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Predigten zu Johannes 4,48

"Jesus sprach nun zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder sehet, so werdet ihr nicht glauben."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubet ihr nicht."

Wundersucht war ein Zeichen des krankhaften Zustandes der menschlichen Gemüter in den Tagen unsers Herrn und Heilandes; die Menschen verschmähten gesunde Speise und waren nur auf Wunder erpicht. Nach dem Evangelium, das sie doch so sehr nötig hatten, trugen sie kein Verlangen; sie verlangten dringend nach Wundern, welche der Herr Jesus nicht immer für gut fand zu verrichten. Viele Menschen in unsern Tagen müssen auch immer Zeichen und Wunder sehen, sonst wollen sie nicht glauben. Etliche haben in ihrem Herzen gesagt: "Ich muss einen tiefen Abscheu vor mir selber empfinden, sonst kann ich nicht an den Herrn Jesum glauben." Aber was tut's, ob ihr ein solches Gefühl nie erlebt, wie es auch schwerlich geschehen wird? Wollt ihr deshalb Gott zum Trotz in die Hölle fahren, weil Er euch anders behandelt als andre? Es hat einer bei sich selbst gedacht: "Ja, wenn ich einen Traum hätte, oder wenn ich plötzlich einen unerwarteten und außerordentlichen Antrieb in mir fühlte, dann wollte ich glauben." So, wähnt ihr unwürdigen Sterblichen, ließe sich mein Herr von euch befehlen? Ihr seid Bettler vor seiner Tür und fleht um Gnade, und ihr habt noch nötig, Vorschriften und Befehle zu erteilen, in welcher Weise Er euch solcher Gnade teilhaftig machen soll? Meinet ihr, Er werde euch hierin zu Willen sein? Mein Meister hat ein freigebiges Gemüt, aber Er hat einen erhabenen, königlichen Geist, Er duldet keine Vorschrift und tut unumschränkt, wie es Ihm wohlgefällt. Siehe, teure Seele, kommt so etwas auch bei dir vor, bist du auch erpicht auf Wunder und Zeichen? Ist denn nicht ein Wunder über alle Wunder: "Also hat Gott die Welt geliebt, dass Er seinen eingebornen Sohn gab, auf dass alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben?" Gewiss sind das köstliche Worte: "Wen dürstet, der komme, und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst;" und die feierliche Verheißung: "Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen," ist weit besser als alle Zeichen und Wunder! Einem wahrhaftigen Heiland sollte man doch glauben. Er ist die Wahrheit selber. Was verlangt ihr denn noch Beweise von der Untrüglichkeit des Wahrhaftigen, der nicht lügen kann?


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Doch, wozu dem geängsteten Vater eine so raue Antwort? Hat der Herr denn nicht gesagt: Wer zu mir kommt, den will ich nicht hinausstoßen? Und abermals: Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken? – Zeichen und Wunder sehen, ja das will Fleisch und Blut, und dann glauben. Gott ist dazu gut genug, um der äußeren Not abzuhelfen, Geld in den Beutel, Brot in den Schrank zu bringen, Kranken beizustehen und sie gesund zu machen, dem Menschen zu dienen mit gutem Rat und Hilfe zum fleischlichen und vergänglichen Vorteil. Ja, er soll mit dem Evangelio allen zu Dienst sein, um ihnen die Furcht vor der Strafe abzunehmen. – Wohlan, Gott lässt die Sonne am Himmel und noch so viele andere Sonnen scheinen über Gute und Böse. und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Mit denen aber, die er auserwählt hat zum Glauben, zum wahrhaftigen Glauben, geht er einen gar andern Weg. Sie sollen die Stöße und Püffe ertragen lernen, womit Gottes treue Hand sie in die tiefste Tiefe ihres Verderbens und ihrer Verlorenheit hinabstößt, auf dass ihr Glaube geläutert und bewährt werde. Dazu soll der Ofen des Elendes noch siebenmal heißer brennen. Bitten nun die Auserwählten Gott, er wolle ihnen die Not vom Halse nehmen, so legt er ihnen eine andere Not noch obendrein drauf, so dass es wohl hart hergeht. Der Herr gibt es aber den Seinen zu glauben, er sei doch größer und mächtiger als ihre Verlorenheit. In solchem Glauben spricht der Königische zu Jesu: Herr, komm hinab, denn mein Kind stirbt.


Lass sein Antlitz sich verstellen,
ist sein Herz doch treu gesinnt
und bezeugt in allen Fällen,
dass ich sein geliebtes Kind,
dem er beide Hände reicht,
wenn auch Grund und Boden weicht.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Der Glaube des Königischen war klein und schwach, beschränkte sich bloß darauf, daß er eben Hilfe für das Leben seines Sohnes begehrte. Aber der Heiland stieß diesen kleinen Glauben nicht zurück, sondern er suchte ihn zu stärken. Das ist das Wichtige, das ist das Große bei dieser Erzählung. - Mit beiden Händen sollten wir's fassen, daß der Heiland so gnädig war, daß er sich zu der Schwachheit des Mannes so tief herabließ, daß sein treues Herz noch jetzt so gerne sich zu unserer Schwachheit herabläßt und Mitleiden hat, daß er das zerstoßene Rohr nicht zerbricht und den glimmenden Docht nicht auslöscht, bis daß er das Gericht hinausführe zum Siege! - Zwar schien es, als ob der Herr den aufkeimenden Glauben des Königischen zertreten wollte mit dem Wort: »Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht!« Ei, wie demütigend, wie beschämend war dies für den vornehmen Mann! Da mußte er sich in die Klasse der übrigen ungläubigen Juden hineinwerfen lassen, - eine harte Schule für einen solch vornehmen Mann, eine harte Rede, wie es scheint! Sie war's aber nicht; sie floß aus dem tiefsten Erbarmen des Heilandes gegen den kleingläubigen Königischen. Gleich einem weisen Arzte suchte er dem schwachgläubigen Manne nicht nur seinen Schaden, sondern auch die Ursache desselben zu zeigen: Du hast noch geringe Gedanken von mir in deinem Herzen! - dies ist etwa der Sinn dieser Worte - aber die Ursache liegt in deiner bisherigen Denkweise. Hättest du und deinesgleichen indessen mehr auf Moses und die Propheten geachtet, daß ihr der Stimme Gottes, die dort spricht, euer Herz und Gewissen geöffnet hättet, statt daß ihr nur immer nach äußeren Zeichen und Wundern gehascht habt, so würde dein Glaube jetzt wohl stärker sein! Wahrscheinlich sah der Herzenskündiger wohl, daß dadurch der Glaube des Königischen nicht niedergeschlagen, sondern erhöhet werde; darum redete er in solcher Weise zu ihm, er wollte eben den Glaubensfunken, der in ihm lag, noch mehr anfachen, damit er tiefer ins Bitten hineinkäme. »Und sie nötigten ihn«, heißt es vom Heiland (Lk. 24,29), und so war es oft; man mußte ihn gewissermaßen nötigen, nicht weil er nicht helfen wollte, sondern weil er dadurch dem Glauben eine Probe auflegte. O Gottes Sohn, Herr Jesu Christ! Du meiner Seele Leben! Was meiner Seele nötig ist, kann ich mir selbst nicht geben. Drum hilf du mir von oben her, den rechten Glauben mir gewähr', und daß ich drin verharre!


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Es gibt mancherlei Vorurteile und falsche Begriffe, welche den Erweckten den Weg zur Gnade verschließen. Eine solche falsche Vorstellung, die häufig diesem Übelstande zugrunde liegt, ist die, daß man meint und sich beredet: Die Erfahrung müsse dem Glauben vorangehen, da doch der gewöhnliche Weg Gottes gerade umgekehrt ist. Gott sagt:

Zuerst glaube, dann wirst du erfahren! Der eigensinnige Mensch aber sagt: Nein! Ich will nicht glauben, bis ich vorher erfahren habe. So hat es Thomas gemacht, und so weit kann es überhaupt die Vernunft bringen; was ich einmal erfahren und gesehen habe, das will ich glauben: So liegt es in unserer Vernunft. Dieser für das Reich Gottes untaugliche Schluß, der ohnehin fest genug in allen Menschen sitzt, wird oft noch von außen her befestigt. Da kommt einer daher und erzählt, wie es ihm ergangen sei bei seiner Begnadigung; wie er vorher in große Finsternis, in eine Art Hölle hineingeführt worden sei; wie er beinahe verzweifelt sei; wie dann das Licht auf einmal bei dieser oder jener Gelegenheit in seinem Herzen aufgegangen sei. Er setzt nicht hinzu, wie er nach und nach mitten in seiner Finsternis zum Glauben, und durch den Glauben zum Anbruch des Tages in seinem Herzen vorbereitet worden ist; er kann dies vielleicht auch nicht auseinander wickeln und entziffern, weil, was in des Herzens Grund von Gott gewirkt wird, oft nicht in die äußere Wahrnehmung fällt; er sagt nur, wie aus der Finsternis das Licht ihm aufgegangen sei und wie er dann habe glauben können, was ihm vorher unmöglich gewesen sei. Neben diesem Erzähler sitzt eine redliche Seele, hört zu, erschrickt und denkt: So etwas hast du noch nie erfahren, und faßt den festen Entschluß bei sich selbst: Ehe du eine solche Buße und fühlbare Begnadigung erfährst, kannst und willst du nicht glauben, daß du Frieden mit Gott habest durch Jesum Christ. Aber dieser Schluß ist falsch. Es ist ja gewiß, daß manche auf jenem beschriebenen Wege und durch solche fühlbare und plötzliche Begnadigungen geführt werden; allein mußt du deshalb ebenso geführt werden? Blaset nicht der Wind wie und wo er will? Hat die Weisheit Gottes nicht die verschiedensten Wege, auf welchen sie ihre Kinder zur Herrlichkeit führen kann?

Wenn ich bei meinem Fehlen mich fast zu glauben scheu, mach mir in meiner Seelen die Glaubensgründe neu; des Geistes Gnadentriebe, des Sohnes Blut und Liebe, des Vaters ewge Treu.

Wenn ich auch oft nichts fühle von froher Zuversicht, entzieh nur bis zum Ziele mir deine Gnade nicht! Gib mir nur ein Verlangen, an dem doch fest zu hangen, was mir dein Wort verspricht.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Die heilende Macht Jesu zog zwar die Galiläer zu ihm, brachte sie aber doch nicht so zu ihm, dass sie mit ihm verbunden blieben. Dass sie bei Jesus Zeichen und Wunder sahen, das lockte sie herbei, nicht nur wegen der greifbaren Vorteile, die ihnen die Heilungen Jesu gewährten, sondern auch wegen der inneren Stärkung, die sie dadurch erlebten. Gottes Hilfe sichtbar empfangen, Gottes Gnade mit Händen greifen, Gottes Wort in seiner Allmacht augenscheinlich erleben, stärkt das nicht ihre Frömmigkeit? Wurde das nicht für sie zum Glaubensgrund? Ja, sagte Jesus, und darum hat er das Wunder nicht verweigert, wenn der Glaube es von ihm erbat. Aber ohne das Zeichen konnten sie nicht glauben und das war das, was sie von Jesus trennte. Denn es ist nicht sein Beruf, an die Stelle der Natur in beständig fortgehender Reihe Wunder neben Wunder zu setzen. Er holt den Menschen nicht aus seinen natürlichen Verhältnissen heraus und zerschneidet die von Natur auch unter ihrem Druck mit ihrer Arbeit und mit ihrem Sterben beladen sollen sie glauben lernen, und das können sie nur, wenn sie Jesus glauben, nicht dem Wunder, sondern ihm, der ihnen das Wunder tut, nicht seiner Gabe, sondern ihm, dem Geber der Hilfe, die sie tröstet, nicht dem Gewinn, der ihnen zufällt, sei er natürlich oder religiös, sondern ihm, der sie von sich selbst, von ihren Nöten und von ihrer Frömmigkeit wegzieht und zu sich beruft. Sie sollen an ihm den Vater erkennen. Wenn ihnen dies beschieden wäre, dann hätten sie jenen Glauben, der nicht an das Wunder gebunden ist, weil Gottes Gnade alles umfasst, Leben und Tod, diese und die kommende Welt. Jesus klagte aber: niemand kennt den Vater, und dies geschah trotz seiner machtvollen Taten; denn wir hängen, wenn wir das Wunder begehren, an uns selbst und machen das zu unserem Ziel, was aus unserem eigenen Leben wird. Darum hat uns Jesus nicht durch seine Wundermacht geholfen, sondern durch sein Kreuz.

Ob Du hilfst oder die Hilfe versagst, ob Du in der Allmacht Gottes handelst oder im leidenden Gehorsam zum Kreuze gehst, immer, o Jesus, erscheint an Dir Deine herrliche Barmherzigkeit, die uns wahrhaft und völlig hilft. Gib sie mir, die ganze Hilfe, die Du uns dadurch gewährst, dass Du uns zum Vater bringst. Amen.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Und Jesus sprach zu dem Königischen: wenn ihr nicht Zeichen und Wunder sehet, so glaubet ihr nicht.

Dieses Wort war wohl zunächst eine Prüfung des Glaubens des Königischen, der Heilung suchte für seinen todkranken Sohn. Der Herr spricht aber in demselben zugleich einen Tadel aus für das Volk überhaupt, bei dem ihm zu viel Zeichen- und Wundersucht entgegentrat. Ist nicht Zeichen- und Wundersucht auch ein Hindernis, das sich vielfach zwischen uns und die Fülle des Geistes gestellt hat? Die Ausgießung des heiligen Geistes an Pfingsten fand statt auf wunderbare Weise, begleitet mit außerordentlichen Zeichen. Das ist nun für viele ein Grund, zu glauben, dass, weil die Mitteilung des heiligen Geistes unter so besonderen Zeichen stattgefunden habe und diese Zeichen später nicht mehr erschienen seien, auch die Fülle des Geistes nicht mehr für uns da sei. Andere dagegen, die mit ihrem Geistesmangel unbefriedigt sind, und sich sehnen nach der Fülle des Geistes, warten zu sehr auf Außerordentliches, auf Zeichen und Wunder, welche die zu erwartende Geistesmitteilung begleiten sollen. Sehen sie dann das Außerordentliche nicht, so sehen sie auch nichts von dem heiligen Geist. Beide Anschauungen sind verkehrt und gefährlich. Dass die ganze christliche, d. h. gläubige Gemeinde von dem heiligen Geist erfüllt werden soll, ist keine Frage; dass aber die Mitteilung des heiligen Geistes immer mit wunderbaren Zeichen begleitet werden soll, steht nirgends geschrieben. Mit solch krankhaften Erwartungen halten wir uns und andere unnötig auf und verlieren die Verfassung, in der wir geschickt sind zum Empfang und immer reicheren Empfang des Geistes Gottes. Bei Warten auf Außerordentliches kommt so leicht Hochmut ins Spiel und die Einfalt kann nicht aufkommen. Hochmut und Mangel an Einfalt gehören zu den größten Hindernissen im Geistesleben. Werden wir erst recht demütig und einfältig und halten wir fest, dass der Herr bereit ist, uns mit seinem Geiste zu erfüllen.

Gib mir, o Herr, einen demütigen kindlichen Sinn, dessen höchstes Ziel Deine Verherrlichung sei, und stille Du auch mein Sehnen durch Deinen Geist. Amen