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Predigten zu Jona 2,7

"Ich fuhr hinab zu den Gründen der Berge; der Erde Riegel waren hinter mir auf ewig. Da führtest du mein Leben aus der Grube herauf, der HERR, mein Gott."

Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Dies ist uns zum Trost aufgeschrieben. Wir sollen deshalb allerlei Mut in dem Herrn ergreifen, besonders in der Zeit der Bedrängnis. Was dem Jona widerfuhr, widerfuhr auch dem David, widerfuhr allen Heiligen Gottes, besonders aber unserm teuren Herrn und Heiland Jesu Christo. In allen Psalmen hören wir ihn klagen, wie alle Wellen und Wogen Gottes über ihn hergingen. Aber das hat er auch bezeugt: "Du wirst meine Seele in der Hölle nicht verlassen, du wirst nicht zulassen, dass dein Heiliger die Verwesung sehe."

Christ ist erstanden, erlöst von Todesbanden. Darum muss es uns gelingen, dass wir Antwort bekommen, wenn wir zu ihm rufen, dass unsere Stimme gehört wird, wenn wir zu ihm schreien aus dem Bauch der Hölle. Darum werden wir nicht beschämt werden, wenn wir das Wort: Jedoch werde ich den Tempel deiner Heiligkeit wiedersehen, vernehmen lassen, auch dann, wenn wir denken, ich bin ausgestoßen vor seinen Augen. Habe sich auch die Erde auf ewig verriegelt über Gottes Kindern, er trägt die Schlüssel der Hölle und des Todes. Dieser unser starker Simson lässt sich nicht halten und sein Volk lässt er auch nicht halten durch Schloss und Riegel. Er hat uns sein Wort gegeben, das ist gewisser und wesentlicher als alle Macht des Verderbens und des Umkommens. Darum halten wir uns an ihn, so werden wir wohl Durchkommen mit ihm finden, und es wird endlich wahrhaftig dieses unser letztes Wort sein: "Du hast mich erlöst, o Herr, du treuer Gott."

Gott sieht auf uns und ehret, wer ihn ehret,
er fördert stets des frommen Mannes Gang.
Sein Weg gefällt dem Herrn, der ihn bewähret,
und wankt er auch, so wankt er doch nicht lang.
Gott greift ihn bei der Hand und er erfähret,
dass Gott ihn schützt vor seinem Untergang.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Die Menschen sind unbelehrbar. Jede Generation macht immer wieder die Fehler der Voreltern. Und es gibt Irrtümer, die sind einfach nicht auszurotten. Einer der ältesten Irrtümer ist der, dass man meint, man könne vor Gott fliehen. Das haben Adam und Eva schon versucht, als sie sich im Garten Eden versteckten vor Gott. Und wir probieren es auch immer wieder — und wissen doch, dass Er uns einholt — spätestens am Jüngsten Tage.

Der Jona hat es auch versucht. Und es ist ihm dabei ergangen wie all den andern: Er ist sehr unglücklich geworden. Er ist — wie er selbst sagt — dabei „ins Verderben" geraten. Wie froh und selig war er, als er wieder Frieden mit Gott hatte! Obwohl er in einer fürchterlichen Lage war, im Bauch des Fisches; obwohl er keinen Ausweg zur Lebensrettung sah, jubelte er aus diesem Frieden mit Gott heraus: „Herr, mein Gott, ich will dir Dank opfern...!"

Nun drängt sich uns die Frage auf: „Wie hat denn Gott ihn aus dem Verderben errettet?" Und da können wir nur die seltsame Antwort geben: Durch das Verderben! Gott ließ ihm seine Flucht nicht gelingen. Gott zerschlug ihm alle seine Planungen. Gott führte ihn in tiefes äußeres Verderben. Dadurch suchte Er ihn heim, so holte Er sich Sein Kind zurück. Wie hat Jona seinem Gott danken können für diese schwere Führung! Da liegt der tiefe Segen aller Nöte. Ein erfahrener Christ hat gesagt: „Alle Gerichte sind eingewickelte Gnade." Die Not ist Gottes Schäferhund, wodurch Er Seine verlaufenen Schäflein zur Herde zurückbringt. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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So sagt dankbar der Prophet Jona, der seinem Gott hatte weglaufen wollen und den sein Gott wiedergefunden hatte. „Du hast mein Leben aus dem Verderben geführt", so bekennen alle Kinder Gottes. Das ist die eigentliche und entscheidende Christenerfahrung. Und wenn wir nun fragen: „Wodurch hat denn Gott die Seinigen aus dem Verderben geführt?" — so lautet die seltsame Antwort: „Durch Verderben!"

Wir wollen es gleich genauer sagen: dadurch, dass einer für uns in das Verderben ging. Von diesem Einen sagt schon Jesaja: „Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen." Und: „Durch seine Wunden sind wir geheilt." Als Jona bekannte: „Du hast mein Leben aus dem Verderben geführt", stand er im Licht des verheißenen Kreuzes Jesu Christi.

Und nur im Blick auf dies Kreuz — aber im Blick auf dies Kreuz in voller Berechtigung und Gewissheit — bekennen alle wahren Christen: „Du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, Herr, mein Gott." Es ist eigentümlich mit diesem Kreuz Jesu Christi: Wie hat die Vernunft es zu ergründen versucht! Aber sie ist daran gescheitert. Da hat sie sich am Kreuze geärgert und erklärt: Das Kreuz muß weg! Nein! Die Vernunft des unerleuchteten Menschen wird nicht fertig mit dem Kreuz.

Aber seltsam: Wo ein Herz sein Verderben entdeckt hat, wo man den Zorn Gottes kennt und Sein Gericht im Gewissen erfährt, da versteht man auf einmal das Kreuz als Rettung, schaut auf, glaubt und jubelt: „Du hast mein Leben aus dem Verderben geführt." Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Man muss schon zweimal lesen, um sich zu überzeugen, ob das wirklich da steht. Oder ist es nicht verwunderlich, dass der Jona mitten im Verderben sagt: „Du hast mein Leben aus dem Verderben geführt"? Er war doch noch wirklich „im Verderben", der Jona, als er das betete. Er hatte vor Gott fliehen wollen. Aber Gott hatte ihn schrecklich eingeholt. Und nun war er im Bauch des geheimnisvollen Fisches, den „der Herr verschaffte". In demselben Gebet schildert er das Schauerliche seiner Lage: „Du warfst mich in die Tiefe mitten im Meer, dass die Fluten mich umgaben; alle deine Wogen und Wellen gingen über mich."

Das ist doch „im Verderben sein". Wie kommt er denn nun dazu, zu danken, dass er aus dem Verderben geführt sei, wo er doch mitten drin ist? Hatte ihm die Verzweiflung den Verstand verrückt? O nein! Der Jona macht uns in diesem Gebet unerhört deutlich, dass auch die schrecklichste Lage kein wirkliches Verderben ist; dass es nur ein einziges Verderben gibt: mit Gott nicht in Ordnung sein, vor Ihm auf der Flucht sein, Seinen Zorn im Gewissen verspüren.

Das allein ist Verderben. Und in diesem Verderben war der Jona, als er seine Flucht vor Gott begann. Oh, er war ein frommer Mann gewesen, ein Prophet. Auch ein Kind Gottes kann sich so von Gott lösen, dass es „ins Verderben" gerät. Und seht, von diesem Verderben spricht hier Jona. In der Tiefe des Meeres ist er heimgekehrt zum Frieden mit Gott. Da hat ihn der Herr wiedergefunden. Da hat der Jona Buße getan und Vergebung empfangen. Nun ist alles, alles gut — auch wenn noch alle Wellen über ihn gehen. Amen.