr weiß den; und der HErr wirft auch den Petrus nicht weg. Er erscheint diesem als Auferstandener, obwohl Petrus hätte denken konnen: „Ja, was wird denn der HErr zu mir kommen, der ichs Ihm so gemacht habe? Zu mir wird Er zuletzt kommen“. So hätte Petrus denken können; und doch war er der Erste der Jünger, der den HErrn gesehen hat. Der HErr ist ihm besonders erschienen, gleich in den ersten Morgenstunden.

Da sehen wir's, wie wir auf den Heiland bauen dürfen, wenn nur unser Herz richtig steht. Er sieht auch das Seufzen und Sehnen unsres Herzens und bekennt sich freundlich zu uns. Er kann sich uns nicht entziehen, sondern hat Geduld mit uns und ist langmütig. Nun, so wollen wir's denn glauben, und auch das wichtig nehmen, daß Er alle Dinge weiß, und ich weiß, daß wir Ihn wollen, und nichts als Ihn, Ihn also lieb haben.

Mel. Wie schön leucht't. O JEsu, JEsu, Gottes Sohn, Heiland auf dem Himmelsthron, Du meine Freud' und Wonne! Du weißest, daß ich rede wahr. - Vor Dir ist alles sonnenklar, Ja klarer als die Sonne, - Herzlich Such' ich Dir vor Allen Zu gefallen, Nichts auf Erden Kann und soll mir lieber werden.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Er, der alle Dinge weiß, fragt und wiederholt seine Frage, damit Petrus sich bewusst werde, wie es mit ihm steht, ob er Jesus lieb hat. Den Schmerz, den ihm die Wiederholung der Frage bereitet, hat Jesus nicht gescheut. Sei du nur betrübt, Petrus, dass man dich so fragen muss; Grund zu dieser Frage hast du reichlich gegeben. Petrus deutete sich den Sinn dieser Fragen richtig, als er sagte: Du weißt alle Dinge. Jesus fragt ihn deshalb, weil er weiß, dass er ihn lieb hat. Darum darf ihm Petrus seine Liebe bekennen, und darum antwortet Jesus seinem Bekenntnis damit, dass er ihm seine Lämmer übergibt. „Du weißt alle Dinge“, das vertreibt aus unserem Verkehr mit Jesus jeden Schein und alle Verstellung. Im Verkehr mit den Menschen mag es manchmal vernünftig scheinen, uns in Schein zu verkleiden. Sie verstehen oft falsch, verdrehen, was sie hören, und missbrauchen, was sie wissen. Vor boshaften Augen eine Maske zu tragen, mag ratsam sein, und es ist auch leicht, sie zu täuschen. Auch wenn wir in der Selbstbeurteilung die Wahrheit fürchten und uns selbst belügen, handeln wir noch einigermaßen mit Verstand, weil wir nicht ohne Grund den Anblick unseres Bildes vermeiden. Aber von dem, der alle Dinge weiß, wird jede Unwahrhaftigkeit zur hellen Unvernunft. Vor ihm sind wir an den Ort gestellt, wo wir nichts scheinen, sondern einzig das sind, was wir sind. Dafür sei Gottes herrliche Gnade gepriesen. Es ist ja eine uns erdrückende Last, wenn wir unsere Hilfe darin suchen müssen, dass wir scheinen, was wir nicht sind, und es ist Gottes seligmachendes Geschenk, dass wir vor ihm ohne diese Last als die stehen, die gekannt sind ganz und gar. Nun darf Petrus sagen: Ich liebe dich. Wer kann sich selber trauen? Wer urteilt richtig über sich? Weiß ich, ob mein Glaube Glaube und meine Liebe Liebe ist und nicht nur fromm gefärbte Eigensucht? Weil aber Petrus vor dem steht, der alle Dinge weiß, dessen flammender Blick jeden Selbstbetrug zerstört, wird er inne, wie es mit seiner Liebe steht, und weil er sie ihm jetzt zu bekennen vermag, übergibt der Herr die Seinen seiner Hut.

Du weißt alle Dinge und nimmst dennoch mein Bekenntnis an und erhältst mich dennoch in Deiner Gemeinschaft. Darum darf ich bitten: bin ich krumm, mache mich gerade; täusche ich mich, so mache mich wahr; ist meine Liebe krank, so heile sie. Amen.