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Predigten zu Johannes 4,46

"Er kam nun wiederum nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte. Und es war ein gewisser königlicher Beamter, dessen Sohn krank war, in Kapernaum."

Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Ich halte es schon für viel Gnade, daß er nur zum Heilande kam; und wahrscheinlich, wenn ihn die Not nicht getrieben, er hätte es nimmermehr getan. Er war einer, der da weiche Kleider hatte, ein vornehmer, geachteter Mann; denket euch nur einmal in seine Lage hinein; welche Gedanken mußten in ihm aufsteigen: Was werden die Leute denken? Was wird Herodes und der Hof sagen, wenn ich mich so weit erniedrige und zu dem Zimmermann von Nazareth gehe? Reimt sich das auch mit der feinen Bildung, die ich genossen habe, daß ich einen Menschen, der nicht einmal studiert hat, dem die Schriftgelehrten gar so feind sind, den sie als einen Ketzer verschreien, um seine Hilfe ansprechen und ihm sogar mehrere Stunden Weges nach Kana nachlaufe? - Ach, der Glaube an den Heiland findet noch jetzt mächtige Hindernisse im Stand und Amt und Titel so mancher Menschen! Man ist ein vornehmer Mann oder eine vornehme Frau; man hat Leute um sich, die einem schmeicheln; man steht, ohne gerade zu den Vornehmen zu gehören, in Achtung als klug, als witzig, als rechtschaffen und ehrlich, als reich, als gelehrt und was dergleichen mehr ist, da ergeht die äußere oder innere Aufforderung an das Herz: Du solltest dich doch recht gründlich dem Heiland ergeben! Ei, heißt es da im Herzen, was werden die Leute, was wird der oder jener, der dich um dieser oder einer andern Eigenschaft willen achtet, - was wird dein Vorgesetzter, was wird deine bisherige Gesellschaft sagen, wenn du den Heiland suchest und, wie man so sagt, auch fromm wirst? - Und dergleichen Menschenfurcht, dergleichen Vorurteile, die im Herzen Raum gewonnen haben, sind schon manchen zum Strick und Fall geworden. Den Königlichen trieb die Not, die herbe Not, und diese Not lehrte ihn über alle Vorurteile und Bedenklichkeiten hinüberblicken; aber doch haben vielleicht dergleichen Vorurteile und Bedenklichkeiten seinen Geist nicht zum rechten Glauben, - wohl zu einigem Glauben, aber nicht zum rechten, hindurchdringen lassen. O Gnade, daß mein Glaube dich recht herzhaft fassen könnt, so lang, bis meine Seele sich von meinem Leibe trennt.

Herr, deine Gnade mache mich in mir recht arm und klein, denn nur in dir allein kann ich erst groß und herrlich sein.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Wie macht es denn der Heiland, wie greift er es an, die Seelen zu bewegen, daß sie ihm zu Füßen fallen und keine andere Hilfe mehr begehren als die seinige? Dies können wir am besten am Königischen sehen. Sein Sohn wird krank. Was ist das erste, wenn ein Mensch krank wird, was tut man zuerst? Man wendet sich an den Arzt; man läßt eine Arznei bereiten; man nimmt den Kranken in sorgfältige Pflege; man hofft, man könne seine Gesundheit schon wieder erzwingen; man sieht die Arznei mit einer Art Respekt an; man denkt: In diesem Mixturglase steckt also die Kraft, die meinem Kranken wieder zu seiner Gesundheit helfen kann; man setzt seine Hoffnung auf die sorgfältige Verpflegung, auf den Arzt, auf die Arznei. So ist es vielleicht dem Königischen auch gegangen. Aber wie kam es?

Der Arzt weiß nichts mehr, die Arznei hilft nichts mehr; es wird trotz dem Arzt und der Arznei immer schlimmer mit dem Kranken; er wird todkrank; die Not wächst; die Verle- genheit des Vaters wächst; er sieht, sein Kind ist unrettbar verloren; sein Sohn muß sterben. In dieser Not hört er von Jesu, daß er sei nach Kana in Galiläa gekommen; es ist mehrere Stunden Wegs dorthin; aber er besinnt sich nicht lange; er macht nur, daß er fortkommt; zu Jesus muß er; der muß kommen, »ich will ihn so lange bitten, bis er kommt.« Was hat den Königischen zum Heiland getrieben? Antwort: Die Not, und daß er in dieser Not hörte, daß Jesus in der Nähe sei. So ist es auch im Geistlichen. Wenn ein Mensch wirklich durch den Herrn Jesum zur Besinnung gebracht worden ist, wenn es nicht bloß eine oberflächliche, aus der Vernunft oder aus dem Fleisch oder aus guter Meinung entsprungene Rührung war, sondern wirklich die Kraft des Sohnes Gottes in einem Menschenherzen gewirkt und eine Verlegenheit hervorgebracht hat: Sehet, so kann ein solcher Mensch allerdings auf manche Auswege fallen, um sich aus seiner Verlegenheit zu helfen; er kann auf eigene Frömmigkeit und Tugend, auf ein rechtschaffenes Leben, das er anfangen wolle, er kann auf Almosengeben und sonst auf allerlei Dinge verfallen, womit er sich will bei Gott wohl daran machen, ein Verdienst, eine Gerechtigkeit herauszwingen und seine Sünden bedecken. Aber dies alles hilft ihm dann doch nichts. Es ist kein Trost in diesen Dingen; die Unruhe dauert fort; die Verlegenheit nimmt zu; die Not wird immer größer; und zu solcher Zeit läßt ihn der Heiland auf irgendeinem Wege daran mahnen, daß es einen Heiland gebe: da entschließt er sich endlich, fällt auf seine Knie vor seinem Erbarmer und spricht: O hilf du mir, es kann mir sonst niemand helfen. - So wirkt Jesus das Wollen und ist der Anfänger des Glaubens.

Wie preis ich dich, mein Jesu, daß du mich aus Gnaden kräftiglich zu dir gezogen! Ach hätte doch mit mehrer Treue noch sich deinem sanften Joch mein Herz gebogen.