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Predigten zu Johannes 6,54

"Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage;"

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Nähre uns, baten die Galiläer. War es nicht ein unvergleichlich herrlicher Gottesdienst, als Jesus sie in der Wüste wie ein Hausvater seine Gäste nährte? Wenn er dies täglich wiederholte, was wäre dies für eine Wonne! War Israel zur Zeit Mose nicht in einem seligen Zustand, als an jedem Morgen das Brot vom Himmel herabkam und das ganze Volk ernährte, ohne dass es säte oder erntete? Sagte nicht die Verheißung, dass die Gemeinde der Endzeit das jetzt verborgene Manna wieder empfangen werde? Ich nähre euch, antwortet Jesus; ihr sollt nicht darben und das Lebensmittel nicht entbehren, das euch wahrhaftes Leben gibt, jenes, das am letzten Tag die Auferstehenden empfangen. Ich reiche euch Speise und Trank, doch nicht so, wie der begehrliche Traum der Galiläer es beschrieb, auch nicht so, wie er selbst in der Wüste denen, die ihn dort suchten, das Brot gereicht hatte, sondern so, dass er sein in den Tod gegebenes Fleisch zum wahrhaften, nicht täuschenden Brot macht, das ihnen das Leben wirklich verleiht, und sein im Tod verschüttetes Blut ihnen als den echten, nicht täuschenden Trank reicht, der ihren Durst wirklich stillt. Wie konnte Jesus sein Fleisch so hoch preisen? Bei den Frommen war es üblich, dass sie ihr Fleisch verachteten, und hatten sie dazu nicht guten Grund, da das Gute in unserem Fleische nicht heimisch ist? Es erniedrigt uns, füllt uns mit unseren begehrlichen Wünschen und führt einen Kampf gegen das, was als unser teuerster Besitz in unsere Vernunft und unseren Willen hineingelegt ist. Jesus dagegen konnte sein Fleisch preisen; denn er machte aus ihm das Mittel seines Gottesdienstes. Weil wir es zum Werkzeug der Sünde machen, ist es verächtlich und weil es uns durch unsere selbstsüchtige Begehrlichkeit knechtet, schützen und pflegen wir es, dienen ihm und geben es nur unwillig her. Jesus dagegen macht aus seinem Fleisch das Werkzeug seines Gehorsams und gibt es dem Vater und darum auch denen, die der Vater zu ihm führt. Diesen feierlichen und herrlichen Gebrauch macht er von seinem Fleisch und Blut dann, wenn er es in den Tod gibt. Er hieß sein Fleisch die Speise und sein Blut den Trank im selben Sinn, wie es seine Kreuzigung , seine Erhöhung und seinen Tod seinen Hingang zum Vater nannte und vom Tod des Hirten sagte, er habe damit den Wolf abgewehrt und die Welt überwunden. Meine Worte, sagte er, vergehen nicht; ebenso sagt er von seinem Fleisch, es wird nicht zerstört, und von seinem Blut, es vertrocknet und verwest nicht. Denn das, was mit ihm geschah, vollbrachte den gnädigen Willen Gottes und dieser bleibt immer wirksam und gibt uns allen das Heil.

Du richtest Dich, o Jesus, hoch auf, als Du zum Sterben gingst, und gabst dem, was Du tatest, eine Tiefe, die wir nicht ergründen, und eine Macht der Gnade, die wir nicht begreifen. Aus Deinem Sterben machtest Du für uns den Quell des Lebens. So legst Du uns die Verheißung aus, die der Erde den Frieden verkündet, weil Du geboren bist, und den Menschen Gottes Wohlgefallen schenkt, weil Du Dich zu ihnen hältst. Amen.