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Predigten zu Klagelieder 3,40

"Prüfen und erforschen wir unsere Wege, und laßt uns zu der HERR umkehren!"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Lasst uns forschen und suchen unser Wesen, und uns zum Herrn bekehren."

Die Braut, die ihren in der Ferne weilenden Freund herzlich lieb hat, sehnt sich nach seiner Rückkehr; eine lange Trennung von ihrem Bräutigam und Geliebten ist ihrer Seele wie ein halbes Sterben; und so geht es den Seelen, die den Heiland von ganzem Herzen lieben, sie müssen sein Antlitz sehen, sie können es nicht ertragen, wenn Er lange verweilt auf den Scheidebergen und keine Gemeinschaft mehr mit ihnen hat. Ein vorwurfsvoller Blick, ein aufgehobener Finger ist für lieberfüllte Kinder ein herber Schmerz, wenn sie fürchten müssen, ihren lieben Vater beleidigt zu haben, und sie fühlen sich nur glücklich unter seinem Lächeln. Geliebte, so stand es einst auch mit euch. Ein ernstes Schriftwort, eine Drohung, einen Schlag mit der Rute der Heimsuchung: mehr bedurfte es nicht, um euch zu eures Vaters Füßen zu führen und den Ruf abzuringen: "Zeige mir, warum Du unzufrieden bist mit mir!" Steht es nicht mehr so? Kannst du dich damit zufrieden geben, deinem Jesu von fern nachzufolgen? Haben deine Sünden dich und deinen Gott voneinander geschieden, und fühlt dein Herz keine Unruhe darüber? Ach, ich möchte dich in aller Liebe warnen, denn es ist etwas Schmerzliches, wenn wir zufrieden dahinleben können ohne die Freude am herrlichen Glanz des Angesichts unsers lieben Heilandes. O, tun wir doch allen Fleiß, um solchen Schaden recht tief zu empfinden! Geringe Liebe zu unserm sterbenden Heiland, geringe Freude an unserm köstlichen Jesus, geringe Freundschaft mit dem Geliebten! Haltet ein wahrhaftiges Fasten in euren Seelen, wenn ihr bekümmert seid ob eures Herzens Härtigkeit! Denket daran, wo ihr zuerst Vergebung empfangen habt. Geht sogleich hin zum Kreuze. Dort, und dort allein, könnet ihr wieder Erquickung finden für eure Seele. Es kommt nicht darauf an, wie hart, wie fühllos, wie tot wir geworden sind; kehren wir heim zum Vaterhause in zerrissenen Kleidern, in Armut, in der Befleckung unsers natürlichen Wesens. Wir wollen dies Kreuz umfassen und in diese verschmachtenden Augen blicken; wir wollen uns baden in dem blutgefüllten Born: das wird uns zurückführen zu unsrer ersten Liebe; das wird uns unsern einfältigen, kindlichen Glauben wieder schenken!


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Lasset uns unser Wesen erforschen und prüfen und uns zum Herrn bekehren."

Nachdem Jeremia von den Trübsalen geredet hat, "dass man auf die Backen geschlagen" und "fälschlich gerichtet" werde, und von allem gesagt hat: "Wer darf denn sagen, dass solches ohne des Herrn Befehl geschehe?" fügt er hinzu: "Wie murren denn die Leute im Leben also? Ein jeglicher murre wider seine Sünde. Und lasset uns unser Wesen erforschen und prüfen und uns zum Herrn bekehren." Eine überaus wichtige Ermahnung, wenn wir recht von dem Übel erlöst werden wollen! Der Herr ist ein großer, getreuer Freund, ein Freund für die Ewigkeit. Er will die Seele erretten. Er will uns vom ewigen Verderben und von der Hölle erlösen. Wie unaussprechlich hart muss dann der äußere Mensch oft angegriffen werden, wenn der inwendige gesund und am Leben erhalten werden soll. Darum sei nicht so fleischlich gesinnt, dass du nur auf Menschen und äußere Umstände blickst, wenn dir etwas Böses widerfährt. Glaube doch, dass ein Gott unter uns lebt, der sogar die Haare auf unserem Haupte gezählt hat, und dass uns ohne Seinen Willen nicht das geringste Übel geschieht. Gehe in dich und erforsche dein Wesen, ob darin nicht etwas ist, worauf der Herr dich mit diesem plagenden Übel aufmerksam machen will. Wahrlich, wenn wir nicht bezaubert sind, werden wir bald merken, was der Herr bezweckt, und wir werden bekennen müssen, dass eine Sünde oder Untreue der Grund zu dem Übel ist, woran wir leiden. Wir werden finden und erkennen, dass wir uns nicht bei einem einzigen Übel, das uns trifft, entschuldigen können, dass es nicht im Zusammenhang mit unseren Sünden stände. Und solange du nicht die Hauptursache, nämlich deine Sünde oder Untreue, hervorsuchen und um Erlösung davon bitten willst, erhältst du, sofern du ein wahres Kind bist, das für den Himmel erzogen werden soll, keine Ruhe in deiner Seele.

David redet davon, "die Sünde vor dem Herrn zu verschweigen", d. h. vor dem Angesicht des Herrn die Sünde nicht einzugestehen und Gnade zu suchen. Er sagt davon: "Da ich es verschweigen wollte, verschmachteten meine Gebeine durch mein tägliches Heulen; denn Deine Hand war Tag und Nacht schwer auf mir usw. Da sprach ich: Ich will dem Herrn meine Übertretung bekennen. Da vergabst Du mir die Missetat meiner Sünde. Dafür werden Dich alle Heiligen bitten zur rechten Zeit; darum, wenn große Wasserfluten kommen, werden sie nicht an dieselben gelangen." Sieh hier den Weg, von dem Übel erlöst zu werden.

Hast du dagegen Ruhe in der Sünde, hast du Ruhe im Festhalten an einer dir bewussten Untreue oder Sünde, dann ist die Befreiung von dem äußeren Übel dein größtes Unglück, dann erwartet dich eine neue Sorge in der Ewigkeit. Darum, welches Übel uns auch immer treffen mag, in welche Not wir auch immer geraten mögen, wir werden nicht beten können: "Erlöse uns von dem Übel", ohne dabei an unsere Sünden zu denken. Doch dies gilt von wahren Kindern Gottes, die den Geist der Furcht des Herrn in ihrem Herzen haben. Und dann wird es auch nicht lange währen, auch wenn die äußere Not anfangs alle unsere Gedanken in Anspruch nimmt und bis unser Auge sich auf das innere richtet, dass wir erkennen und darüber nachdenken, was der Herr bezweckt. Dann geht es, wie gesagt, so, dass du keine Ruhe hast und keine rechte Zuversicht zum Herrn haben kannst, bevor du Ihm nicht deine Sünden bekannt, dich nicht selbst angeklagt und gerichtet hast und dir die Schuld an allem beimissest, indem du sagst: "Ich habe tausendmal mehr als dieses Übel für Zeit und Ewigkeit verdient, denn ich habe gesündigt. Errette mich, errette mich von meiner Sünde!" Denn in dem Augenblick, in dem wir uns so vor dem Herrn demütigen, erhalten wir wieder Trost und Erquickung und eine kindliche Zuversicht zu Seiner Gnade, neben der Gewissheit: Der Herr wird mein Gebet erhören, Er wird mich von allem Übel erlösen.

Aber sieh! Alles, was der Herr tut, läuft darauf hinaus, dass Er unser größtes Übel, die Sünde, heilen, uns geistlich gesund und ewig selig machen will. Darum handelt er so oft geradezu gegen unsere Meinung und gegen unseren Willen. Er nimmt die äußere Not nicht weg, ja, oft auch nicht die innere, sondern lässt auch viel geistliches Böse unsere Seele plagen, unseren alten Menschen durch beständige Demütigungen ermüden und ermatten, wenn wir viel lieber gesund und stark sein wollten. "Der Herr führt die Seinen wunderlich."Darum lässt er das dich plagende Übel noch eine Zeitlang währen, vielleicht sogar die ganze Lebenszeit hindurch, und lässt außerdem ein neues Leiden hinzukommen. Das wird dir jetzt viel zu schwer, ja, unerträglich sein, du wirst dich an der Regierung des Herrn ärgern, wenn du nicht Seine treue Meinung und Absicht damit bedenkst und deinem Herzen einprägst, dich nämlich von dem größten Übel, der Sünde, zu reinigen und zu erlösen, deinen Geist, die Seele und den Leib zu heiligen und dich für den Himmel zu erziehen.

Wenn ein Mensch zu diesem klaren Bewusstsein kommt, kann er sich sogar "der Trübsal rühmen", sich über seine bittersten Erfahrungen freuen und Gott für dieselben danken und schließlich ein solcher Gnadenmensch werden, der die Sorge für besser als die Freude, das Leiden für besser als den Genuss, die Armut für besser als den Überfluss, die Verachtung für besser als die Ehre, den Tod für besser als das Leben hält.

Herr, mach meine Seele stille! O Allweiser, wenn mein Wille Nur in Deinem Willen ruht, Ja, dann strahlt trotz Leid und Schmerzen Fried' und Freude mir im Herzen; Dann ist alles, alles gut.