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Predigten zu Johannes 2,16

"und zu den Taubenverkäufern sprach er: Nehmet dies weg von hier, machet nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhause."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Vom Fest in Kana führt uns Johannes zum Fest in Jerusalem. Aber auch hier verband sich mit der festlichen Freude Peinliches. Denn das Volk braucht zum Fest den Markt. Je mehr Pilger kamen, desto mehr Händler kamen. Je größer die Zahl der Opfernden wurde, um so mehr Rinder, Schafe und Tauben waren nötig. Wollten viele Gott ihre Gaben bringen, so gab es für die Wechsler ein großes Geschäft, bis alle mit kursfähigem Geld versorgt waren. Das brachte in das Fest eine trübe Störung, freilich nicht in das Fest der Juden, die auch jetzt gern ein Geschäft machten und nicht daran dachten, dass der Tempel entweiht werde, wenn er ein Kaufhaus sei. Jesus aber kann nicht auf diese Weise feiern; denn er sieht das harte Elend und den schwarzen Schmutz, der sich auf uns legt, wenn wir unseren Gottesdienst in ein Geschäft verwandeln. Wie vieles ist auch in unserem Volk, weil sich das Geschäft damit verbindet, vergiftet und beschmutzt! Wirtshaus, Theater und Lichtspiel, Presse und Politik, alles verfällt der Herrschaft des Geldes, und wo dieses herrscht, stirbt die Scheu vor dem Übeltun. Um des Geldes willen tut der Mensch auch das Böse und macht aus dem, was nützen könnte, eine verderbende Macht. Trifft aber der Zorn Jesu gegen den heiligen Markt nur das, was im Volkstum geschieht? Sagt er nicht auch mir etwas, was mich im Innersten meiner Seele trifft? Als Jesus den Markt austrieb, verlangte er von denen, die in den Tempel gingen, dass sie Gott um Gottes willen dienen. Das hießen aber auch die Frommen unerhört. Das Geld hat für alle eine verlockende Macht und der Hunger nach dem Glück sitzt tief in uns. Drum sieh dich vor und hüte deinen Gottesdienst, damit du nicht mit ihm nebenbei auch noch Profit machst.

Dein Zorn, Herr, ist uns ebenso heilsam wie Deine Freundlichkeit. Du scheidest, was wir vermengen und, weil wir es vermengen, verderben. Die Kette, mit der das Geld und das Glück uns bindet, ist fest. Aber Du hast eine starke Hand; sie ist stärker als unsere Ketten. Im Feuer Deines Geistes schmelzen sie. Ich bitte Dich um Dein treues Warnen, wenn sich die Sucht meines Herzens verirrt. Amen.