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Predigten zu Klagelieder 3,24

"der HERR ist mein Teil, sagt meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Der Herr ist mein Teil, spricht meine Seele."

Es heißt nicht: "Der Herr ist beinahe völlig mein Teil," auch nicht: "Der Herr gehört zu meinem Teil;" sondern Er selber ist Summe und Inhalt des Erbteils meiner Seele. Im Umfang dieses Gebiets liegt alles, was wir wünschen und besitzen können. Der Herr ist mein Teil. Nicht bloss seine Gnade, noch seine Liebe, noch sein Bund, sondern Jehovah Zebaoth selbst. Er hat uns erwählt zu seinem Erbteil, und wir haben Ihn zu unserm Erbe erwählt. Freilich muss der Herr unser Erbteil zuerst selber für uns erwählen, denn wir würden es von uns aus nicht getan haben; wenn wir aber wirklich berufen sind nach dem Vorsatz seiner erwählenden Gnade, so können wir singen: "Herr, Du bist mein bestes Teil, Meine Wonne, Schatz und Heil; Jesus, Gottes ew'ger Sohn, Bist mein Schild und großer Lohn." Der Herr ist unser allgenugsames Teil. Gott erhält es ja mit seinem Wesen; und wenn Gott schon in sich selber allgenugsam ist, so muss Er auch für uns der sein, der all unsern Bedürfnissen und Wünschen die vollste Genüge gewährt. Es ist nicht leicht, eines Menschen Verlangen zu befriedigen. Wenn er meint, er hätte alles erlangt, wonach sein Herz sich sehnte, so kommt er bald zu der Einsicht, dass noch etwas darüber hinaus liegt, und sogleich schreit der Nimmersatt im Herzen: "Gib her, gib her!" Aber alles, was wir nur immer wünschen können, ist in unsrem göttlichen Erbe vorhanden, so dass wir ausrufen: "Wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist Du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil." Wohl dürfen wir "unsre Lust haben an dem Herrn," der uns tränkt aus dem Strom seiner Freuden. Unser Glaube breitet seine Flügel aus und erhebt sich wie ein Adler in den Himmel der göttlichen Liebe, wo seine Heimat ist. "Das Los ist uns gefallen aufs liebliche, uns ist ein schönes Erbteil geworden." Freuen wir uns in dem Herrn allewege; zeigen wir der Welt, dass wir ein glückliches und seliges Volk sind, so dass sie ausrufen muss: "Wir wollen mit euch gehen, denn wir hören, dass Gott mit euch ist."


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Der Herr ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen.

Das sind Worte eines über den Jammer seines Volkes weinenden Gottesmannes, der mehr als zwanzig Jahre unter unsäglichen Leiden an seinem Volke gearbeitet hatte, ohne Frucht zu sehen; der Herr ist mein Teil, sprach seine Seele. Hätten die Juden ihn verstanden und auch so reden lernen, so wäre ihre Geschichte anders verlaufen, aber sie glaubten ihm nicht. Der gewöhnliche Mensch spricht: die Welt ist mein Teil, nach ihr geht sein Sinnen. Diese Sprache führt man, bis die Welt einen im Stiche lässt; dann sucht man, wenn es gut geht, neben der Welt auch den Herrn, so dass es heißt: die Welt und der Herr ist mein Teil. So treiben es manche lange, fast die ganze Zeit ihres Lebens. Wir können aber nicht zwei Herren dienen; wir können nicht Gottes und der Welt Freund sein. Kein Ehemann ist zufrieden mit der halben Liebe seiner Frau, er will ihre ganze Liebe haben. Dasselbe gilt von dem Herrn. Er arbeitet bei jedem Menschen darauf hin, dass er ihm sein ganzes Herz weihe, dass wir los werden von allen Banden, von aller Abgötterei. Hast du, liebe Seele! dieses Loslösen erfahren? Ist der Herr allein dein Teil? Ja, unser Gott darf uns manches nehmen, und dann meint man, man sei recht fromm, man habe vieles verleugnet und manches Examen gut bestanden; wenn aber „der, welcher dein Brot isst, dich mit Füßen tritt,“ wie wir es vom Heiland lesen, kannst du dann sagen: der Herr ist mein Teil? Herr, wenn ich nur Dich habe! Das musst du lernen; aber merke wohl, das lernt man nur in der Tiefe. Jeremias lernte es in der Grube, die voll Schlamm war, und im Kerker. So führt unser treuer Herr uns wohl auch hinab in eine Grube und merkt auf, bis von unserer Seite der Ruf aus der Grube erschallt: Herr, Du bist mein Teil. Ist das der Fall, dann wartet er noch ein wenig, bis wir hinzu setzen: darum will ich auf Dich hoffen. Und wenn er merkt, dass es ganz sicher ist, wir haben genug an ihm und vertrauen nur auf ihn, so zieht er uns heraus aus der Grube an Seilen seiner Liebe.

Mein Gott! ich danke Dir, dass Du mich lehrest an Dir genug haben. Fahre fort, mich zu erziehen, und wenn es noch mehr in die Tiefe geht, so lass mich Deine Treue um so mehr erfahren. Amen